Nachruf auf Helga Schwar­zinger

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Esther Handschin

Pastorin, Erwachsenenbildung


Helga Johanna Schwarzinger (03.08.1954 – 20.01.2024)

Am 20. Jänner 2024 verstarb Helga Schwarzinger im 70. Lebensjahr nach langer schwerer Krankheit in Linz. Zuletzt war sie in der römisch-katholischen Diözese Linz einerseits als Referentin für Ökumene und Weltreligionen und andererseits in der Pfarre Linz-St. Margarethen als Begleiterin des Seelsorgeteams tätig. In dieser Pfarre hatte sie 18 Jahre in verschiedenen Positionen gearbeitet, je nachdem was möglich und erforderlich war. Zu ihrem 60. Geburtstag wurde sie von Günter Mahringer portraitiert.

 

Aufgewachsen als methodistisches Pastorenkind

Ihr Lebensweg begann in der Methodistenkirche. Geboren wurde sie 1954 als drittes Kind des Pastorenehepaars Walter und Luise Schwarzinger in St. Pölten. Wie damals üblich wechselten die Dienstzuweisungen alle fünf bis sieben Jahre. So verbrachte Helga ihre Zeit als Vorschulkind in Graz, die Volksschule besuchte sie in Linz, um dann in Salzburg zu maturieren und gleich danach nach Wien zu übersiedeln, wohin ihre Eltern gezogen waren.

 

Vielfältige Begabungen

Helga hatte viele Begabungen und Interessen, sodass sie lebenslang eine Lernende blieb. Ihre ersten Ausbildungen war diejenige an der Sozialakademie und am Konservatorium in Wien im Fach Klavier, wo sie auch eine Klavierklasse unterrichtete. In den Wiener Jahren unterrichtete sie unter anderem methodistische Kinder in Religion.

 

Eine Pastorin als Pionierin

1981 bewarb sie sich für den pastoralen Dienst in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich. Sie nahm ihr Studium am damaligen Theologischen Seminar der EmK in Reutlingen auf. Weil zu dieser Zeit Mangel an Pastoren herrschte, wurde die reguläre Studienzeit von vier Jahren um ein Jahr verkürzt. So kam sie 1984 in den Gemeindedienst nach Salzburg. Sie war die erste Pastorin in dieser Gemeinde. Als ich 21 Jahre später als Pastorin in dieser Gemeinde tätig wurde, konnte ich davon profitieren, dass sie den Weg für eine Frau in der Gemeindeleitung vorgespurt hatte. Ob eine Frau diesen Dienst tun kann, war kein Thema mehr, denn die Gemeindeglieder hatten das schon erlebt. In dieser Hinsicht hat sie Pionierarbeit geleistet.

 

Initiatorin der Pastorenfamilienfreizeit

Auch eine andere „Einrichtung“, die bis heute besteht, hat Helga Schwarzinger in ihrer Zeit als methodistische Pastorin ins Leben gerufen. Als alleinstehende Frau war ihr die Pflege von Beziehungen wichtig. So initiierte sie die sogenannte Pastorenfamilienfreizeit. Ihr war es ein Anliegen, dass innerhalb der Dienstgemeinschaft nicht nur beraten und entschieden wird, sondern dass man miteinander Gemeinschaft pflegt, sich in einer anderen Umgebung trifft und Zeit zum Austausch hat. Dazu gehören auch die Familien, Partner*innen und Kinder.

 

Der Berufung treu geblieben

Als nach zwei Jahren Helga Schwarzingers Ordination und Aufnahme in volle Verbindung in die Dienstgemeinschaft der Pastoren angestanden wäre, hat sie darum gebeten die Probezeit noch um ein Jahr zu verlängern. Sie hat die Frage, in welcher Kirche sie ihre Berufung leben möchte, sorgfältig für sich geprüft. 1987, ein Jahr später, entschied sie sich dafür, den Dienst in der EmK zu beenden und in die Römisch-katholische Kirche überzutreten. Die überschaubare Größe der EmK in Österreich erlebte sie – wohl auch familiär und biografisch bedingt – als zu eng. Der Schritt in eine andere Kirche war nicht einfach, denn er bedeutete, dass sie noch einmal ein nun römisch-katholisches Theologiestudium zu absolvieren hatte.

 

Eine Netzwerkerin der Ökumene

Dazu zog sie mit 33 Jahren nach Linz und arbeitete neben dem Studium als Pfarrsekretärin, Religionslehrerin und Sachbearbeiterin. 1998 erfolgte der Abschluss der Studien und der Beginn als Pastoralassistentin in der Diözese Linz, zunächst für ein Jahr in einer Pflegeeinrichtung und dann in der Pfarre St. Margarethen. Als im Jahr 2000 auf Anregung von Bischof Maximilian Aichern das Referat für Ökumene und Weltreligionen geschaffen wurde, war Helga Schwarzinger eine ideale Besetzung. Sie kannte die Kirchen der Reformation gut und hatte eine verbindende Art, die Menschen zusammenbrachte. Mit viel Umsicht und Diplomatie hat sie die Beziehungen zu den unterschiedlichen Kirchen gepflegt.

 

Die Beziehungen blieben aufrecht

Die Verbindungen zur Evangelisch-methodistischen Kirche blieben weiterhin aufrecht. Helga Schwarzinger half gerne mit Predigtdiensten oder als Pianistin in der Gemeinde Linz aus, wenn es ihre vielfältigen Aufgaben zuließen.

Wir sind dankbar für ihr Zeugnis des Glaubens, ihr weites Herz und ihre Bereitschaft, die Begabungen, die Gott ihr geschenkt hat, vielen Menschen zuteil werden zu lassen.

Wer sich in das elektronische Kondolenzbuch eintragen möchte, kann dies hier tun.

Die ökumenische Begräbnisfeier mit feierlicher Einsegnung wird am 5. April 2024 um 12.30 Uhr auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor 3, Halle 3 stattfinden, mit anschließender Beisetzung der Urne auf dem Waldfriedhof, Gruppe 39.

Im Linzer Mariendom wird am Freitag, 8. März, um 19 Uhr eine Hl. Messe im Gedenken an Helga Schwarzinger gefeiert, zu der alle eingeladen sind, die sie auf ihrem Weg begleitet haben und die sich mit ihr verbunden fühlen.

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