ORF lud Spitzen der Kirchen und Religionen zum Gedankenaustausch
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Auf Einladung von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann kamen am Mittwoch, 8. Jänner, Spitzen der Kirchen und Religionsgesellschaften im ORF-Zentrum zum Gedankenaustausch zusammen. Im Mittelpunkt der Begegnung am Küniglberg stand das Projekt „Was glaubt Österreich?“. Dabei hat sich die Religionsabteilung des ORF – in Kooperation mit der Universität Wien – mit der Frage beschäftigt, wie sich Glaube und religiöse Praxis der Menschen, die in Österreich leben, angesichts von Pluralisierung, Individualisierung und Digitalisierung verändern. Im Zuge des Treffens unterstrich Weißmann die Bedeutung der Kirchen und Religionen in der Gesellschaft und sagte: „Ihre Stimme ist tagtäglich gefragt.“ Davon zeuge auch die Religionsberichterstattung in TV, Radio und Online und ihr hoher Stellenwert im ORF.
„Der ORF soll ein ORF für alle sein, Vielfalt ist daher zentral für uns“, wurde Weißmann in einer Aussendung des ORF nach dem Treffen zitiert, wo es weiter hieß: „So wie sich die Gesellschaft verändert, verändern sich aber auch die Glaubens-, Sinn- und Wertvorstellungen der Menschen in Österreich.“ Es sei daher wichtig für den ORF, mit den Vertreterinnen und Vertretern der 16 in Österreich gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften darüber im Gespräch zu bleiben, denn: „Glaube und Werte sind zwar einerseits etwas höchst Persönliches, andererseits auch hochpolitisch“, erklärte Weißmann, der festhielt: „Woran die Menschen in Österreich glauben und welche Werte ihnen wichtig sind, bestimmt letztlich auch, wie wir in Österreich zusammenleben.“ Vor diesem Hintergrund wolle der ORF mit seinen Programmen „Verständnis füreinander und ein gutes Zusammenleben in Österreich fördern” und “verschiedenen Vorstellungen, Ansichten und Meinungen immer wieder miteinander ins Gespräch bringen“.
Fundierter Religionsjournalismus
Kardinal Christoph Schönborn ging in seiner Stellungnahme für das Treffen ebenfalls darauf ein, dass in der pluralen Gesellschaft verschiedene Religionen und säkulare Sinnangeboten friedlich nebeneinander bestehen. „Um das gute Miteinander der Religionen weiter zu fördern, ist ein Religionsjournalismus unerlässlich, der nicht nur fundiert informiert und Orientierung bietet, sondern auch von Respekt und Wohlwollen den anderen Religionen gegenüber geprägt ist“, betonte der Wiener Erzbischof. Einer “respektvollen und kritischen” medialen Berichterstattung komme daher eine große Verantwortung zu. “Ein solcher Journalismus, der sich durch Professionalität und Sachkenntnis auszeichnet, leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum Gemeinwohl”, so Schönborn.
“Gerade in Zeiten in denen einst sichere Gewissheiten ins Wanken geraten, und individuelle Lebensentwürfe sich aus verschiedensten, teils widersprüchlichen Quellen speisen, braucht es einen kompetenten Religionsjournalismus, der diese Quellen
benennen und einordnen kann, ohne sie zu bewerten”, unterstrich der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka in seinem Statement für die Begegnung. In einer Zeit, in der die Grundpfeiler der Demokratie wie die universelle Geltung der Menschenrechte, unabhängige Medien, Gewaltenteilung, Minderheitenrechte und die Religionsfreiheit zunehmend in Frage gestellt würden brauche es die “Verteidigung dieser demokratischen Grundfeste”, hob der Bischof hervor. Dies sei nicht allein Aufgabe politischer Akteure, sondern auch der Zivilgesellschaft und der Religionsgemeinschaften. Dem ORF komme hier eine wesentliche Aufgabe zu, diese Bemühungen um das Zusammenleben sichtbar zu machen, insbesondere im Punkt der Religionsfreiheit und des religiösen Dialogs, so Chalupka.
Am Ende der Begegnung bedankte sich der ORF-Generaldirektor bei Kardinal Schönborn für „die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit, die geprägt war von gegenseitigem Respekt bei gleichzeitiger guter kritischer Distanz“. Dabei würdigte Weißmann auch das verlässliche Eintreten des Kardinals für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Unterstützung für den ORF.
Gekommen waren auf Einladung des ORF u.a. die altkatholische Bischöfin Maria Kubin, Oberrabbiner Jaron Engelmayer und der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ümit Vural. Seitens der Evangelischen Kirchen nahmen neben Michael Chalupka der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld und der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs teil, mit dabei waren auch Diakoniedirektorin Maria Katharina Moser und der Theologe Ulrich Körtner. Neben weiteren Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen christlichen Kirchen und zahlreicher anderer Religionsgemeinschaften waren seitens der ORF-Info-Chefredaktion Johannes Bruckenberger sowie Stiftungsrat Bernhard Tschrepitsch und Publikumsrat Martin Schenk zugegen.
Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Barbara Krenn, Leiterin der ORF-Hauptabteilung „Religion und Ethik – multimedial“, die u. a. ausgewählte Ergebnisse der umfangreichen, vom Zukunftsfonds der Republik Österreich geförderten Studie „Was glaubt Österreich?“ vorstellte. Die repräsentative Studie der Universität Wien ist Teil des multimedialen Kooperationsprojekts zwischen ORF-Hauptabteilung „Religion und Ethik“ und Forschungszentrum „Religion and Transformation in Contemporary Society“ und gibt Auskunft darüber, was die Wert- und Glaubensvorstellungen der Menschen in Österreich angesichts der großen gesellschaftlichen Entwicklungen wie Säkularisierung, Pluralisierung und Digitalisierung charakterisiert. Von der Universität Wien berichteten Studienautorin Regina Polak und Studienautor Patrick Rohs über die Ergebnisse.
aus: evang.at, Foto:ORF
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