Kli­ma­schutz: Weisheit statt Un­ver­nunft

Glaubensimpuls

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Manfred Schwarz

Pastor i.R., EmK Salzburg


Eine Predigt zu Sprichwörter 1, 20-33
Schmetterling auf Blume

Ich vermute, dass ihr euch über den Predigttext sehr gewundert habt. 
Sind das wirklich Texte aus der Bibel?
Ist das Wort Gottes?

Nun, es ist Tradition im Judentum, dass dieses Buch der Sprichwörter dem weisen König Salomo zugeschrieben wird. Und in der Tat können so manche Verse von ihm stammen. Und es sind sicher einige Verse in späterer Zeit hinzugekommen. 

Was also Jahrhunderte vor Christi Geburt aufgezeichnet wurde, und das im Namen Gottes, kann nun heutzutage als „Heilige Schrift“ durchaus seine Berechtigung haben. 
Ja, eben: ‚heutzutage‘!

Da spricht die Weisheit quasi als eine eigene Person und kritisiert die Unvernünftigen, die nicht hören und nicht denken wollen.

„Interessant“, hab ich mir gedacht, „das kommt mir doch sehr bekannt vor!“

Da warnte bereits vor 49 Jahren der „Club of Rome“ die Weltöffentlichkeit vor der Ausbeutung unseres Planeten.

Der „Club of Rome“ besteht aus weisen Gelehrten aus 30 Ländern, die sich für die Zukunft unserer Welt Gedanken machen. Mit dem Buch „Grenzen des Wachstums“ wiesen sie schon vor einem halben Jahrhundert darauf hin, dass es „so nicht mehr weitergehen kann!“

Und – 50 Jahre später – also heutzutage: Hat die Welt daraus gelernt? 

„Die“ Welt – das sind fast 8 Milliarden Menschen. 

Ja, viele Menschen haben gelernt, nicht wegzuschauen. Sie machen sich Gedanken über diesen unsern Planeten. Aber andere bleiben unvernünftig. 

Was sagt uns die Weisheit aus der Bibel?  
„Vernunft hab ich euch ans Herz gelegt, doch ihr wolltet sie nicht annehmen.“

Vernunft?

Brauchen denn gläubige Christen Vernunft? Genügt denn nicht der Glaube allein? Sola fide?

Nun, um das zu beantworten, muss ich doch theologische Erkenntnisse John Wesleys und des Methodismus einblenden.

Die Basis methodistischer Theologie:

John Wesley hat für die Auslegung grundlegender Texte der Bibel vier Grundsätze genannt. Die vier Grundsätze werden in der methodistischen Theologie unter den Stichworten Schrift, Tradition, Vernunft und Erfahrung als „wesleyanisches Viereck" beschrieben.

Also: 

  1. Grundlage des christlichen Glaubens ist die Heilige Schrift.
  2. Die Bibel-Auslegung der frühen Kirche, aber auch Bibeltheologie der letzten 150 Jahre sind eine weitere Hilfe für das Verstehen der Schrift – die Tradition.
  3. Wesley sieht im menschlichen Denkvermögen, der Vernunft, eine göttliche Gabe, durch die der Geist Gottes zur Auslegung der Bibel hilft.
  4. Man kann biblische Wahrheiten im eigenen Leben spüren und erfahren. Andererseits gibt die Bibel oft die Richtung für unser Handeln vor.

Also – ein bisschen methodistische Theologie – schadet nicht;

Schrift, Tradition, Vernunft und Erfahrung als das „wesleyanische Viereck".

Das ist die Grundlage unseres Glaubens.

Nun gut – aber was hat das wohl mit dem Klimawandel zu tun?

Sehr viel:

1. SCHRIFT:

Im Kolosserbrief wird „Christus gepriesen als der Erstgeborene vor aller Schöpfung… Es ist alles durch ihn und auf ihn hin geschaffen.“ – Uns Christen kann der Klimawandel unseres Planeten nicht egal sein! Auch unsere Erde ist auf Christus hin geschaffen!

2. TRADITION:

Im Laufe der Kirchengeschichte haben sich stets verantwortungsbewusste Christen für das Leben von Mensch und Natur auf unserer Erde eingesetzt.

3. VERNUNFT:

Gott hat uns mit Weisheit und Verstand ausgestattet – und er will, dass wir ihn auch benützen – für das Leben der Welt – gerade in Zeiten wie diesen.

4. ERFAHRUNG:

Viele von uns haben schon erfahren, dass Gott uns nicht Schwierigkeiten und Probleme abnimmt, aber er gibt uns Kraft und Mut und Weisheit, sie zu bewältigen!

Es ist interessant, welche Initiativen heutzutage Konfessionen und Religionen bezüglich des Klimawandels setzen.

Am 4. September – also vor 14 Tagen – gab es am Bodensee ein zeichenhaftes Ereignis:

Mit einer internationalen Bodenseewallfahrt machten ökumenische Dachorganisationen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz auf ein dringendes Anliegen aufmerksam: Das lebensnotwendige Wasser für Milliarden von Menschen wird knapp. Pastorin Esther Handschin war bei der österreichischen Delegation dort dabei.

Mit dieser Veranstaltung wurde auf den Start der kirchlichen Schöpfungszeit (vom 1. September bis 4. Oktober) aufmerksam gemacht.

Ein anderes Zeichen:

In Österreich wurde im Sommer 2019 die Initiative "Religions for Future" gebildet. Mitglieder von Religionsgemeinschaften erklären sich mit den Anliegen der Kinder und Jugendlichen von "Fridays for Future" solidarisch. Und sie rufen auf: "Kämpfen wir an diesem Wendepunkt der Geschichte für eine soziale, gerechte Welt innerhalb der Grenzen unseres Planeten."
Religions for Future, die beteiligten Religionsgemeinschaften unterstützen zusammen mit mehr als 26.000 Wissenschafter:innen "Fridays for Future": Sie sagen: "Die Sorge der jungen Protestierenden ist gerechtfertigt"

Es gibt kirchliche Umweltberater und -beraterinnen in katholischen und evangelischen Diözesen. 

Es gibt die Aktion „Autofasten“. 

Auf der Homepage unserer Evangelisch-methodistischen Kirche wird auf den weltweiten Klimastreik am Freitag, den 24.September 2021 hingewiesen. Eine große Demonstration gibt es nicht nur in Wien. Auch in Salzburg. Treffpunkt ist am Fr 24.9. um 15:00 beim Hauptbahnhof. Es geht über die Rainerstraße zum Schloss Mirabell, über die Staatsbrücke bis zur Hofstallgasse. Unter dem Motto: "Für die notwendige Veränderung einstehen".

Wie sagte die „Weisheit“ in unserer Lesung am Schluss? – „Wer aber auf mich hört, wird sicher wohnen. Not und Erschrecken bleiben ihm erspart.“

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