Wir sind auf einem guten Weg

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Am Donnerstag, 13. Mai 2021, feiert Bischof i.R. Heinrich Bolleter seinen 80. Geburtstag. 
Bischof i.R. Heinrich Bolleter feiert seinen 80. Geburtstag.

So manchen Meinungsaustausch an Konferenzen im In- und Ausland schloss er mit den Worten «Wir sind auf einem guten Weg!» ab – und machte vielleicht gerade dadurch immer wieder deutlich, dass Glauben und Vertrauen kein Besitz sind, sondern ein Prozess.

Der am 13. Mai 1941 in Zürich geborene Heinrich Bolleter wuchs in einer methodistischen Familie auf. Es war deshalb nicht so überraschend, dass ihn sein Weg in die Jungschar und den Jugendbund führte – und gerade diese Zeit sollte sich als prägend für seinen Glauben und für die spätere Berufung in den Dienst als Pfarrer erweisen. Nach Abschluss seiner schulischen Ausbildung bis zur Matura mit einem Spezialdiplom in Mathematik und Physik spielte er mit dem Gedanken, Forst-Ingenieur zu werden und nach Alaska auszuwandern. Doch dann entschied er sich zum Theologiestudium am kircheneigenen Seminar in Frankfurt am Main (Deutschland). Mit gerade einmal 24 Jahren bekam er 1965 seine erste Dienstzuweisung nach Baden. 1969 wurde er zum Ältesten der EMK ordiniert. In den folgenden 20 Jahren wirkte er in den EMK-Gemeinden in Baden, Zürich-Wipkingen, Thalwil und Zofingen. Daneben war er von 1974 bis 1985 auch für die Redaktion und Herausgabe der Zeitschrift «Kirche + Welt» verantwortlich.

1989 wählten ihn die Delegierten der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa – als Nachfolger von Bischof Franz Schäfer – zum neuen Bischof dieses Gebietes. Kaum hatte er seinen Dienst angetreten, kam es im östlichen Mitteleuropa und auf dem Balkan zu einer politischen Wende. Dies führte auch zu einer Neuorientierung und einem Wiederaufbau der EMK in den verschiedenen Ländern dieser Region. In einer reichen Vielfalt an Glaubensbiographien, Sprachen und Kulturen baute Bischof Heinrich Bolleter mit der ihm eigenen Menschenzugewandtheit zahlreiche Brücken und blieb mit den Frauen und Männern seiner Kirche – und auch darüber hinaus – unterwegs. Er erlebte, wie Gott in schwierigen Zeiten Kraft schenkte und neue Perspektiven eröffnete, und wie an vielen Orten das Leben blühte und Früchte trug.

Nachdem ihm 2006 für seine Brückenbauerdienste zwischen Ost und West das Grosse Silberne Ehrenzeichen mit Stern der Republik Österreich verliehen worden war, bemühte er sich ab 2007 – ein Jahr nach seinem Eintritt in den Ruhestand – als Genfer Sekretär des Weltrates Methodistischer Kirchen um ein glaubwürdiges, gemeinsames Zeugnis der Kirchen auf weltweiter Ebene. Sein waches Interesse an weltweiten Zusammenhängen und sein offenes Herz für Menschen der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa und darüber hinaus hat Bischof Heinrich Bolleter bis heute nicht verloren. Zwar ist sein Bewegungsradius kleiner geworden – umso mehr engagiert er sich heute aber mit und für Menschen, die aus anderen Kulturen in die Schweiz eingewandert sind, so zum Beispiel arabischsprachige Menschen.

Bischof Heinrich Bolleter ist seinen Weg nicht allein gegangen. Seit 55 Jahren ist er mit seiner Frau Marta verheiratet, die ihn in seinen Aufgaben unterstützt, begleitet und ergänzt hat, und die, gerade auch im Unterwegssein mit anderen Frauen der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa, ihre eigene Farbe eingebracht hat.

Mögen Bischof Heinrich Bolleter und seine Frau Marta, zusammen mit ihren drei Kindern und deren Familien, auf dem Weg in die Zukunft immer wieder erfahren, dass der Weg, den sie gehen, «ein guter Weg» ist – weil der Auferstandene vorausgeht, ihnen nahe ist, ihre Hoffnung stärkt und ihr Herz mit Frieden erfüllt.

 

Bolleter mit Ehefrau Marta

Dankbarkeit für die Spuren des Segens

Bischof Heinrich Bolleter hat in seiner Dienstzeit als Pfarrer und Bischof viele Segensspuren hinterlassen. Dies unterstreichen auch die Geburtstagsgrüsse von einigen Frauen und Männern, die ein Stück Weg mit ihm geteilt haben.

So sagt zum Beispiel Ana Palik-Kunčak, ehemalige Superintendentin der EMK in Serbien: «Unter Bischof Bolleters Aufsicht haben wir als EMK in Serbien einiges Schönes erlebt. In dieser Zeit ist die Kirche gewachsen – und dies, obwohl es schwere Jahre für unsere Gesellschaft waren. Aber Bischof Bolleter hat die politischen und gesellschaftlichen Umstände gut verstanden und hat sich an unsere Seite gestellt, um uns in Serbien zu helfen. Zu seiner Zeit gehört der (Um-)Bau der Kirchen in Šid, Pivnice, Kisač und Vrbas. Dafür sind wir sehr dankbar. Gleichzeitig wurde aber auch das geistliche Wesen der Kirche gebaut. Es wurden Seminare organisiert, junge Menschen wurden auf dem Weg zum pastoralen Dienst unterstützt, persönliche Gespräche wurden geführt. Mit seiner Herzlichkeit konnte er sich gut in unsere Umstände hineinversetzen und Lösungen suchen und finden.»

Auch Josef Červeňák, ehemaliger Superintendent der EMK in Tschechien unterstreicht Bischof Bolleters Einfühlungsvermögen: «Als äusserst freundlicher und geduldiger Mensch konnte sich Heinrich in die komplizierten Situationen einfühlen, die nicht nur das bischöfliche Gebiet, sondern auch die einzelnen Länder und die Familien der kirchlichen Mitarbeiter betrafen. In beruflichen und persönlichen Angelegenheiten verstand er mich und unseren gemeinsamen Dienst nicht nur in der Sprache, sondern auch im Herzen. Als Beispiel für seinen Charakter, seine Liebe, seine Geduld und sein Einfühlungsvermögen mag ein wichtiges Gespräch bei einem Pastorentreffen dienen, bei dem ein so lebhafter Meinungsaustausch stattfand, dass wir mit der Übersetzung nicht mehr nachkamen. Als es mir gelang, die Situation zu beruhigen, wollte ich den Inhalt und die Bedeutung der Debatte für den Bischof im Detail zusammenfassen. Lächelnd und fest sagte er: ‚Du musst mir nichts sagen, ich verstehe, was los ist.‘ Und er bot eine Lösung an!»

Urs Eschbach absolvierte seine theologische Ausbildung in Frankfurt am Main zur gleichen Zeit wie Heinrich Bolleter und ist seit 60 Jahren persönlich und beruflich mit ihm verbunden. «Er war mein Bischof, als ich Distriktsvorsteher in Basel war. Besonders hilfreich war mir seine verständnisvolle, einfühlsame und ermutigende Begleitung in der Krankheitszeit meiner Frau Käthi und nach ihrem Tod. Bei meiner Heirat mit Elsbeth gestaltete er am 19. Dezember 1998 den Gottesdienst zum Hochzeitsfest und hielt die Predigt über Kolosser 3, 12-15. Zieht für euren gemeinsamen Lebensweg Erbarmen und Güte an. Zieht das Kleid der Demut und Milde an. Ertragt euch gegenseitig und vergebt euch. Werdet Menschen, die danken können. Das sind bleibende Gedanken aus der Predigt. Herzlichen Dank dafür.»

Hanna Wilhelm hat Bischof Heinrich Bolleter, gerade auch in ihrer Tätigkeit als Distriktsvorsteherin, als eine herzliche, offene, humorvolle und konstruktiv-kritische Persönlichkeit erlebt. «Sein Weitblick und seine hohe Professionalität in seiner Gestaltung als Bischof mitzuerleben, auch in den verschiedenen Ländern, war sehr lehrreich und beeindruckend für mich. Dafür bin ich ihm dankbar.» Und sie fügt an: «Ein wesentlicher Charakterzug, neben vielen anderen, ist seine wertschätzende Persönlichkeit, wie er Menschen begegnete und immer noch begegnet und mit ihnen ein Wegstück in der Arbeit gegangen ist, sie gefördert und auch herausgefordert hat – und dies in guten und schwierigen Zeiten. Mit seinem tiefen Glauben an einen liebenden Gott hat Heinrich die Kirche geleitet. Mit seiner frohen Botschaft war er bei den Menschen, hat viele Samen in die Herzen gelegt, und diese sind herangereift, konnten wachsen und wurden geerntet und gehen als Spuren des Segens weiter!»

Für Pavel Procházka, ehemaliger Superintendent der EMK in der Slowakei, ist Bischof Heinrich Bolleter ein Mann, der eine freie Dimension methodistischer Verbundenheit und gegenseitiger Verantwortung für die Ausbreitung des Evangeliums gebracht hat. «Wir haben Bischof Heinrich Bolleter als Gottes Gesandten des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung wahrgenommen. Ich habe seine Bodenständigkeit und seine Werte immer mit Bewunderung betrachtet. Bischof Bolleter unterstützte die Expansion der Kirche in der Slowakei. Der Segen war, dass er seinen Mitarbeitern vertraute, (…) und nach Jahren des Misstrauens haben wir von ihm gelernt, wieder zu vertrauen und auf die Ehrlichkeit anderer Menschen zu setzen.»

Roland Wehrli verbindet insbesondere eine ausgeprägte Sozial-, Sach- und Methodenkompetenz mit Bischof Heinrich Bolleter. «Ich bin dankbar für seine liebe, aufmerksame, offene, aber nicht einengende Art in den vielen Begegnungen seit 1962 bis heute. Besonders erwähnenswert sind die ersten Jahre seiner Bischofstätigkeit, als ab 1990/91 die DDR, die Sowjetunion und Jugoslawien untergingen. Für die EMK-Gemeinden und Jährlichen Konferenzen wie auch für die Gesellschaft in den osteuropäischen Ländern war dies kein einfacher Prozess, sondern eine grosse Herausforderung, mit der sich auch Bischof Bolleter auseinandersetzen musste. Mit gemeinsamen Anstrengungen gelang es den Verantwortlichen für Kirche und Gesellschaft einen guten Weg in die Zukunft zu finden.»

István Csernák schliesslich, ehemaliger Superintendent der EMK in Ungarn, erinnert sich dankbar daran, mit welcher Geduld und Hilfsbereitschaft Bischof Heinrich Bolleter in den Anfangsjahren seines bischöflichen Dienstes durch die Herausforderungen der politischen Veränderungen führte. «Er tat sein Bestes für die Rückgewinnung ehemaliger kirchlicher Liegenschaften, z.B. in Budakeszi (heute Martha-Maria-Altenheim) oder in der Karpato-Ukraine (Kirchengebäude in Uzhgorod). Er hat viel dafür getan, dass die Pastoren und Laienleiter der EMK in Ungarn in das weltweite Leben und die Mission der Kirche einbezogen wurden. (…) Es war ein Segen, dass er mir/uns vertraute.» István Csernák erwähnt zudem ein grosses Anliegen des Bischofs: «Der Dienst unter dem Volk der Roma lag dem Bischof immer am Herzen. Er besuchte mehrere Roma-Gemeinden in Ungarn und unterstützte diesen Dienst sehr stark.»

Der ehemalige ungarische Superintendent spricht wohl für viele, wenn er abschliessend sagt: «Meine Frau und ich sind dankbar für all die Jahre des gemeinsamen Dienstes für das Reich Gottes, für die Liebe und Freundschaft von Heinrich und Marta. Möge Gott sie mit vielen weiteren Jahren bei guter Gesundheit segnen, um ein Segen in ihrer Familie und in der Gemeinde zu sein.»

 

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