Ge­meinden­a­chricht­en

Mit der Herausgabe dieser Gemeindenachrichten sind wir nur noch ein paar Tage von Karfreitag und Ostern entfernt. Die Zeit der stärksten Gegensätze steht unmittelbar bevor. 
Von der absoluten Dunkelheit hinein ins strahlende Licht. Von der Verzweiflung hin zum Jubel, von der Angst hin zu einer neue Hoffnug, von der Niederlage hin zum Sieg - ich glaube zu Karfreitag und Ostern könnte man unzählige Gegensatzpaare bilden, welche alle diese emotionale Herausforderung beschreiben, die Karfreitag und Ostern uns abverlangen. 

Es ist das große Finale und weder kann Karfreitag ohne Ostern, noch Ostern ohne Karfreitag gedacht werden.
Ostern, also die Auferstehung von Jesus, ist dann die Geburtsstunde unseres Glaubens. 
Jesu Wirken und alles was er gesagt hat bekommt seine Bedeutung erst mit diesem Sieg des Lebens über den Tod. 

„Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“ 
(Matthäus 21, 42) 

Niemand würde sich heute Christin und Christ nennen, wäre Jesus einfach im Grab liegen geblieben und zu Staub geworden, wie es Gott für uns Menschen bestimmt hat. 

Und damit bin ich bei einem Thema angelangt, dass mich schon sehr lange beschäftigt und dem ich mich immer wieder annähere: 
Wie kann man das glauben? Wie wird diese Geschichte, wie wird dieses Geschehen zur Gotteskraft, die das eigene Leben verändert? Was braucht es dazu? Und was kann ich dazu beitragen?

Erst neulich, in einer meiner letzten Predigten, habe ich „sehr christlich“ argumentiert und mit Lukas 11, 9 behauptet: 
„Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet.“ 
Unweigerlich eine der stärksten Verheißungen des Evangeliums.

Was aber ist dann mit Johannes 6, 44: 
„Niemand kann von sich selbst zu mir kommen. Der Vater, der mich gesandt hat, muss ihn zu mir ziehen.“?

Und ist es nicht eine meiner grundlegensten Überzeugungen, dass niemand Glauben „machen“ kann, sondern dass Gott in seiner Unverfügbarkeit derjenige ist und sein muss, der Glauben „schenkt“?

Was mich - und auch andere Menschen die ich kenne - davon abhält, hier achselzuckend das Spannungsfeld zu akzeptieren und zu sagen - „so ist es halt“ - ist die Liebe. Es ist die Liebe zu mir nahen und vertrauten Menschen. Und die Liebe ist nicht neutral. Sondern sie leidet unter der Gottesferne, die sie wahrnimmt. 
Egal ob bei sich selbst oder bei anderen.

Was mir aktuell hilft ist ein Zitat von Karl Barth, dem großen schweizerischen Theologen, der gesagt hat: 

„Ja, es gibt eine Gottlosigkeit des Menschen. Aber laut des Wortes von der Versöhnung in Jesus Christus keine Menschenlosigkeit Gottes. Dass der Mensch dem Evangelium gegenüber verschlossen ist, ändert nichts daran, dass das Evangelium für ihn offen ist und offen bleibt. Es gibt in der von Gott in Jesus Christus versöhnten Welt keine von ihm sich selbst überlassene, seiner Verfügung entzogene Profanität.“

Oder wie es mein Kollege Martin Obermeir-Siegrist einfacher gesagt hat: 
„Ich vertraue fest darauf, dass die Geistkraft Gottes, wie sie uns in Jesus begegnet, auch über mein Leben entscheidet. Ich kann nicht alle Fragen meiner Kinder beantworten, aber diesen Glauben möchte ich ihnen vorleben.“

Ich wünsche euch eine gesegnete Osterzeit.

Frank Moritz-Jauk