Danken

Faith Impulse


Predigt zum Thema Danken als christliche Praxis

Liebe Schwestern und Brüder!

Am Beginn des neuen Jahres möchte ich über ein, meines Erachtens, zentrales Thema christlicher Praxis sprechen. 
Ein Thema das ich als richtungsweisend erfahre. 
Und ein Thema, welches das Leben verändern kann.

Das Thema ist Dank, Danken oder Dankbarkeit. 

Damit man dieser Predigt gut folgen kann, habe ich die einzelnen Punkte einfach dem Wort DANKE zugeordnet. 
Ich hoffe das hilft als Gedankenstütze, um das Gesagte gut aufnehmen zu können.

Beginnen wir mit dem ersten Buchstaben „D“ und der steht für mich für Demut.

Und bevor jetzt einige innerlich abschalten und sich denken „Demut, wie verstaubt ist das denn…“ sage ich es ganz frank – wie mein Name und der bedeutet ja auch frei, also offen heraus: Ich finde Demut cool. 

Vor vielen Jahren hatte ein Mitglied aus meiner Gemeinde ein T-Shirt mit dem Schriftzug „Demut“. Fand ich wahnsinnig cool. Bin leider nie auch zu so einem T-Shirt gekommen. 

Demut hat für mich rein gar nichts mit Unterwürfigkeit zu tun. 
Sondern mit einer realistischen Betrachtungsweise meiner selbst. 
Meiner selbst im Angesicht Gottes.

Und Gott ist niemand, der mich erniedrigt, sondern mir im Gegenteil meine Würde gibt. Demut ist für mich eines der besten Wörter um das Verhältnis zwischen Geschöpf und Schöpfer auszudrücken. 
Immer in dem Wissen, dass dieser Schöpfer mich liebt und es gut mit mir meint.

So und im Kontext des Dankens kann Demut uns in der Geschichte verankern. 
Was heißt das? 
Das heißt, wir – du und ich – sind geworden. 

Wir sind nicht einfach so, wie wir jetzt und heute sind, vom Himmel gefallen. 
Nein, sondern wir sind geworden. 

Und dass wir so geworden sind, verdanken wir ganz Vielem außerhalb unserer selbst. Deshalb Demut.

Du hast heute einen tollen Job und bist angesehen und erfolgreich. 
Das sei dir gegönnt, aber das verdankst du doch nicht ausschließlich dir selbst. 
Sondern zu großen Teilen deinen Eltern. 
Deinen Lehrerinnen und allen, von denen du etwas lernen konntest. 

Deinem Umfeld oder noch grundlegender dem Zeitpunkt und dem Ort deiner Geburt.

Dieses erste „D“, die Demut, hilft uns in stiller Bescheidenheit dankbar zu sein für all die Dinge, die wir nicht selbst gemacht haben. 
Sondern die uns zu Teil geworden sind.
Die wir empfangen haben.

Der zweite Buchstabe, das „A“, steht für mich für Anteilnahme oder Anerkennung.

Wer „Danke“ sagen kann, sieht die Andere oder den Anderen. 
Wenn wir jemandem danken, dann sehen wir, was er oder sie tut. 
Entweder für uns tut. 
Oder für jemand anderen tut. 
Für die Gemeinde tut. 
Für das gemeinsame Miteinander tut. 

Und genau so wichtig wie das Sehen ist auch das Gesehen werden. 

Klar, in christlichen Kreisen wird das von den Betroffenen gerne herunter gespielt. „Nein, keine Ursache“. 
„Nein, das wäre jetzt doch nicht nötig gewesen.“ 
„Nein, das war doch selbstverständlich.“ 

Mag ja alles sein, aber jetzt einmal ganz ehrlich: 
So ein Lob tut schon gut, oder? 
Wenn jemand sieht, wo wir uns angestrengt oder eingesetzt haben, ist schon nice, oder? 

So ein Dank – das wärmt die Seele und das ist gut so!

Einander zu sehen und einander zu danken wärmt die Seele und tut uns gut. 
Das Gegenteil, nicht gesehen zu werden und unbedankt zu bleiben, tut uns auf Dauer gar nicht gut, aber bleiben wir heute einmal beim Positiven: 

Danken heißt Anteilnahme und Anerkennung.

Damit komme ich jetzt zum dritten Buchstaben und das ist das „N“. 

Und diesem „N“ ordne ich jetzt einmal die Begriffe Nachdenken oder Nachsinnen zu. Was ich unter diesem Stichwort „Nachdenken“ ansprechen möchte, ist der unterbelichtete Bereich der Bewahrung. Unterbelichtet, das meine ich hier ganz wörtlich: kein Licht – wir sehen es viel zu wenig. 

Dankbar zu sein für die guten Dinge, die geschehen sind, ist auch ein aktiver Vorgang, aber relativ leicht. 
Dankbar zu sein für die Dinge, die wir selbstverständlich hinnehmen, die aber nicht selbstverständlich sind, ist eine ganz andere Übung. 

Nehmen wir das Beispiel Straßenverkehr. 
Einmal ganz grundsätzlich sind da tonnenschwere Geräte mit sehr hohen Geschwindigkeiten auf unseren Straßen unterwegs, die uns mit Leichtigkeit töten können. Laut Google ist das im letzten Jahr 384 mal passiert – also täglich. 
Täglich stirbt ein Mensch in Österreich im Straßenverkehr.

Das soll euch jetzt nicht davon abhalten auf die Straße zu gehen, aber was ich sagen möchte ist: 
Gott bewahrt uns auch. Und dafür können wir dankbar sein.

Oder anders gesagt: 
Nicht jedes Leid, das uns geschieht oder das wir ertragen müssen, ist das Schlimmste und Ungerechteste, das man sich vorstellen kann.

Das Bewusstsein der Bewahrung kann uns helfen, das eigene Leid oder Unglück einzugrenzen. Es nicht zu groß werden zu lassen. 

Oder noch einmal anders gesagt: 
Bewahrung hilft uns Gott im Blick zu behalten. Gott ist und bleibt derjenige, der uns erhält und für uns da ist.

Mit dem vierten Buchstaben „K“ – „K“ für Kraft – möchte ich uns daran erinnern, wieviel Kraft, wieviel positive Lebensenergie, im Danken steckt. 
Danken, so erlebe ich das im eigenen Leben, ist der Schlüssel zum Glücklichsein.

Danken ist der Schlüssel zum Glücklichsein.

Denn im Danken sehe ich nicht den Mangel, sondern die Fülle. 
Ich danke ja meistens für das, was ich empfangen habe, und nicht für das, was mir fehlt. Danken öffnet mir die Augen für all das Gute, das Schöne, das Wertvolle, das Lebenswerte, das mir geschieht. 

Und sei es, wie an einem der letzten, vergangenen Tage, wo ich mich einfach für die wundervollen Sonnenstrahlen bedankt habe. Auf meiner kleinen Fahrradtour bin ich unterwegs stehen geblieben, habe mit geschlossenen Augen das Gesicht der Sonne zugewandt und leise Danke gesagt. 

Danke, Gott, dass ich das erleben kann. 
Dass ich mich an dieser Wärme freuen kann. 
Danke, dass du, Gott, mir nahe bist.

Das ist doch etwas vom Schönsten und Großartigsten, was wir Menschen erfahren können: dass Gott uns nahe ist. 

Und mir kommt vor – ganz absolut setzen möchte ich es nicht – aber mir kommt vor, dass wir Gott im Dank am nächsten kommen können.

Jedenfalls bringt mich das zum letzten Punkt, zum letzten Buchstaben. Und das ist das „E“ welches ich mit Einsicht oder Erfahrung in Verbindung bringen möchte. 

Es ähnelt ein wenig dem vorigen Punkt vom Glücklichsein, wenn ich Danken mit der Erfahrung der Weite in Verbindung bringe. 
Danken öffnet. 
Danken macht frei. 
Danken lässt einem das Herz aufgehen.

Und in Wirklichkeit ist das eine Körpererfahrung. 
Das ist nichts, was wir uns ausdenken oder was vom Kopf gesteuert wird. Beobachtet euch einmal selbst beim Danken: Da bist du nicht in dich selbst verknautscht. Da beißt du nicht mit voller Kraft auf die Zähne oder ballst die Fäuste. Da legst du deine Stirn nicht in Falten.

Unwillkürlich öffnet uns der Dank und so glaube ich, dass ich nicht zu weit gehe, wenn ich behaupte, dass der Dank wirklich ein Geschenk Gottes ist.

Das Lied "Danke für diesen guten Morgen" bringt es meinem Gefühl nach mit der letzten Strophe wirklich auf den Punkt:

„Danke, ach Herr ich will dir danken, dass ich danken kann!“

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