Süß oder bitter

Faith Impulse

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Martin Obermeir-Siegrist

Pastor, Kinder- und Jugendwerk


Gedanken zum Monatsspruch für den November
Schokoladetortenstück mit Erdbeere vs. Grapefruit

Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, 
die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, 
die aus sauer süß und aus süß sauer machen.

Die Bibel
Jesaja 5,20 (Luther-Übersetzung)

Süß oder bitter

Mein 3-jähriger Sohn kann zwischen süß und bitter sehr klar unterscheiden. (Im hebräischen Text steht „bitter“.) Süßes ist für Kinder ein Hochgenuss. Bitteres meiden sie und spucken es auch wieder aus. Wenn Erwachsene versuchen, den Kindern etwas Bitteres als süß zu verkaufen, sind Kinder verunsichert. Denn sie sind auf die Kategorien angewiesen, die wir ihnen als wahr und richtig anbieten.  Wenn wir unseren Kindern etwa sagen: „Das tut doch gar nicht weh“, oder „Du brauchst keine Angst zu haben“, behindern wir die Entwicklung ihres gesunden Urteilsvermögens. Denn im Kern sagen wir: „Du darfst das Bittere nicht bitter finden.“

Die bittere Realität

Der Monatsspruch aus dem Jesajabuch lenkt den Blick auf die bittere Realität: Es gibt Reiche und Mächtige, die das Böse nicht aufdecken, sondern unter den Teppich kehren; die Ungerechte gerecht sprechen und Gerechte verurteilen; Sonnenklares verkehren sie in ihr Gegenteil, verdunkeln Sachverhalte und führen Menschen bewusst hinters Licht. Sie kümmern sich um ihren Profit und feiern ausschweifende Feste. Sie rechnen nicht damit, dass sie sich für ihr Handeln verantworten müssen und spotten über Gott. Sie verzerren die Wahrheit und versuchen ungerechte Verhältnisse als süß zu verkaufen, die doch für viele bitter sind.

Bei der Wahrheit bleiben

Was Jesaja vor rund 2.700 Jahren in Juda anprangert, sehe ich auch heute: Diejenigen, die von ungerechten Verhältnissen profitieren, festigen ihre Macht und vergrößern ihren Reichtum, indem sie Wahrheiten verschleiern und Sachverhalte verdrehen. Wir brauchen ihre Kategorien aber nicht zu übernehmen. Wir wissen, wie süß und wie bitter schmeckt. Achten wir also in unseren Beziehungen darauf, bei der Wahrheit zu bleiben und Dinge beim Namen zu nennen – in unseren Familien, Freundschaften und Gemeinden. Dann darf auch das Bittere als bitter stehen bleiben. Alles im Vertrauen auf einen Gott, der selbst aus Krisen und Tod, Hoffnung und Leben entstehen lässt.

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