Frei von Hunger und Durst?

Faith Impulse

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Helene Bindl

Predigthelferin


Predig zu Epheser 4,25-5,2 und Johannes 6,35.41-51

Liebe Geschwister!
Die Vorstellung, dass wir nie mehr Hunger haben, nie mehr Durst verspüren müssen, ist zwar schön und verlockend, aber gänzlich unrealistisch. Beim Abendmahl sprechen wir vom Leib Christi oder vom Brot des Lebens, das uns gereicht wird. Wir essen davon mit Ehrfurcht und erinnern uns an Jesus Christus. Und dann zu Mittag sind wir hungrig und essen, was wir zubereitet haben. Also: Was heißt, nie mehr zu hungern, nie mehr Durst haben?

Offensichtlich muss es im übertragenen Sinn verstanden werden. Welchen Hunger und Durst stillt Jesus? Was bedeutet "Brot des Lebens"?

Vielleicht kennt ihr Menschen, die irgendetwas Extremes tun müssen, um sich lebendig zu fühlen. Sportarten, die zuweilen ein hohes Risiko beinhalten, Drogen, die ein intensiveres Erleben oder Fühlen möglich machen, Tanzen bis zum Umfallen. Arbeiten mit Stress, um damit Geld und Anerkennung zu gewinnen. Alle diese Beispiele können zur Sucht werden, machen abhängig und können letztlich den Lebenshunger nicht stillen.

Wir wollen uns lebendig fühlen, doch manchmal suchen wir Menschen das Leben am falschen Ort.
Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens.

Für die Menschen damals war Brot ein Grundnahrungsmittel. Die Herstellung war zeitaufwendig. Zuerst mussten die Körner gemahlen werden, meist auf flachen Steinen mit der Hand. Arbeit, die Kraft erfordert. Dann den Teig zubereiten und schließlich wurde das Brot gebacken, so eine Art Fladenbrot.

Für uns heute ist es manchmal schwer, uns zu entscheiden, welches Brot wir kaufen. Die Fülle des Angebotes ist überwältigend. Schwarzbrot, Weißbrot in verschiedenen Formen, Vollkornbrot, Dinkelbrot, Salzstangerl, Flesserl, viele Arten und Preisklassen stehen zur Auswahl.

Die Werbung lockt mit fantasievollen Namen: Vitalbrot, Vitalweckerl- also Lebensbrot, obwohl manchen das gar nicht bewusst ist. In einer Bäckerei gibt es Dinkelseelen zu kaufen. Sie schmecken sehr gut. Aber worauf sich der Hersteller beruft oder welchen Sinn der Name hat, weiß ich nicht.

Brot in Hülle und Fülle. Doch der Hunger und Durst nach erfülltem Leben wird nicht dauerhaft gestillt damit. Das kann nur Jesus! Indem er sich uns zuwendet und uns ganz annimmt, indem er uns zeigt, wie der Schöpfer uns liebt und wertschätzt, indem Jesus uns in die Verbindung mit dem Vater bringt. So werden wir angeschlossen an eine nie versiegende Quelle des Lebens.

Wenn wir das einmal zutiefst erfahren haben, wie Gott sich uns liebevoll zuwendet, jeden Tag, ein ganzes Leben lang, dann ist der Hunger und Durst nach dem Leben gestillt. Wir brauchen keine Anstrengungen mehr, um uns lebendig zu fühlen. Das Höchste, das ein Mensch erreichen kann, ist schon passiert. Der Gott der Liebe lebt durch Jesus Christus in uns und erfüllt unsere Herzen. Damit haben wir ein neues Leben.

Im Epheserbrief lesen wir von den Auswirkungen des neuen Lebens:
Von der Lüge zur Wahrheit,
vom Zorn zum Frieden,
vom Streit zur Vergebung,
von der Bosheit zur Barmherzigkeit,
von der Erbitterung zur Güte,
von bösen Worten zu guten Worten, die aufbauen und stärken.

Kurz gesagt: Das Leben wird von der Liebe bestimmt, der Liebe zu Gott, zu unseren Mitmenschen und der Liebe zu uns selbst.
Die Verwandlung vom alten Leben in ein neues geschieht nicht schlagartig. Sie ist ein Prozess, der unser ganzes Leben andauert.

Ich möchte euch ein bisschen Zeit zum Überlegen geben, zum Nachdenken. Gibt es diese Veränderung in meinem Leben, vom Zorn oder der Erbitterung hin zu Frieden und Barmherzigkeit? Entspreche ich mehr dem neuen Lebensstil? Wie lasse ich mich von der Liebe Gottes anleiten in meinem Leben? Wie hat die Liebe mich verändert und verändert mich weiterhin in meiner Lebensweise? Fallen mir Begebenheiten ein, wo ich mich nicht so verhalten habe, wie es der Liebe entspricht? Kann ich etwas gut machen, wo ich Fehler begangen habe?

[Pause]

Ich weiß schon, wir Christen sind auch nur Menschen. Wir machen Fehler, verhalten uns nicht immer so, wie es dem Vorbild von Jesus entspricht. Die Frage ist: Lasse ich die Liebe in mir wirken und mich verändern? Fällt es mir auf, wenn ich rechthaberisch bin und Mitmenschen dadurch kränke? Bin ich bereit zu verzeihen, wenn mir Unrecht geschieht? Kritisiere ich mit harschen Worten oder kann ich Fehlverhalten ansprechen in einer Weise, die zu einer guten Lösung führt und ermutigend und bestärkend wirkt?

Der Mut zur Selbsterkenntnis, das Aushalten der Fehler und die Gewissheit, dass Jesus mit uns ist in allem annimmt, machen Veränderung möglich. Dadurch wachsen wir ins neue Leben hinein.

In den Evangelien wird der Weg beschrieben, den die Jünger mit Jesus gehen. Er lehrt sie und im Leben mit ihm lernen sie neue Haltungen zu den Mitmenschen, gewinnen neue Einsichten und lernen verstehen, was Nachfolge wirklich heißt.

Lassen wir uns immer mehr von der Liebe Christi bestimmen, vertrauen wir mehr seiner Liebe und seiner Vergebung. Das befreit uns von alten Lasten und ermöglicht uns neues Leben in Christus.
Amen.

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