Was darf ich als Christ*in (nicht) tun?

Faith Impulse

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Dorothee Büürma

Pastorin, Kinder- & Jugendwerk


Gedanken zum Monatsspruch für den Monat Mai 2024

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. 

Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.

1. Korinther 6,12
Lutherbibel

Eine kurze historische Einordnung

Der Monatsspruch aus dem ersten Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth lässt schon darauf schließen, dass es auch in den frühen christlichen Gemeinschaften allerlei Probleme gegeben hatte.

Korinth war eine wichtige Handelsstadt zu Lebzeiten von Paulus. Dort blühte das Leben – und mit ihm die Seefahrt, das Feilschen, der Schwarzmarkt, die Ausbeutung und die Unmoral. Es gab reiche Menschen, die aus Gier immer mehr Besitz haben wollten. Sie feierten ihre Orgien auf Kosten der Bediensteten, der Sklaven, der Frauen, des einfachen Volkes. 

Auch in der frühen christlichen Gemeinde in Korinth gab es Menschen, die nicht auf die ärmeren Geschwister im Glauben Rücksicht nahmen. 
Es gab Mitglieder, die miteinander im Streit waren und gegeneinander vor Gericht zogen.
Die Gemeinde in Korinth litt unter den Verhaltensweisen einiger Mitglieder, die anderen Schaden zufügten. Als Beispiele nennt Paulus im 6. Kapitel unter anderem Diebstahl, Habgier, Alkoholmissbrauch, Verleumdung, Götzenanbetung und illegitime Beziehungen.

Was den Geschwistern im Glauben Schaden zufügt, dient nicht zum Guten!

Ist uns denn alles erlaubt? 

Über die Jahrhunderte des Christentums gab es viele Verbote und Gebote, an die sich „ein*e gute*r Christ*in“ halten musste. Alles war im christlichen Glauben sicherlich nicht immer erlaubt. 

Die Freiheit des Glaubens spielte für die Reformationsbewegungen eine große Rolle. Die starren Regeln der Kirche(n) wurden infrage gestellt und besonders Texte des Apostel Paulus wurde oft zitiert, wenn es um die Frage nach Recht und Freiheit im Glauben ging.

Martin Luther betonte beispielsweise stark den Zusammenhang zwischen Freiheit und Verantwortung der Gläubigen.

Und wenn wir heute von der Situation damals in Korinth lernen wollen, bedeutet das ganz praktisch zum Beispiel:
Eine verantwortungsbewusste Gemeinde fängt den Gottesdienst nicht frühzeitig an, weil der Pastor/ die Pastorin schon da ist, sondern zur geplanten Zeit, wenn die Gemeinde versammelt ist. Sie hält genug Brot und Kelch(e) bereit, damit alle am Abendmahl teilhaben können. Sie vertraut darauf, dass sich die Mitglieder nicht während der Gottesdienste streiten oder gar etwas stehlen.

John Wesleys "Allgemeine Regeln"

Wesley hat in seinen Allgemeinen Regeln ausgeführt, welche Dinge den Gläubigen zum Guten dienen und welche Verhaltensweisen besser gemieden werden sollten. 
Noch heutzutage nutzen methodistische Kirchen diese Regeln (auch adaptiert), um sich für Dinge, die zum Guten dienen, einzusetzen.
Deswegen wurden bei der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (United Methodist Church) im April/ Mai unter anderem auch die Sozialen Grundsätze überarbeitet. 

Was sind die Sozialen Grundsätze der Evan­gel­isch-meth­od­istischen Kirche?

Die grundlegenden Haltungen und Überzeugungen werden in den „Sozialen Grundsätzen“ der weltweiten Methodistenkirche formuliert. Diese sind Teil der Kirchenordnung. 
Erstmalig wurden die sozialen Grundsätze bei der Generalkonferenz, also der höchsten Leitungsebene der weltweiten Methodistenkirche, im Jahr 1972 veröffentlicht. 

Seitdem werden sie alle 4 Jahre an die brennenden Fragen der jeweiligen Zeit angepasst. 

Die 5 großen Überschriften sind: Die menschliche Lebensgemeinschaft, die soziale, die wirtschaftliche, die politische und die Weltgemeinschaft. Das „Soziale Bekenntnis“ bildet den Abschluss der sozialen Grundsätze.

Alle 4 Jahre werden sie bei der Generalkonferenz überarbeitet und an die Fragen des jeweiligen Kontexts angepasst.

Die menschliche Lebensgemeinschaft, die soziale, die wirtschaftliche, die politische und die Weltgemeinschaft. Das „Soziale Bekenntnis“ bildet den Abschluss der sozialen Grundsätze.

Nächstenliebe als Grundsatz

Wer die/den Nächste*n ehrlich lieben möchte, sollte es vermeiden, den Nächsten zu schaden. 
Man könnte also auch sagen: Christ*innen dürfen alles tun – solange es ihnen oder anderen nicht schadet!

Über allen Dingen soll immer die Liebe zu Gott stehen – nichts anderes im Leben soll mehr Macht über unser Leben ausüben. Nicht die Geldgier, nicht Ruhm oder Ehre, nicht die Statussymbole oder die eigene Bequemlichkeit und nicht einmal die Familie! 

Ist das überhaupt möglich?

Im Korintherbrief ist es deutlich, dass die Gemeinde schon damals mit diesem Lebensstil Schwierigkeiten hatte. Es hat eben doch auch unter den ersten Christ*innen immer wieder "gemenschelt"! 

Paulus hat das allerdings nicht daran gehindert, den Korinther*innen trotzdem immer wieder ihr Fehlverhalten aufzuzeigen und sie zur Veränderung aufzurufen. 

Mit John Wesleys theologischem Ansatz würde man beschreiben, dass Heiligung jedenfalls ein Prozess ist und nicht eine einmalige Erkenntnis. 

Ja, dürfen wir uns also freuen: Es ist möglich, eigenes oder kollektives Fehlverhalten zu ändern und schadhafte Lebensweisen abzulegen. 
Mit jedem Änderungsschritt gehen wir einen Schritt weiter auf dem Weg mit Gott (oder in der Heiligung, um ein Bild Wesleys zu verwenden)!

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