Eine Predigt, die Mut macht

Glaubensimpuls

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Manfred Schwarz

Pastor i.R., EmK Salzburg


Die Predigt vom Eröffnungsgottesdienst der Jährlichen Konferenz 2023

Eine Predigt zu Markus 5, 21-24, 35-43: Die  Auferweckung der Tochter des Jairus 

„Das Mädchen ist nicht gestorben, es schläft nur.“ – sagt Jesus. Und zum Mädchen: „Ich sage dir: steh auf!“

Diese Worte Jesu haben mich aufhorchen lassen. 
Denn: er nahm die 12-Jährige bei der Hand und richtete sie auf. 
Und da hab ich mich gefragt, ob Gott nicht auch heutzutage Totgesagtes erwecken könnte. 

Tatsächlich: da hatte ich bei „World Vision“ etwas Ähnliches gefunden:

Von dieser meiner Entdeckung hatte ich bereits vor ein paar Wochen in einer Predigt in Salzburg erzählt – und ich war selber so tief beeindruckt, dass ich mir gedacht habe: Das muss ich euch auch berichten. Hört zu:

Vor 40 Jahren, im Jahr 1981, kommt der Australier Tony Rinaudo als junger Agrarwissenschaftler in den afrikanischen Staat Niger, um die wachsende Ausbreitung der Wüsten und das Elend der Bevölkerung in der Sahelzone zu bekämpfen. Radikale Rodungen hatten das Land veröden lassen und einst fruchtbare Böden ausgelaugt. Rinaudo beginnt, neue Setzlinge zum Aufforsten zu pflanzen. Doch seine Versuche, die Wüste durch das Pflanzen von Bäumen aufzuhalten, scheitern, und nahezu alle seine Setzlinge gehen wieder ein. Doch dann macht er eine Entdeckung:

Während einer Fahrt durch vermeintlich totes Land, sieht Rinaudo einen Busch aus dem Boden sprießen. Er erzählt: "Ich ging hin und schaute ihn mir genauer an. Und als ich die Form der Blätter sah, wurde mir sofort klar: Das ist kein Busch, das ist einer der wenigen verbliebenen Bäume hier." Es war ein Baum, der in dieser Region früher weit verbreitet war. Und der da, der wuchs - aus einer Wurzel heraus, die tief unter der Erde schlummert. In diesem Moment hat er verstanden, "dass ich nicht gegen die Sahara kämpfen muss, dass ich nicht Millionen von Dollar oder einen Superbaum brauche, den ich pflanzen kann und der resistent ist gegen Ziegen und Dürre und so weiter", erzählt Rinaudo. Der eigentliche Kampf gilt der Einstellung der Menschen zu Bäumen, dem Kampf gegen deren Praktiken, Bäume zu fällen zugunsten von Ackerboden.

Es ist eine Entdeckung, die eine beispiellose Begrünungsaktion zur Folge hat und unzähligen Menschen neue Hoffnung schenkt. Diese Entdeckung ändert alles. Statt neue Bäume zu pflanzen, revitalisiert Rinaudo das immer noch vorhandene Wurzelwerk – und überzeugt diesmal auch die Menschen vor Ort von dieser Methode. 

Eine neue Methode? Nein, sie ist alt – nur in Vergessenheit geraten. 

Tony Rinaudo wurde  für sein Engagement im Jahr 2018 mit dem ‚Alternativen Nobelpreis‘ geehrt.
Und Anfang des vergangenen Jahres 2022 ist über Tony Rinaudo ein Dokumentarfilm gedreht worden „Der Waldmacher“, der zeigt, wie sehr diese Methode schon seit 40 Jahren Erfolge gebracht hat. 

Totgesagtes ist nicht tot! Es schläft nur!

Ausgerechnet im trockenen Sahelstaat Niger ist die Aufforstung ein Erfolg: Im Süden stehen heute 280 Millionen Bäume – nicht nur doppelt so viel, nein, 40 mal mehr wie vor 30 Jahren. Das Mikroklima hat sich verbessert, die Landwirtschaft ist ertragreicher geworden. Und Rinaudos Methode der Baumvermehrung ist in ganz Afrika auf dem Vormarsch.

Die Organisation ‚World Vision‘ fördert diese Technik bereits in 24 Ländern weltweit – vor allem auch in Äthiopien, das zuletzt auf nur noch vier Prozent seiner Fläche mit Bäumen bestanden war. Inzwischen betreiben ganze Kommunen in Äthiopien die Wiederaufforstung. An vielen Orten bilden sich wieder Wasserquellen. Die Ernte-Erträge im Schatten der Bäume verdoppeln sich, sodass die Menschen nicht mehr hungern müssen und es gibt genug Brennholz in der Nähe. Für Tony Rinaudo ist es die Erfüllung seines Kindergebets: „Lieber Gott, gebrauche mich irgendwie, irgendwo, um etwas zu bewirken.“

Totgesagtes ist nicht tot! Es schläft nur!

Wie war das mit der Auferweckung der Tochter des Jairus? Da sagte doch Jesus zu den Leuten: „Geht hinaus! Denn das Mädchen ist nicht tot, es schläft nur!“ da lachten sie ihn aus. Doch er ging hinein in die Kammer und sprach „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“

Jesus glaubt an die Auferstehung. Spüren wir es?
Totes hat Leben in sich. Totgesagtes ist nicht tot. Totgeglaubtes lebt
Es braucht nur göttliches Wort, um aufzuerstehen. Was für uns Menschen tot ist, ist es nicht bei Gott!!! Es braucht nur jemanden, der es auferweckt!
„Mädchen, ich sage dir: Steh auf!“

Irgendwie denke ich dabei an das totgesagte Christentum in der westlichen Welt:  “Es ist nicht tot, es schläft nur!“ 
Es braucht nur jemanden, der die Menschen aufweckt. Und Jesus nimmt uns dabei mit!

In einem alten Meditationsbuch las ich vor kurzem ein interessantes Zitat: Der Autor, Pierre Martel, lässt Jesus zu einem fiktiven Gesprächspartner sagen:

„Wenn sich irgendwo einer der Meinen findet, der noch Glauben und Hoffnung hat, dann eile zu ihm…Eine verstehende Seele zu finden wird sein Vertrauen erhöhen und vielleicht genügen, damit er morgen tausend Seelen rette. Weil du an ihn geglaubt hast, werden diese anderen gerettet und morgen können sie ihrerseits so erschüttert, so sehr erobert sein, dass sie die Schar der auf der Frohen Botschaft schlummernden Propheten zu erwecken vermögen.“

Dieser Satz am Ende des Zitats hat es mir angetan: „die Schar der auf der Frohen Botschaft schlummernden Propheten zu erwecken“.

Wie aber geht so etwas?

Nach meiner Mut machenden Predigt über Tony, den Waldmacher, kam ein Gemeindemitglied zu mir und fragte mich: „Du, wie können wir das für unsere Gemeinde umsetzen?“ Da war ich zunächst einmal stutzig. Ich dachte nach, wie das gehen könnte.

Und mir fiel auf: 

Das erste, was Jesus tat, war: dem Synagogenvorsteher Jairus zuzuhören, ihm Glauben zu schenken und mit ihm mitzugehen.

Das erste, was Tony Rinaudo tat, war: in die Sahelzone zu gehen, dorthin, wo die Not ist. Und zu glauben, dass man helfen kann.

Das erste, was in dem Zitat über die schlafenden Propheten zu lesen war, ist:   Wenn sich irgendwo einer der Seinen findet, der noch Glauben und Hoffnung hat, dann eile zu ihm.

Ja, es stimmt: Das erste, was wir tun können, ist auf die Menschen zugehen! Kontakt aufnehmen!

Der zweite Schritt?

An das Gute in den Menschen zu glauben! Es steckt so viel Liebesbedürfnis, so viel Hoffnung in ihnen. Gott hat den Menschen seinen Geist eingehaucht. Den Geist der Liebe! Gottes Lebenskraft ist im Menschen gegenwärtig! Das heißt – an ihn glauben.

Wie hieß es in dem oben erwähnten Zitat? „Weil du an ihn geglaubt hast, werden die anderen gerettet!“

Ja, Jairus hat Jesus geglaubt – und Jesus hat ihm vertraut! „Fürchte dich nicht! Glaube nur! Das Mädchen ist nicht tot!“

Und Rinaudo? – Er hat an die Lebenskraft, die in den Wurzeln steckt, geglaubt!

Schließlich der dritte Schritt:

Tony, der Waldmacher, sprach mit den Bauern und überzeugte sie, dass sie selbst es sind, die aus den scheinbar toten Wurzeln Leben erwecken können. Er machte ihnen Mut, !

So wie Jesus das Mädchen an der Hand nahm und ihm Lebensmut zusprach: „Ich sage dir: steh auf!!!“

Und so kann Gott auch die auf der frohen Botschaft schlummernden Propheten erwecken – weil wir den anderen Glauben schenken. „Habt Mut! – Sie schlafen ja nur!“ 


Somit darf ich Euch heute mit diesen 3 Schritten Mut machen, anderen Mut zu machen

  1. auf die Menschen zugehen 
  2. an sie glauben
  3. und Gott erweckt in ihnen die Liebe und neues Leben

Freilich braucht‘s Geduld! Jahre Geduld, bis so ein Wald entsteht

Drum:
Wenn sich irgendwo Menschen finden, in denen Glauben und Hoffnung verborgen sind, dann eile zu ihnen, glaub an sie und mach ihnen Mut. Und Gott wird die auf der Frohen Botschaft schlummernden Propheten erwecken!!!...

… weil du an sie geglaubt hast!

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