Erntedank: Eine Erinnerung, was im Leben wichtig ist!
Faith Impulse

Pastorin, Kinder- & Jugendwerk

Leben in Fülle
Wir feiern Erntedank.
Jedes Jahr erinnert uns dieses Fest, dass es gut ist, sich einmal ganz bewusst zu machen, in was für einer Fülle wir leben. Was uns alles geschenkt ist.
Dass wir ganz selbstverständlich im Supermarkt einkaufen können nach Lust und Laune – eingeschränkt nur durch unseren Kontostand!
Die Welt produziert im Überfluss. Die Menschheit hat mehr als genug zum Leben.
Doch wie gehen wir damit um?
Das Gleichnis vom reichen Bauern
Mich hat in diesem Jahr das Gleichnis Jesu vom reichen Bauern angesprochen.
Auch er lebt in einer Fülle, die ihm geschenkt ist. Er hat den Boden und das Wetter nicht beeinflusst, die ihm diese Fülle an Ernteerträgen beschert haben. Er darf mit vollen Armen und in volle Scheunen empfangen, weil die Bedingungen für das Wachstum so gut waren.
Ich sehe da viele Parallelen zu den Lebensumstände der meisten Menschen auch in Europa. Wir haben oft das, was wir essen und trinken nicht selbst angebaut. Auch wir profitieren davon, dass andere für uns arbeiten. Dass es immer besseres Saatgut gibt und Felder, die von immer größeren Maschinen bearbeitet werden.
Was haben wir dazu beigetragen oder geleistet?
Leben im Schlaraffenland?
Unser System des Kapitalismus hilft uns, dass wir Menschen zu einer Vielfalt von Produkten Zugriff haben; dass wir die Qual der Wahl haben im Supermarkt.
Dass es nicht von unseren Begabungen oder unserem Talent abhängt, ob wir Zugriff auf gute Nahrungsmittel haben. Wir können uns aussuchen, welche Dinge wir uns kaufen und leisten wollen. Und wir haben uns an diese Wahlmöglichkeiten gewöhnt.
Wehe, wenn der Markt um die Ecke das Lieblingsprodukt gerade nicht im Vorrat hat! Dann wird geschimpft, als hätten wir ein Grundrecht auf alles, was wir uns wünschen!
Unschöne Lebensmittel werden aussortiert und tonnenweise weggeworfen, weil sie sich im Supermarkt neben den perfekt aussehenden Varianten nicht verkaufen lassen.
Kinder, die Lebensmittel nur aus dem Supermarkt kennen, wundern sich, wenn Gurken nicht kerzengerade wachsen, sondern auch mal krumm sind.
Ein Mittag- oder Abendessen muss auch nicht mehr zeitaufwendig selbst gekocht werden – alles gibt es konserviert, verzehrfertig abgepackt im Regal zu kaufen.
Lebensmittel und die Industrie
Wir Verbraucher*innen entfernen uns immer weiter von den eigentlichen Nahrungsmitteln, für die wir Gott heute danken.
Das, was wir essen, wird oftmals durch ausgeklügelte chemische Prozesse von der Lebensmittelindustrie optimiert. Da wird mit Wasser gestreckt, mit Stärke gebunden, mit Vitaminen versetzt und künstlich optimiert – allerdings eher in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis als auf die Gesundheit der Menschen!
Giftige Zusatzstoffe, die u.A. krebserregend sind, werden unseren Standard-Nahrungsmitteln zugesetzt, weil sie die fertigen Supermarkt- oder Kantinengerichte länger konservieren oder besser aussehen lassen.
Lebensmittel, die wir in Fülle zur Auswahl haben, sind nicht nur zu unserem Überfluss produziert sondern oft auch, damit Großkonzerne Profite machen.
Ich denke an das Gleichnis vom reichen Bauern. Auch er häuft seinen Überfluss an. Investiert in immer größere Scheunen, damit immer mehr Ernte gelagert und entweder selbst verzehrt oder teuer weiterverkauft werden kann.
Dass dieses System nicht gut gehen kann, zeigt auch Jesus im Gleichnis. „Gott sagte zum Bauern: ›Du Narr! Noch in dieser Nacht werde ich dein Leben von dir zurückfordern.“
Die Welt ist ein Geschenk
Es ist wichtig, dass wir uns im Leben immer wieder daran erinnern, dass die ganze Welt ein Geschenk ist. Unser Planet ist nicht dazu geschaffen, dass wir ihn maßlos ausbeuten können. Das geht auf Dauer nicht gut.
Es ist alles vergänglich, sagt Jesus. Wer heute maßlos lebt, wird morgen die Konsequenzen erkennen.
Die biblischen Texte zeigen uns einen alternativen Lebensstil. Wir lesen davon im 2. Buch Mose (Exodus), in Kapitel 16. Das Volk Gottes wurde mit allem versorgt, was es brauchte, während es in der Wüste wanderte.
Solange die Menschen sich mit dem zufrieden gaben, was sie für den jeweiligen Tag brauchten, ging es ihnen gut.
Sobald sie sich aber aus Gier oder Faulheit Vorräte anlegen wollten, wurden die Nahrungsmittel schlecht.
Leben über die Maßen oder in Dankbarkeit?
In diesen beiden Geschichten wird ganz deutlich: Es ist nicht gut, wenn Menschen über die Maßen leben. Es ist nicht nötig, dass es einen ersten Trillionär auf dieser Welt gibt.
Das System gerät aus den Fugen und die Konsequenzen sind schon absehbar.
Wenn Vorräte ungerecht verteilt sind, kann das kein gutes Ende haben.
Deshalb ist Erntedank so wichtig. Es hilft uns, uns wieder einmal darauf zu besinnen, was uns im Leben geschenkt ist. Und worauf es eigentlich ankommt.
Dankbarkeit ist ein Ausdruck des Glaubens
Wenn wir im Gottesdienst unsere Erntegaben bringen, dann ist das auch ein Ausdruck unseres Glaubens.
Wir geben, weil wir dankbar sind für alles, was Gott uns schenkt. Das Geben ist ein wichtiger Teil unseres Lebens als Christ*innen.
Für unsere Gemeinde sind die Lebensmittel, die wir bringen, Symbole für viele weitere Dinge, die wir beitragen, weil wir Gott danken:
Wir bringen uns ein in Vorbereitungen und Feste.
Wir musizieren oder kümmern uns um die Kinder.
Wir helfen beim Richten oder Aufräumen.
All diese Beiträge sind Ausdruck unserer Dankbarkeit.
Anm.: Am Ende der Predigt folgte noch ein persönlicher Abschluss, der nicht im Internet veröffentlicht wird.
Glaubensimpulse