Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben.
Faith Impulse
Laienprediger
Predigt von Bernhard Lasser anlässlich des Gottesdienstes mit dem Gedenken für die Verstorbenen am letzten Sonntag im Kirchenjahr.
Bibeltext für die Predigt
Johannes 5,24-29
24Amen, amen, das sage ich euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich beauftragt hat, hat das ewige Leben. Er kommt nicht vor Gottes Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.
25Amen, amen, das sage ich euch: Die Stunde kommt, ja sie bricht schon an: Da werden die Toten die Stimme des Gottessohnes hören. Und diejenigen, die den Ruf hören, werden leben!
26Aus sich selbst heraus schenkt der Vater das wahre Leben. Genauso hat er es auch dem Sohn gegeben, aus sich selbst heraus das wahre Leben zu schenken.
27Er hat ihm auch die Vollmacht gegeben, Gericht zu halten. Denn er ist der Menschensohn.
28Wundert euch nicht darüber: Es kommt die Stunde, in der alle Toten in ihren Gräbern seine Stimme hören.
29Sie werden alle herauskommen. Diejenigen, die Gutes getan haben, werden auferstehen, um das ewige Leben zu empfangen. Diejenigen aber, die Böses getan haben, werden auferstehen, um verurteilt zu werden.
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Der Bibeltext ist der BasisBibel entnommen. (c) 2021 Deutsche Bibelgesellschaft
Predigt
Liebe Gemeinde,
heute denken wir an die Menschen, die verstorben sind. Wir denken an Menschen, die wir vermissen. Vielleicht vermissen wir sie auch schon länger, vielleicht vermissen wir sie seit kurzem. Auf jeden Fall fehlen sie uns.
Zurückdenken
Wenn ich zurückdenke, woran ich mich erinnere bei geliebten Menschen, die verstorben sind, dann sind das: wie Menschen sich mir zugewandt haben, besonders wenn es mir nicht gut ging. Was sie bewegt hat, manchmal auch welche Musik sie gehört haben. Ich denke an besondere Momente, die ich mit diesen Menschen teilen durfte. Was mir auch in Erinnerung geblieben ist, ist wie sie mit anderen Menschen umgegangen sind. Das sind Erinnerungen, die bleiben. Und in der Trauer sind diese Erinnerungen sehr bedeutsam. Wenn ich an diese Menschen denke, an meine Oma, an einen bei einem Skiunfall jung verstorbenen Freund aus dem Tischtennisverein, dann ist da Traurigkeit, aber auch ein Lächeln, das mit den schönen Erinnerungen verbunden ist.
Wir schauen heute zurück auf die Zeit, die wir mit geliebten Menschen hatten. Wir denken an die Menschen, die verstorben sind. Wir nehmen uns Zeit für die Erinnerungen an sie. Wir schauen aber auch voraus, voraus auf unser Leben, das weitergeht und mit Gott weitergeht.
Der Tod und die zeitliche Begrenztheit des Lebens stellt uns vor die Frage, was wirklich wichtig ist. Diese Frage stellt sich besonders dann, wenn wir an die Begrenztheit des eigenen Lebens denken.
Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bedauern
Es gibt eine Liste von fünf Dingen, die Sterbende am meisten bedauern: Da ist der Wunsch, man hätte mehr Mut gehabt, das eigene Leben zu leben. Dann ist da der Wunsch, man hätte nicht so viel gearbeitet. Auch der Wunsch, man hätte den Mut gehabt, die eigenen Gefühle auszudrücken wird sehr oft genannt. Dann ist da der Wunsch, man hätte den Kontakt zu Freundinnen und Freunden aufrechterhalten. Und dann wünschen sich Menschen, sie hätten sich erlaubt, glücklicher zu sein.[1]
Wünsche, die sonst in unserer Zeit so wichtig erscheinen, kommen darin nicht vor. Die Menschen, die kurz vor dem Tod standen, haben sich nicht gewünscht, sie hätten mehr Geld verdient. Sie haben sich auch nicht gewünscht, sie wären erfolgreicher oder attraktiver gewesen. Oder für mich, ich wäre an der Universität erfolgreicher. Am Ende des Lebens zählen andere Sachen. Die Menschen haben sich gewünscht, sie wären mehr sie selbst gewesen und sie hätten mehr Zeit mit Freundinnen und Freunden und mit geliebten Menschen verbracht. Es zählt man selbst zu sein und es zählt gemeinsam verbrachte Zeit, die mit Familie, Ehepartnerinnen und Ehepartnern oder mit Freunden und Freundinnen verbracht wurde. Diese Liste an Dingen, die Menschen kurz vor dem Tod bereuten, kann auch uns zeigen, was wichtig ist und was im Leben Bedeutung haben sollte. Der Blick auf die eigene Endlichkeit gibt auch eine Klarheit, diese Dinge so zu erkennen. Mögen wir nach dem Handeln, was uns in Herzen und Seele wichtig ist.
„Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben.“
Ein Evangelium von Hoffnung und Gericht
Das Evangelium, das heute gelesen wurde, wird in der lutherischen Tradition am heutigen Tag, am Totensonntag oder auch Ewigkeitssonntag gelesen. Es handelt von Hoffnung, aber auch vom Gericht. Gott ruft die verstorbenen Menschen zu sich. Alle Menschen werden zu Gott gerufen, es wird niemand vergessen. Alle Menschen werden auferstehen.
„Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben.“[2]
Das ist eine wahrlich große Zusage. Gott ist unser Leben vor dem Tod wichtig, es ist nicht egal, wie wir handeln. Gott ist unser Schöpfer, und so stellt Gott auch gewisse Ansprüche daran, wie wir Menschen unser Leben gestalten. Jesus fasst das so zusammen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“[3] Dafür hat Gott uns geschaffen, damit wir Gott lieben von ganzem Herzen und ganzer Seele, und den und die nächste wie uns selbst. Jesus erklärt auch, was er damit meint. Mit den Kindern haben wir heute die Geschichte vom barmherzigen Samariter gehört, Jesus hat uns aufgefordert so zu handeln wie dieser Samariter. Menschliches Leid ist allgegenwärtig, die Straße nach Jericho, auf der der Mann unter die Räuber gefallen ist, dem dann der Samariter geholfen hat, ist zur Weltstraße geworden.[4] Man denke an die Nachrichten aus der Ukraine, wo seit über acht Monaten Krieg herrscht, oder an die Menschen, die im Mittelmeer ertrinken. Das sind nur zwei Beispiele für endloses Leid, das Menschen erleiden. Viele Menschen leiden, und es ist Gott nicht egal, was wir angesichts des Leidens tun. Das menschliche Leid wird auch nicht weniger, weil es weiter weg ist. Jesu Aufforderung so zu handeln wie der Samaritaner bleibt gültig, genauso wie es Gottes Auftrag an uns ist, Gott von ganzem Herzen und ganzer Seele zu lieben und die und den Nächsten zu lieben wie uns selbst.
Die Richtschnur ist klar vorgegeben, um nach ihr zu handeln sind wir angewiesen auf die Hilfe Gottes.
„Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.“
Gericht halten wird Gott
„Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.“[5]
Mit dem Gericht meint Jesus wohl die Beurteilung unseres Lebens und des Lebens aller Menschen nach den von Gott gegeben Maßstäben, wie wir Gott und unsere Nächsten geliebt haben. Dabei ist auch Gott klar, dass der Mensch das ohne Gottes Hilfe nicht vollbringen kann. Die Gnade Gottes ist im Voraus gegeben, und sie ist allen Menschen gegeben. Die Menschen können entscheiden, wie sie mit Gottes Geschenk der Gnade umgehen. Sie können ihr Leben an der Liebe zu Gott und den Mitmenschen ausrichten, und ein solches Leben aus Glauben zeigt sich in dem, was Menschen tun und in dem, was sie unterlassen. Es geht um einen Glauben, der in der Liebe tätig ist.
Im Gericht schaut Gott auf den einzelnen Menschen, und Gott kennt uns alle besser als wir uns selbst kennen. Menschen, die ausgebeutet oder misshandelt wurden, bekommen ihr Recht, ihre Seelen werden heil. Ein Heilwerden, das nur von Gott gegeben werden kann, „und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein“[6]. Auch wenn Menschen geholfen wurde, ist das Gott bekannt. Ebenso müssen sich die Täter und Täterinnen verantworten. Alles kommt ans Licht. Das Urteil fällt Gott und nicht wir. Und auch nicht die Kirche!
Gott wird barmherzig sein
Es wird auch berücksichtigt, was wir zu tragen hatten, wie wir aufgewachsen sind und was und wer einen Einfluss auf uns hatte. Auch wenn ich meinen sollte, dass meine Bilanz da schlecht ausfällt, verheißt der Text aus dem Johannes-Evangelium noch Hoffnung: „Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.“[7] Jesus meint damit ein Hören, das auf das Wort Gottes reagiert. Dass wir die Worte Gottes in unser Herz lassen und dass diese Botschaft unser Leben prägt.
Lasst uns denken an die Menschen, um die wir trauern; die Erinnerungen an sie bewahren, denn diese Erinnerungen sind das, was uns bleibt. Lasst uns darüber nachdenken, was im Leben wirklich wichtig ist, wofür wir die uns von Gott geschenkte Zeit auf dieser Erde nutzen wollen. Und lasst uns Gott bitten um seine Hilfe dabei, ihn und die und den Nächsten zu lieben wie uns selbst.
Amen.
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Quellenangaben:
[1] Vgl. Ware, Bronnie, 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen. München 2013.
[2] Joh 5,25, Einheitsübersetzung.
[3] Lk 10,27, Einheitsübersetzung.
[4] Vgl. Heydorn, Heinz-Joachim, Dreizehnter Sonntag nach Trinitatis – Lukas 10,25–37: Vorübergehender Glaube. In: Ders., Vermischte Schriften 1942–1974, hrsg. v. I. Heydorn/H. Knapper/G. Koneffke/E. Weick, Wetzlar 2006, S. 315–318, hier: S. 317.
[5] Joh 5,24, Einheitsübersetzung.
[6] Apk 21,4, Lutherbibel 2017.
[7] Joh 5,24, Einheitsübersetzung.
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