Glanz, Fasching und Masken
Faith Impulse

Pastorin, Kinder- & Jugendwerk
Heute (2.3.2025) ist der letzte Sonntag vor der Fastenzeit.
Verklärung in der Leseordnung
Im Kirchenjahr steht nach unserer weltweiten ökumenischen Leseordnung heute die sogenannte "Verklärung" im Mittelpunkt.
Wir haben Bibelstellen aus dem Ersten und Zweiten Testament gehört (Anm.: siehe Untertitel oder Links) von unterschiedlichen Menschengruppen zu ganz unterschiedlichen Zeiten.
Schon in der Geschichte über Mose ist mir aufgefallen, wie gut dieses Thema in unsere heutige Zeit passt.
Die Erfahrungen von Mose
Mose hatte auf dem Berg eine ganz besondere Erfahrung gemacht. Diese Erfahrungen der Verklärung passieren in der Bibel übrigens oft auf Bergen. Denn die Berge waren ja nach dem damaligen Weltbild besondere Orte. Man stellte sich vor, dass Gott oben, über den Wolken lebt. Und die Menschen unten auf der Erde. Also war es natürlich klar, dass Menschen Gott auf den höchsten Bergen so nah wie möglich waren. Es gab ja auch einen Versuch, einen Turm zu bauen, um noch näher an Gott heranzukommen. Der war aber gescheitert.
Doch Mose hatte diese Gottesbegegnungen. Zuvor schon im brennenden Dornbusch und dieses Mal in den Wolken, auf dem Berg.
Mose bemerkte erst gar nicht, dass die Begegnung mit Gott ihn verändert hatte. Er strahlte über das ganze Gesicht hinaus. Das Volk Israel, dessen Anführer er war, sah sofort, dass etwas anders war. Sie hatten Angst, Mose nahezukommen oder ihn anzuschauen.
Erst durch die Reaktion der Mitmenschen merkte Mose, dass er sich verändert hatte.
Und dann setzte er sich eine Maske auf (in seinem Fall eine Priestermaske), um das göttliche Strahlen zu verstecken.
Masken verdecken
Eine Maske verdeckt, was dahinter steckt.
Das ist ja irgendwie auch ein Motto des Faschings. In diesen Tagen verkleiden sich Menschen allerdings nicht, weil sie ihren göttlichen Glanz verstecken wollen, sondern um spielerisch eine andere Person zu sein. Um zu schauen, wie es sich anfühlt, wenn man als Pirat oder Prinzessin durch den Tag geht.
Für Kinder ist es ein Spiel, aber das Verkleiden hilft, sich in andere Menschen hineinzudenken. Und es hilft natürlich auch, sich selbst einmal neu auszuprobieren.
"Masken" in unserem Alltag
Masken tragen wir Menschen im übertragenen Sinn in unterschiedlichen Situationen im Leben. Wir passen uns an das Umfeld an und versuchen, unsere Maske, unser Reden und Handeln entsprechend anzupassen.
Ich merke das ja an mir selbst: Es gibt Zeiten, da finde ich es absolut wichtig, im Kollarhemd oder im Talar aufzutreten, um ganz offiziell in der Verkleidung der ordinierten/ geweihten Pastorin aufzutreten.
Und zu anderen Zeiten, zum Beispiel wenn ich meine Kinder in der Schule abhole, ist es mir am angenehmsten, wenn meine Verkleidung aus Jeans und Turnschuhen besteht.
Masken können eine neue Identität schenken
Während meinem Studium in Manchester, Nordengland, habe ich einen Rezeptionisten an unserem College kennenlernen dürfen. Er saß jeden Tag im Eingangsbereich und hat die Studierenden, die Dozent*innen und alle Gäste willkommen geheißen. Er war immer sehr höflich und professionell und aber auch recht zurückgezogen.
Nach einigen Jahren habe ich zufällig mitbekommen, dass er in seiner Freizeit gern in die Verkleidung als Drag Queen schlüpft. Und in diesem Outfit, mit dieser Maske, konnte er eine ganz andere Persönlichkeit annehmen und ausleben.
Es war ihm zuerst unangenehm, als ich ihn darauf angesprochen habe, aber dann hat sich im Gespräch vieles gelöst und er war zu mir danach immer besonders freundlich.
Masken & Glanz
Manchmal kann es also auch heilsam sein, wenn wir erkennen, wer hinter der Maske steckt. Und es tut gut, Menschen mit ihrem besonderen Glanz anzusehen und in ihnen zu erkennen, was sie zum Glänzen bringt.
Im Fall von Mose war es eindeutig die Begegnung mit Gott, die seine Ausstrahlung verändert hat. Ja, die ihn als Menschen verändert hat.
Die Verklärung im 2. Korintherbrief
Auch in der zweiten Lesung aus dem zweiten Brief von Paulus und Timotheus an die Korinther wird diese Verklärung angesprochen. Paulus kannte natürlich die Geschichte von der Verklärung des Mose gut.
Und er schrieb darüber unter anderem:
Auf dem Gesicht des Mose lag ein so heller Glanz,
dass die Israeliten nicht hinsehen konnten.
Dabei war das doch ein Glanz, der wieder verging.
Wie viel mehr wird dann erst der Dienst,
der vom Heiligen Geist bestimmt ist,
Gottes Herrlichkeit aufstrahlen lassen!
Mit diesem Dienst spricht er das Leben aus dem Glauben an und in der Nachfolge von Jesus Christus an.
Er schreibt weiter:
Der Herr aber, das ist der Geist;
und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
Wir alle sehen die Herrlichkeit des Herrn
mit unverhülltem Gesicht wie in einem Spiegel.
Dabei werden wir selbst in sein Ebenbild verwandelt.
Wir bekommen immer mehr Anteil an seiner Herrlichkeit –
so wie es der Geist des Herrn bewirkt.
Glaube verändert
Der Glaube kann uns Menschen verändern. Er kann uns verwandeln. Auch wir können diesen Glanz des Glaubens ausstrahlen.
Ich frage mich oft, was die Menschen um uns herum hier in Aigen sehen, wenn sie an der Kirche vorbeigehen und unseren Gottesdienst sehen. Oder wenn sie uns aus der Kirche kommen sehen. Strahlen wir dann etwas aus? Sind wir dann verändert, durch die Zeit, die wir Gott widmen an diesem Ort und in dieser Gesellschaft?
Haben wir etwas von der Herrlichkeit des Glaubens verspürt? Und zeigt sich das auch, wenn wir nicht mehr in diesem Raum und beieinander sind?
Glänzende Ausstrahlung durch Liebe
Letzten Sonntag haben wir uns über die Liebe Gedanken gemacht. Die Liebe, die wir für Gott haben, für uns selbst, für einander und für unsere Feinde.
Und wenn ich mich daran erinnere, dann ist mir bewusst: Ja, wir strahlen sicher etwas aus, wenn wir diesen Auftrag zu lieben ernst nehmen. Wenn wir versuchen, diese Liebe in allen Situationen des Alltags in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn wir im Geist des Herrn handeln, dann wird seine Herrlichkeit in uns sichtbar.
In unserer heutigen Zeit, in der so viele unterschiedliche Wahrheiten existieren,
in der die Welt immer stärker polarisiert ist,
in der Menschen sich immer mehr nur mit denjenigen umgeben, die die eigenen Ansichten teilen,
in der manche Masken fallen und Bedrohungen sichtbar werden,
ist der Geist der Liebe und Barmherzigkeit Christi dennoch am Werk. Paulus hat die Gemeinde in Korinth dazu ermutigt, diesen liebenden Glanz bewusst auszustrahlen.
Was er als Gründer der Gemeinde bewirkt hat, ist sichtbar an der Gemeinde. Er schreibt (mit Timotheus):
Unser Empfehlungsschreiben seid doch ihr.
Ihr seid in unsere Herzen geschrieben,
und alle Menschen können es lesen und verstehen.
Ja, es ist offensichtlich:
Ihr seid ein Empfehlungsschreiben, das von Christus kommt.Zustande gekommen ist es durch unseren Dienst.
Es wurde nicht mit Tinte geschrieben,
sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes.Es steht auch nicht auf Steintafeln, sondern in den Herzen der Menschen.
Auch wir sind diese Empfehlungsschreiben, die von Christus kommen.
Auch wir schreiben sie nicht auf Papier oder mit dem Computer, sondern in die Herzen unserer Mitmenschen.
Gott schenke uns dazu immer wieder neu den Glanz der göttlichen Liebe.
Amen



Glaubensimpulse