Jetzt ist die Zeit zu handeln
Faith Impulse

Pastorin

Es ist Mai! Wonnemonat! Wenn ich draußen spazieren gehe, sehe ich Blüten an den Bäumen. Ich rieche ihren Duft. Die Blumen zeigen ihre ganze Pracht. Da sind die summenden Bienen, und die Vögel singen ihr Frühlingslied. Die Sonne scheint und wärmt mich nicht nur von außen. Und endlich beginnt auch die Sommersaison in den Freibädern! Kein Wunder, dass ich manchmal einstimme in die Frühlingsklänge: „Alles neu macht der Mai, macht die Seele frisch und frei…“
Andere Klänge trägt der Monatsspruch aus dem ersten Kapitel des Buches des Propheten Joel in diesen Mai: Da ruft einer zu Gott. Aber es ist kein Loblied. Kein Trällern, das einem leicht über die Lippen geht. Es ist ein Hilfeschrei, eine Klage. Zu dir rufe ich, HERR. Auch bei den Mitgeschöpfen ist nichts anderes zu hören: Die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir. Da klingt gar nichts lieblich und frisch und frei und nach Frühling. Es klingt furchtbar. Und so sieht es auch aus: Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt … die Bäche sind vertrocknet. Verkohlt das Gras, braun und mit Rissen der Boden, wo Wasser fließen sollte. Das Leben hat keine Chance.
Eine düstere Szenerie in diesen alten Worten, ausgerechnet für den Wonnemonat.
Anfang April habe ich in den Nachrichten gehört, dass es schon in den ersten Wochen des Jahres bei uns viel zu wenig geregnet hat. Manche Bäume sind auch in diesem Jahr schon wieder deutlich zu früh verblüht. Und ob wir noch im Oktober wieder im T-Shirt herumlaufen? Ich bete, dass es in anderen Regionen dieser Welt nicht zu so schlimmen Waldbränden kommt wie in den vergangenen Jahren.
Das Joel-Buch endet mit der Hoffnung auf Rettung, die Gott schickt. Mit Bächen voller Wasser und Milch, die von Hügeln fließt. Und vielleicht tragen auch die Worte vom Anfang des Joel-Buches diese Hoffnung in sich. In der Klage, die uns zeigt: Jetzt ist die Zeit, zu handeln. Gerade jetzt. Im Hilferuf, der uns daran erinnert, dass da einer ist, der uns hört, und der uns die Kraft gibt, mutig zu tun, was es braucht. Für das Leben. Damit wir mit der ganzen Schöpfung in den kommenden Jahren noch Frühlingslieder singen können im Mai.