"Tut Gutes! Sucht das Recht!"
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Pastorin, Erwachsenenbildung
Salzburg
In Salzburg wurde am 23. Jänner 2023 zum Ökumenischen Stadtgottesdienst in der Gebetswoche für die Einheit der Christen in die evangelische Christuskirche eingeladen. Vertreter*innen der verschiedenen Konfessionen, die im Ökumenischen Arbeitskreis zusammenarbeiten, haben den Gottesdienst gemeinsam vorbereitet und geleitet.
(siehe oben, v.l.n.r.: Pater Saliba Er (syrisch-orthodox), Erzpriester Dragan Eric (serbisch-orthodox), Erzbischof Franz Lackner (römisch-katholisch), Generalvikar Pfr. Martin Eisenbraun (altkatholisch), Erzpriester Dumitru Viezuianu (rumänisch-orthodox), Pastorin Dorothee Büürma (evangelisch-methodistisch)
Pfarrer Tilmann Knopf stellte in seiner Einleitung zum Gottesdienst das Thema und dessen Bearbeitung für den Salzburger Kontext vor: "Die Vorbereitungsgruppe für die diesjährigen Texte kommt aus den Vereinigen Staaten von Amerika – genauer gesagt aus Minnesota. Aufgrund eigener tragischer Erfahrungen legt sie uns das Thema Rassismus ans Herz. Jesaja forderte das Volk Gottes seiner Zeit auf, zu lernen, gemeinsam Gutes zu tun, gemeinsam Recht zu suchen, gemeinsam den Unterdrückten zu Hilfe zu kommen, gemeinsam die Waisen zu verteidigen und für die Witwen einzutreten. Die Herausforderung des Propheten gilt auch für uns heute. Wie können wir unsere Einheit als Christen leben, um den Übeln und Ungerechtigkeiten unserer Zeit entgegenzutreten? Dieser Frage wollen wir in diesem Gottesdienst nachgehen.“
Diese Themen wurden in Gebeten mit Schuldbekenntnis und Fürbitten von den verschiedenen Liturg*innen vor Gott gebracht.
Erzbischof Franz Lackner leitete seine Predigt zu Galater 5,1-6 mit dem Beispiel des römisch-katholischen synodalen Prozesses ein. In diesem Prozess sei ihm die Rolle des Heiligen Geistes wichtig geworden, auf den es auch heutzutage zu hören gelte. Er sprach die Rechtfertigungslehre an und die Frage, was es bedeutet, der Einladung Jesajas zu folgen und das Recht zu suchen. Von einer ehemals betont gesetzes-orientierten Religiosität der Menschen hat sich das Christentum in Österreich heutzutage zu einer Art Anlass-Religiosität entwickelt. Damit stelle sich für ihn die Frage, wie sich die Rolle der Kirche verändern müsse, um mit Menschen in Kontakt zu bleiben.
Lackner verwendete den Vergleich des Begriffs unseres „ökologischen Fußabdrucks“ und stellte dem gegenüber die Frage nach unserem „theologischen Fußabdruck“. Er folgerte zum Schluss: „Als gläubige Christinnen und Christen haben wir die Aufgabe, an einer Gesellschaftsordnung in Liebe und Gerechtigkeit mitzuwirken.“ Auf die Großmut Gottes antworte man „mit dem Großmut unseres Glaubens. Und das lässt uns nicht schweigen, davon müssen wir reden und kündigen und darum gehen wir an Leid nicht achtlos vorüber.“
Im Anschluss an die Predigt wurde Herbert Müller eingeladen, einige Worte über das Projekt BIWAK, das er leitet, mit der Gemeinde zu teilen. Er sprach über die Situation der Notreisenden und Obdachlosen in Salzburg und über die Angebote, die er vor allem in den kalten Wintermonaten für die Versorgung und sichere Unterbringung der notleidenden Menschen organisiert. Auch persönliche Begegnungen mit Menschen sprach er an, die ihn tief beeindruckt haben. Es gäbe in Salzburg viele Hilfsangebote und weiterhin viel Bedarf für Zeichen der Mitmenschlichkeit und der Nächstenliebe.
Im Anschluss an diesen Impuls entstand tosender Applaus. Das darauffolgende Lied „Aufstehn, aufeinander zugehn“ wurde spontan im Stehen und mit Inbrunst gesungen.
Der zutiefst berührende gemeinsame Gottesdienst fand seinen Abschluss in einer gemütlichen Agape im Kirchenraum, wo sich weitere und persönlichere Gespräche entwickeln konnten.
Bericht: Pastorin Dorothee Büürma
Linz
Einheit und Frieden als wesentlicher Auftrag
Zu Beginn des Gottesdienstes begrüßte Diakon Nemanja Micic von der gastgebenden Serbisch-orthodoxen Kirche alle Mitfeiernden. Micic erinnerte daran, dass die Kirche im Linzer Hafen ursprünglich die Pfarrkirche der katholischen Pfarre St. Severin gewesen sei und 1991 an die serbisch-orthodoxe Gemeinde übergeben wurde. Bischof Andrej Ćilerdžić eröffnete die ökumenische Feier. Bischof Manfred Scheuer betonte in seinen einleitenden Worten: „Wir sind heute bereits am Ende der Gebetswoche für die Einheit der Christen angelangt. In vielen Teilen der Welt wurde dieser Tage über alle Konfessionsgrenzen hinweg für die Überwindung von Spaltung und Ausgrenzung unter Christinnen und Christen gebetet. In Christus ist Einheit, Frieden und Versöhnung. Einheit und Frieden zu stiften, ist also auch ein wesentlicher Auftrag an uns, die wir an ihn glauben.“
Die Taufe und das Bekenntnis zum dreieinen Gott als Verbindung zwischen Christ*innen
Anschließend leitete Ökumene-Referentin Gudrun Becker zum gemeinsamen Taufgedächtnis mit Psalm 42 über: „Durch das Wasser der Taufe sind wir Glieder des einen Leibes Christi geworden und sind hineingenommen in das Heilgeheimnis von Tod und Auferstehung. Die Taufe und das Bekenntnis zum dreieinen Gott verbindet uns als Christinnen und Christen. Das Wasser erinnert uns an die Taufe und an unseren gemeinsamen Glauben. Es erinnert uns auch an die Sehnsucht nach Gott und an die Hoffnung auf Gerechtigkeit und Hilfe“, leitete Ökumene-Referentin Gudrun Becker das Taufgedächtnis ein. Der Psalm, der die Sehnsucht nach Gott thematisiert, wurde aufgeteilt auf mehrere Teile von Pfarramtskandidatin Imke Marie Friedrichsdorf, Pastor Martin Obermeir-Siegrist und Kurator Johann Lamb gebetet. Nach jeder Passage gingen die Liturg*innen zum Taufbecken und gossen aus einem Krug etwas Wasser in das Taufbecken.
Ökumenisches Beten und Feiern als Beitrag zur Überwindung der „trennenden Wand“
In seiner Predigt nahm Dompfarrer Maximilian Strasser auf die Lesung aus dem neutestamentlichen Epheserbrief Bezug. Darin sei von der „trennenden Wand der Feindschaft“ in der Kirche von Ephesus die Rede – möglicherweise hätten sich Christen, die zuvor Juden gewesen waren, sich schwer getan mit Christen, die aus dem sogenannten Heidentum gekommen waren, so Strasser. Solch „trennende Wände der Feindschaft“ seien vielerorts erlebbar: etwa an den EU-Außengrenzen, zwischen Mexiko und den USA, in Israel rund um die jüdischen Siedlungen im arabischen Gebiet. Es gebe sie aber auch im übertragenen Sinne, so Strasser: „‘Trennende Wände der Feindschaft‘ bestehen – ohne Mauern oder Stacheldraht – zwischen Gruppen unserer Gesellschaft, die unterschiedliche Interessen von Menschen vertreten, zwischen ‚eingesessenen Österreichern‘ und ‚Menschen mit Migrationshintergrund. ‚Trennende Wände der Feindschaft‘ gab und gibt es zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen – gegenseitige Bannsprüche, Verfolgung, Vertreibung von Christen, die der ‚anderen Konfession‘ angehörten.“ Er, Strasser, frage sich manchmal, ob diese „trennenden Wände der Feindschaft“ nicht in den Köpfen oder Herzen geblieben seien, selbst wenn Kirchenleitungen und einzelne Christ*innen Wege zueinander gesucht und gefunden hätten. „Warum wissen Christen so wenig von einer anderen christlichen Kirche, von dem, wie andere Christen ihren Glauben leben und feiern? Warum erleben sie die andere Kirche als so fremd?“ Der gemeinsame ökumenische Gottesdienst sei ein Versuch, ein Stück dieser „trennenden Wand“ zu überwinden, wie Strasser betonte – „gerade in der orthodoxen Kirche, in der die Ikonostase und ihre vielen schönen Bilder für evangelische Christen, aber auch für Katholiken erst einmal fremd wirken“.
Der Brief an die Gemeinde von Ephesus verdeutliche, dass die „trennende Wand der Feindschaft“ durch Jesus Christus bereits niedergerissen wurde. „Er stiftete Frieden, er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. In ihm sind die, die Ferne waren, zu Nahen geworden. Er bringt unterschiedliche Menschen und auch Gruppen in der einen Kirche zusammen“, betonte Strasser. Er sei Realist genug, um zu wissen, dass die Ökumene noch einen langen Weg vor sich habe. Wenn es jedoch gelinge, das eine oder andere Trennende immer wieder zu benennen, darüber zu sprechen und das Gemeinsame zu suchen, das letztlich dahinterstehe, werde dies ein Beitrag sein, die „trennende Wand“ langsam abzutragen. Strasser wörtlich: „Es ist schon viel geschehen, wenn Christen unterschiedlicher Kirchen einander ganz bewusst das Christsein zusprechen und nicht absprechen. Dann können die Unterschiede und auch das, was uns immer noch trennt, anders betrachtet werden. Unser Gottesdienst ist getragen von der Zusage, dass wir alle zu Christus gehören. Er ist ein Zeichen der Hoffnung für die Einheit der Christen; sie hat im Glauben an Jesus Christus ihr Fundament und kommt im Zeichen der einen Taufe zum Ausdruck.“
Bericht: Dr.in Gudrun Becker, Ökumenereferentin der Diözese Linz
Bild rechts, v.l.n.r.: Diakon Nemanja Micic (Serbisch-orthodoxe Kirche), Pastor Martin Obermeir-Siegrist (Evangelisch-methodistische Kirche), Ökumene-Referentin Gudrun Becker (Römisch-katholische Kirche), Pfarrer Sorin Bugner (Rumänisch-orthodoxe Kirche), Kurator Johann Lamb (Evangelische Kirche H. B.), Bischof Manfred Scheuer (Römisch-katholische Kirche), Dompfarrer Maximilian Strasser (Römisch-katholische Kirche), Bischof Andrej Ćilerdžić (Serbisch-orthodoxe Kirche), Pfarrer Samuel Ebner (Altkatholische Kirche), Superintendent Gerold Lehner (Evangelische Kirche A. B.), Pfarramtskandidatin Imke Marie Friedrichsdorf (Evangelische Pfarrgemeinde A. B. Linz – Innere Stadt), Vikarin Elisabeth Steinegger (Altkatholische Kirche), Pastor Alexander Strecker (Baptistengemeinde), Pfarrer Stefan Lungeanu (Rumänisch-orthodoxe Kirche).
Wien-Floridsdorf
In Wien-Floridsdorf wagten die Verantwortlichen (v.l.n.r.: Regina Nonnis, römisch-katholisch, Pfarrer Bernhard Petri-Hasenöhrl, evangelisch A.B., Roswitha Falkenberg, Heilsarmee, Pfarrer Thomas Wetschka, altkatholisch, Pastorin Esther Handschin, evangelisch-methodistisch) erstmals, den Gottesdienst am Sonntag der Gebetswoche vormittags in der Evangelischen Pfarrgemeinde Weisselgasse zu feiern. So feierten Gläubige dreier Gemeinden – altkatholisch, methodistisch und evangelisch – sowie zwei weitere Liturginnen aus der römisch-katholischen Kirche und der Heilsarmee.
Pastorin Esther Handschin ging in ihrer Predigt auf den Hintergrund ein, auf dem die Gebetstexte aus Minnesota entstanden sind. Der dortige Rat der Kirchen bestand lange Zeit aus Vertreter*innen weißer Kirchen. Erst in den letzten zwanzig Jahren wurden auch "Black Churches" aufgenommen und erst seit zwei Jahren ist eine Kirche mit "Native Americans" beteiligt. Sie fragte nach der Situation von Diskriminierung in unserer Gesellschaft und wies darauf hin, dass zwischen persönlicher Diskriminierung und struktureller Benachteiligung zu unterscheiden sei. Dazu führte sie einige Beispiele aus ihren Dienstjahren in verschiedenen Gemeinden an.
Gemeinsam beschrifteten die Mitfeiernden Steine mit Ideen, wie sie sich für Recht und das Tun des Guten einsetzen können und legten damit einen Weg von der Taufschale Richtung Ausgang. Beim anschließenden Kirchenkaffee wurde die Gelegenheit zu Begegnung und Gespräch über die Gemeinden hinaus reichlich genutzt.
Bericht: Pastorin Esther Handschin
Wien-Fünfhaus
In der Gemeinde Wien-Fünfhaus machte sich Superintendent Stefan Schröckenfuchs in seiner Predigt über 1. Korinther 1,10-18 Gedanken zum Thema "Einheit im Glauben". Hier kann man die Predigt nachhören.
Graz
In Graz feierte Pastor Frank Moritz-Jauk mit einer vielfältigen Gemeinde im Kapuzinerkloster Leibnitz. Sein Bericht findet sich hier.
Ökumenischer Fernsehgottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich
Für einmal feierten die Vertreter*innen der im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich versammelten Kirchen keinen eigenen Gottesdienst in Wien. Der Vorsitzende, der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan, sowie die beiden stellvertretenden Vorsitzenden, die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler und der römisch-katholische Bischof Manfred Scheuer, reisten nach Wels, um mit der dortigen römisch-katholischen Pfarrgemeinde St. Franziskus einen Fernsehgottesdienst zu feiern, der in Deutschland über ZDF und in Österreich über ORF2 ausgestrahlt wurde. Außerdem wirkten die leitende Seelsorgerin der Pfarre, Angelika Gumpenberger-Eckersdorfer sowie Bischof em. John Okoro, altkatholisch sowie der serbisch-orthodoxe Diakon Nemanja Micic mit. Die Evangelisch-methodistische Kirche war durch Mag.a Doreen Ighama, Mitglied des Kirchenvorstandes vertreten. Der Gottesdienst kann noch bis im Jänner 2024 hier nachgeschaut werden.