Josef sagt nichts, er handelt

Faith Impulse

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Helene Bindl

Predigthelferin


Predigt zu Jesaja 7,10-16 und Matthäus 1,18-25 am 4. Sonntag im Advent

Zum Bibeltext Jesaja 7

Zum Bibeltext Matthäus 1

 

Liebe Geschwister!
In der Lesung haben wir von König Ahas gehört. Er ist König von Juda, mit der Hauptstadt Jerusalem. Sein Reich wird bedroht von zwei Königen: Pekach von Israel und Rezin von Aram-Damaskus. Gott sagt ihm durch den Propheten Jesaja, dass er siegreich bleiben wird. Ahas kann das nicht glauben. Er hat Angst, er hat die Hoffnung auf Rettung verloren. Gott bietet ihm an, dass er ein Zeichen fordern kann von ihm, ein Zeichen der Verlässlichkeit Gottes, eine Bestätigung von ihm, dass er siegreich bleiben wird. Doch Ahas traut sich nicht. Gott beschließt, ihm von sich aus ein Zeichen zu geben. Der Prophet verkündet das Zeichen der Hoffnung auf einen Retter: Eine junge Frau wird einen Sohn zur Welt bringen, den wird sie Immanuel nennen, „Gott mit uns“. 

Matthäus greift diese Prophezeiung auf. Er erzählt die Weihnachtsgeschichte als Geschichte der Bedrohung und Gefahr, aber auch als Geschichte der Rettung, als die Geschichte des verheißenen Immanuel „Gott mit uns“. In dieser Erzählung spielt Josef eine große Rolle. Er ist ein Zimmermann aus Galiläa. Sein Stammbaum geht zurück bis zum König David. Josef lebte nach Gottes Willen. Das heißt, er hielt sich an die religiösen Gesetze, er war ein rechtschaffener Mensch. Dieser Josef war verlobt mit Maria. Eine Verlobung damals war praktisch schon eine Heirat, nur dass die Verlobten noch nicht zusammen lebten. Alles war, wie es sein sollte. Das Leben war geplant und alles war vorbereitet. Hochzeit, Kinder, ein normales Leben mit der Familie in Nazaret.

Und dann geschah das Unvorstellbare für Josef: Maria war schwanger! Für Josef stürzte eine Welt ein. Man kann sich die Enttäuschung des Josef vorstellen. Nach dem damaligen Recht hätte er sie anzeigen müssen, sie wäre bestraft worden. Doch Josef liebte seine Maria und wollte das nicht. Er dachte nach und grübelte, wie er Maria helfen könnte. So kam er auf die Idee, sich von ihr zu trennen, ihr still einen Scheidebrief zu geben. Es würde aussehen, als wäre er der Übeltäter. Josef wollte die Schuld für den Verstoß gegen das Gesetz auf sich nehmen. Er wollte ihre Ehre retten. Maria könnte im Kreis der Familie weiter leben. Er war fest entschlossen zu dieser Lösung. Im Traum erscheint ihm dann ein Engel. Der sagt ihm als erstes:

„Fürchte dich nicht!“

Matthäus 1,20
Die Bibel

Er erklärt Josef, was geschehen ist, dass die Schwangerschaft durch die heilige Geistkraft zustande gekommen war. Das ist gegen jede menschliche Logik. Doch Josef vertraut dem Engel, er vertraut Gott und Maria. Josef tut, was der Engel ihm gesagt hat. Er nimmt Maria zu sich und nennt das Kind Jesus.

Im Traum spricht der Engel von der Aufgabe, die Jesus erfüllen soll. Sein Name bedeutet: „Der Herr rettet“. Er wird heraushelfen aus allen Nöten, die das Volk Israel hat. Er wird Befreiung bringen aus allen Schwierigkeiten, aus der Ungerechtigkeit und Gewalt, die durch die römische Besatzung geschehen. Befreiung von Korruption und den Mittätern aus dem eigenen Volk. Jesus wird Heil, Hoffnung und Frieden bringen, nicht nur für das ganze Volk, sondern auch für für jede und jeden, die oder der auf den Herrn hofft. Die Zeit der Erfüllung dieser Hoffnung ist nahe.

Wir kennen die Geschichte und die handelnden Personen: der Engel verkündet, zuerst der Maria, später verkündet eine Engelschar die Geburt des Retters. Maria spricht mit dem Engel, stimmt der Aufgabe zu und singt das Magnificat, das Lob Gottes, der die Niedrigen erhöht und die Hohen von ihrem Thron stößt. Die Hirten sagen es voll Freude weiter: "Heute ist der Retter geboren!" Nur von Josef ist kein einziges Wort überliefert. Er sagt nichts dazu, er handelt. Er vertraut Gott und er vertraut Maria, dass diese unvorstellbare Geschichte von der Empfängnis durch die heilige Geistkraft wahr ist. Er ist da, an der Seite von Maria und von Jesus. Er beschützt sie, er flieht mit ihnen nach Ägypten, um sie dem Zugriff von Herodes zu entziehen. Josef ist da für sie und erfüllt damit den Auftrag des Engels.

Was für ein Gegensatz zu König Ahas! Angst, Verzweiflung und Lähmung beim König, Vertrauen, Zuversicht und Tatkraft bei Josef. Ich frage mich: Wo finden wir uns, wenn es um Vertrauen geht? Vertrauen auf Gott, Vertrauen in unsere Mitmenschen? Ich stelle mir vor, dass es uns unterschiedlich geht in dieser Hinsicht. Manchmal können wir vertrauen, dann wieder nicht. Ich bin mir aber sicher, wenn wir uns vor Augen führen, wie oft wir von Gott durch verschiedene Situationen getragen wurden, wie viele Menschen er uns zur Seite gestellt hat in unserem Leben, die uns geholfen haben durch ihr Da-Sein, durch Zuhören und Gespräche, wenn wir uns das immer wieder vergegenwärtigen, dann wird das Vertrauen wachsen. Dann können wir immer mehr glauben, dass Gott mit uns ist, der Immanuel, nicht nur zur Weihnachtszeit. 

Jedes Jahr feiern wir Weihnachten, jedes Jahr warten wir auf den Retter und Erlöser, obwohl er ja schon längst da ist auf der Erde, jedes Jahr feiern wir das Nahe-Sein Gottes in unserem Leben. In der Adventzeit bereiten wir uns vor, wir warten auf den Heiligen Abend. Ich bin sicher, dass die Erwartungen ganz unterschiedlich sind. Kinder warten auf Geschenke, natürlich auch die Erwachsenen. Das Geschenk der Nähe Gottes ist das größte, das wir bekommen können. Wenn wir uns Zeit nehmen, dieses Wunder immer wieder zu bedenken, dann sind wir vorbereitet für das Fest der Geburt des Immanuel. 

Das Volk Israel hat auch gewartet auf den Erlöser. Ungefähr 700 Jahre sind vergangen zwischen der Prophezeiung des Jesaja und der Geburt von Jesus, dem Retter. Aber er war ein ganz anderer als der erwartete politische Führer, der Israel befreien wird. 

So ist Gott: Er kommt zur Welt in einem Stall, er streckt seine Hand zur Versöhnung aus in einem Kind, er erklärt jede und jeden von uns zu Menschen seines Wohlgefallens. Weihnachten ist das Fest der Freude. Was müsste geschehen, dass Gott sich freut mit uns zusammen?

Gott freut sich, wenn wir an der Krippe stehenbleiben, bei Josef, Maria und dem Kind und uns wirklich berühren lassen von der Botschaft des nahen Gottes. Gott freut sich, wenn wir liebevoll und achtsam miteinander umgehen, uns nicht heimlich aus der Verantwortung füreinander stehlen, wenn wir ja zueinander sagen, trotz Belastungen und Krisen. Gott freut sich, wenn wir ja sagen können zu uns selber trotz Fehler, Schwächen und Schuld. Gott freut sich, wenn wir ja sagen zur Liebe, die niemanden vergisst, wenn wir uns einsetzen für die Ausgestoßenen, Heimatlosen und Verfolgten. Sie alle sind Menschen seines Wohlgefallens, unsere Geschwister und Geschwister des Kindes in der Krippe. Gott freut sich, wenn wir dem Gotteskind Raum geben in unserem Leben. 
Amen.

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