Gedanken­strich März 2024

Faith Impulse

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Dr. Stefan Zürcher

Bishop UMC Central and Southern Europe


Weil das Leben stärker ist

»Kirchengebäude kann man schließen, aber nicht die Kirche«. Diesen Satz sagte einer unserer algerischen Pfarrer an einem Treffen in Tunis (Tunesien) im Februar 2024. Und dann erzählten er und seine Kollegen von eindrücklichen Beispielen aufkeimenden und blühenden kirchlichen Lebens trotz behördlich geschlossener Kirchen und dem Verbot, sich zu versammeln: von Menschen, die an die Haustür klopfen und nach einer Bibel fragen oder mehr über Jesus und den Weg des christlichen Glaubens erfahren möchten; von solchen, die zum Glauben finden oder Anschluss an Klein- und Kleinstgruppen suchen, die sich unter der biblischen Verheißung treffen: »Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.« (Matthäus 18,20) Äußerer Druck muss das Leben der Kirche nicht ersticken, sondern kann es im Gegenteil sogar fördern, ist ihre Erfahrung.

Mir ist in diesem Zusammenhang ein Bild in den Sinn gekommen, das Jesus gebraucht hat: »Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.« (Johannes 12,24) Jesus wies damit auf die Notwendigkeit seines Todes für die Welt hin. Durch Leiden und Sterben zum Leben! Das Geschehen um den Tod von Jesus und seine Bedeutung ist einzigartig. Aber steckt hinter dem Zusammenhang von Leiden, Sterben und neuem Leben nicht eine Erfahrung, die wir auch in anderen Bereichen beobachten können? Eben zum Beispiel im Erleben der Kirche? Beschränkungen und Hindernisse von außen, abnehmende Möglichkeiten innen, das Loslassen-Müssen gewohnter Denkweisen und Formen kirchlichen Lebens… Das sind meist sehr schmerzliche Prozesse, die wir nicht herbeisehnen. Aber wenn sie uns doch treffen, müssen sie keineswegs das Ende bedeuten. Was uns aus den Händen genommen wird, müssen wir nicht mehr festhalten. Leere, geöffnete Hände sind bereit, neues Leben zu empfangen.

Noch ein anderes Bibelwort kommt mir in den Sinn, eines von Jesaja: »Seht, ich schaffe Neues, schon sprießt es, erkennt ihr es nicht?« (Jesaja 43,19) Bisherige Erfahrungen, selbstverständliche Gewohnheiten, vielfältige Möglichkeiten, falsche Erwartungen – unser Blick kann so von diesen gefangen sein, dass wir das Neue, das Gott schafft, schlicht übersehen. Aber auch das, was nicht mehr ist, der Mangel oder Hindernisse oder Enttäuschungen können unseren Blick erstarren lassen. Darum ruft Jesaja den Zuhörenden zu: Seht doch! Lenkt euren Blick weg von diesen und schaut hin, mit offenen Augen, wach, aufmerksam, unvoreingenommen! – Wo gehen in unserem Umfeld feine Keimlinge von Gottes zuvorkommender Gnade auf? Wo ist aufsprießendes Leben erkennbar – als Zeichen der Hoffnung und als Einladung zum Vertrauen?

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