Gott lieben
Faith Impulse
Pastorin, Erwachsenenbildung
In manchen evangelischen Bibelausgaben sucht man das Buch Jesus Sirach vergeblich. Es gehört zu den sogenannten apokryphen Schriften des Alten Testaments. Das sind diejenigen biblischen Bücher, die zwar in der griechischen Ausgabe der Septuaginta vorliegen, jedoch nicht in den hebräischen Bibelhandschriften zu finden sind. Im Fall des Buches Jesus Sirach, das nach seinem Autor benannt ist, sind im 19. Jahrhundert einige Abschnitte aufgetaucht, die in hebräischer Sprache verfasst sind.
Jesus Sirach ist ein Vertreter der Weisheitsliteratur. Es geht dabei um ein vor allem durch Lebenserfahrung angeeignetes Wissen. In der biblischen Weisheitsliteratur wird dieses Wissen an Gott zurückgebunden. So beginnt auch das Buch: „Alle Weisheit kommt vom Herrn und bei ihm ist sie in Ewigkeit.“ (Sirach 1,1) Der erste Abschnitt endet mit dem Monatsspruch für den September: „Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.“
Um so eine Aussage zu machen, braucht es wohl einiges an Lebenserfahrung und Lebensalter. Ein Mensch schaut zurück und fragt sich: Was trägt mich in meinem Leben? Wodurch habe ich Hilfe erfahren? Was hat mich gestärkt – gerade auch in schwierigen Zeiten?
Es ist die Beziehung zu Gott, die ein tragfähiges Fundament bildet. Die Liebe zu Gott wird dadurch gefestigt, dass man sie regelmäßig pflegt – so wie in jeder Beziehung. Dazu gehört das Gespräch – auch Gebet genannt – und das Hören auf Gottes Wort. Es ist die Bereitschaft in sich hinein zu hören: Was will mir Gott sagen? Wie zeigt er sich mir? Wo gibt er mir seine Liebe zu erkennen, sodass ich ihn wiederum lieben kann? Und dann erweist es sich: Diese Liebe zu Gott hält auch dann, wenn viel anderes wegbricht und nicht mehr gelebt werden kann. Oder wie es ein Psalm, der auch zur Weisheitsliteratur gerechnet wird, sagt: „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“ (Psalm 73,25-26)
Glaubensimpulse