Protestieren und helfen
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Es dauerte auch nach den ersten radikalen Einschnitten, die Präsident Trump anordnete, einige Zeit, bis von offizieller Seite der United Methodist Church in den USA erste Äußerungen zu hören waren. So wandte sich der Bischofsrat der UMC angesichts der radikalen Einschnitte bei der Entwicklungshilfe (USAID)in einem Schreiben direkt an Donald Trump. Die Bischöf*innen forderten den Präsidenten darin auf, den Erlass zur Aussetzung aller US-Auslandshilfeprogramme aufzuheben. Das Schreiben blieb ohne Reaktion.
Klage eingereicht
Zusammen mit anderen jüdischen und christlichen Organisationen hatten außerdem drei methodistische Kirchenregionen in den USA und die »Kommission für Religion und Rasse« am 11. Februar eine Klage beim Bundesgericht in Washington eingereicht. Die Klage richtet sich gegen eine Massnahme der Trump-Regierung wenden, die Beamt*innen der Einwanderungsbehörden mehr Spielraum für Verhaftungen in religiösen Gebäuden wie Kirchen oder Synagogen gibt.
Sensible Orte schützen
Die Kommission für »Kirche und Gesellschaft« (General Board of Church and Society, GBCS) stellt Methodist*innen in der USA aktuell auf ihrer Website eine E-Mail-Vorlage zur Verfügung, mit der sie sich an ihre jeweiligen Abgeordneten und Senator*innen wenden können. Diese sollen einen vom Abgeordneten Adriano Espaillat und von Senator Richard Blumenthal eingebrachten Gesetzesentwurf, den »Protecting Sensitive Locations Act«, unterstützen. Damit würden Immigrant*innen an sensiblen Orten vor dem Zugriff durch die Behörden geschützt. Der Gesetzesentwurf nennt als solche sensiblen Orte unter anderem Einrichtungen des Gesundheitswesens, religiöse Orte, Gerichtsgebäude und Anwaltskanzleien.
Eine breite Koalition von Kongressabgeordneten unterstützt den Gesetzentwurf als Mitunterzeichner*innen. Über 580 Organisationen aus verschiedenen Bereichen wie dem Gesundheitswesen, dem Bildungswesen und religiösen Einrichtungen befürworten den Vorstoss ebenfalls, darunter sind auch die UMC und das GBCS und andere methodistische Einrichtungen.
Über Rechte aufklären
Die Jährliche Konferenz (Kirchenparlament) von Iowa, zu der rund 158 000 Methodist:innen in Iowa gehören, bietet am 20. März für ihre pastoralen Mitarbeiter*innen eine Schulung per Zoom an. Eine Rechtsanwältin und die Assistentin der Bischöfin informieren darüber, wie der rechtliche Rahmen im Umgang mit Migrant*innen aussieht. Was ist den Beamt*innen der Einwanderungsbehörde erlaubt – und was nicht? Auch andere Jährliche Konferenzen in den USA haben ähnliche Schulungen angeboten oder führen sie in naher Zukunft durch.
Gegen Ausgrenzung demonstrieren
Am 27. Februar verabschiedeten die Abgeordneten des Bundesstaates Iowa ein Gesetz, mit dem der Schutz der Geschlechtsidentität aus dem Gesetz über die Rechte von Bürger*innen von Iowa gestrichen wurde. In seiner jetzigen Fassung erlaubt dieses Gesetz demnach Arbeitgeber:innen, medizinischen Einrichtungen, Ladenbesitzer*innen und Vermieter*innen transsexuellen, nicht-binären Personen allein aufgrund ihres ersichtlichen Status als transsexuelle Person Dienstleistungen oder Arbeitsstellen zu verweigern.
Rund 2 500 Personen, darunter auch Methodist*innen, hatten am Tag der Entscheidung vor dem Parlament von Iowa demonstriert, um gegen die Verabschiedung des Gesetzes zu protestieren. Mit demonstriert hat auch der methodistische Pfarrer Gregory S. Neal zusammen mit seinem Ehemann. Er versichert seinen »transsexuellen Geschwistern« in einem Facebook-Post: »Wir werden nicht aufhören, für eure Rechte einzutreten. Der Kampf geht weiter, bis alle Kinder Gottes – über das gesamte Spektrum der von Gott geschenkten Schönheit hinweg – in der Gleichheit und Gerechtigkeit der Freiheit sicher sind. Denn solange nicht alle frei sind, ist keiner von uns frei.«
Die Stimme erheben
Mit einem pastoralen Schreiben ging am 3. März die für Iowa zuständige Bischöfin Kennetha J. Bigham-Tsai auf die Entscheidung ein. »Ich bin untröstlich über die von den Abgeordneten in Iowa verabschiedeten und von Gouverneurin Kim Reynolds unterzeichneten Gesetze, die den Schutz der Bürgerrechte von Transmenschen in Iowa aufheben», schreibt Bischöfin Bigham-Tsai. Sie fordert auf, sich klar zu machen, was hier geschehen sei: «Eine Gruppe wurde ausgesondert.« Dieser einen Gruppe seien auf Staatsebene die grundlegenden Rechte von Bürger*innen aberkannt worden.
Das öffne der Diskriminierung Tür und Tor. »Eine winzige Minderheit, die ohnehin schon unverhältnismässig stark schikaniert wird, wird noch verletzlicher gemacht. Das ist nicht der Weg Christi.« Sie sei stolz auf alle Methodist:innen, die ihren Abgeordneten geschrieben oder sie angerufen haben oder die zum Parlamentsgebäude gegangen seien, um zu demonstrieren.
Dann wendet sich die Bischöfin direkt »an unsere Trans-Geschwister«: Was hier in Iowa und in den USA geschehe, sei erschreckend und entmutigend. »Ich bewundere eure Integrität und euren Mut. Wir sehen euch. Ihr seid nicht ausgestoßen. Und ihr seid nicht allein.«
Konflikte vermeiden
Das rasante Tempo, mit dem Präsident Trump an die Umsetzung seiner Agenda ging, scheint nicht nur, aber auch die United Methodist Church unvorbereitet getroffen zu haben. National, regional und lokal ist Kirche aktuell vor allem darum bemüht, die geschlagenen Wunden notdürftig zu verbinden. Die Verantwortlichen scheinen zudem davor zurückschrecken, die methodistische Kirche angesichts der stark polarisierten Meinungen schon wieder einer Zerreißprobe auszusetzen. Sich auf die Ebene des diakonischen Handelns zu beschränken, halten die Verantwortlichen offensichtlich für den gangbareren Weg.
aus: EmK Schweiz