Lazarus, komm heraus!
Glaubensimpuls
Pastor i.R., EmK Salzburg
„Lazarus, komm heraus!!!“
Diese Worte Jesu haben mich aufhorchen lassen. Er ruft den Totgesagten heraus!
Und ich hab mich gefragt, ob Gott nicht auch heutzutage Totgeglaubtes erwecken könnte.
Nun, da hab ich zufällig einen Bericht entdeckt, der mich sofort angesprochen hat. Und hab sofort gewusst: Ja genau, das ist es:
Tony Rinaudo und der Klimawandel
Wir wissen, dass sich in Afrika der Klimawandel verheerend auswirkt. Trockenheit und Dürre werden immer ärger. Und da geschah solch ein Zeichen und Wunder. Es begann vor 40 Jahren, da machte ein australischer Agrarwissenschaftler, Tony Rinaudo, eine faszinierende Entdeckung.
Aber der Reihe nach.
Er entstammt einer christlichen Familie in Australien. Er selbst sagte von seiner Mutter, sie hätten viel miteinander gebetet. Schon als Kind war er aufmerksam geworden und unglücklich über die Zerstörung der Natur durch die Menschen. Mit 12/13 Jahren betete Tony Rinaudo: „Lieber Gott, gebrauche mich irgendwie, irgendwo, um da etwas zu bewirken.“
Er studierte Agrarwissenschaft. Nach dem Studium wurden er und seine Frau von einer Missionsgesellschaft nach Afrika gesandt. Dort begann er in der Sahelzone Bäume zu pflanzen. Doch die Arbeit war vergebens: Die meisten jungen Bäume verdorrten. Die kleinen Sprösslinge wurden von Ziegen gefressen, vertrockneten in Dürrezeiten oder überlebten Stürme nicht. Tony Rinaudo war frustriert und wollte schon aufgeben, doch dann öffnete Gott ihm buchstäblich die Augen.
Ich zitiere aus seiner Biographie:
Dann fuhr Rinaudo eines Tages mit einem Anhänger voller Setzlinge durch fast verödetes Land. Als er anhielt, um etwas Luft aus den Reifen zu lassen, damit sie nicht im Sand feststeckten, erregte ein kleiner Busch seine Aufmerksamkeit. Er erzählt: "Ich ging hin und schaute ihn mir genauer an. Und als ich die Form des Blattes sah, wurde mir sofort klar: Das ist kein Busch, das ist einer der wenigen verbliebenen Bäume hier." Es war ein Baum, der in dieser Region früher weit verbreitet war. Und dieser da wuchs aus einer Wurzel heraus.
In diesem Moment habe er verstanden, "dass ich nicht gegen die Sahara kämpfen muss, dass ich nicht Millionen von Dollar oder einen Superbaum brauche, den ich pflanzen kann und der resistent ist gegen Ziegen und Dürre und so weiter", erzählt Rinaudo. Der eigentliche Kampf galt der Einstellung der Menschen zu Bäumen, dem Kampf gegen deren Praktiken, Bäume zu fällen zugunsten von Ackerboden.
Er stellte fest:
- Um das Land wieder zu begrünen, müssen keine neuen Bäume gepflanzt werden – was aufwändig und teuer ist. Vielmehr lassen sich die Wurzeln und Baumreste im Untergrund nutzen.
- Die Bauern müssen dabei lediglich einige Baumtriebe erhalten, sie vor Ziegen und Feuer schützen und sie regelmäßig beschneiden. Das ist neben der Feldarbeit ja ohne weiteres möglich.
- Dann entstehen nach drei, vier Jahren neue Bäume, die bestens an das lokale Klima und die lokalen Böden angepasst sind. Diese Technik, im Untergrund bereits vorhandene Baum-Wurzeln zu regenerieren, ist auch viel kostengünstiger als neue Setzlinge zu pflanzen.
Und so begann er, die Bauern für diese neue Art der Begrünung umzustimmen. Das war nicht leicht. Denn was man jahrelang gemacht hatte, sollte man auf einmal verändern?
Doch – es gelang Tony Rinaudo, Menschen für diese neue Art der Aufforstung zu gewinnen.
Wie schaut es jetzt, 40 Jahre später, in Afrika aus?
Ausgerechnet im trockenen Sahelstaat Niger ist die Aufforstung ein Erfolg: Im Süden von Niger, einem Staat nördlich von Nigeria, stehen heute 280 Millionen Bäume – 40 mal mehr wie vor 30 Jahren. Das Mikroklima hat sich verbessert, die Landwirtschaft ist ertragreicher geworden. Und Rinaudos Konzept der Baumvermehrung ist in ganz Afrika auf dem Vormarsch.
Die Organisation ‚World Vision‘ fördert diese Technik bereits in 24 Ländern weltweit – vor allem auch in Äthiopien, das zuletzt auf nur noch vier Prozent seiner Fläche mit Bäumen bestanden war. Inzwischen betreiben ganze Kommunen in Äthiopien, straff organisiert, Wiederaufforstung. Das führt dazu, dass sich an vielen Orten wieder Wasserquellen bilden. Die Ernteerträge verdoppeln sich, sodass die Menschen nicht mehr hungern müssen und es gibt genug Brennholz in der Nähe. Für Tony Rinaudo ist es die Erfüllung seines Kindergebets: „Lieber Gott, gebrauche mich irgendwie, irgendwo, um etwas zu bewirken.“
Tony Rinaudo arbeitet zur Zeit mit World Vision zusammen. Im Jahr 2018 wurde er mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Vor drei Jahren drehte Volker Schlöndorff, ein erfolgreicher deutscher Film-Regisseur, über Tony den Dokumentarfilm: „Der Waldmacher“. Seit einem halben Jahr läuft dieser Film in den deutschen Kinos. Rinaudo gilt als die "Mutter Teresa Afrikas", was der anpackende Wissenschaftler aber nicht gerne hört. Er ist und bleibt bescheiden.
Was mich an dem Projekt so fasziniert ist das Zeichen für Auferweckung. Das scheinbar tote Wurzelwerk wird zum Leben erweckt und bringt Millionen von Menschen Hoffnung und neues Leben.
Wie war das mit Lazarus?
Zuerst sagte doch Jesus: „Diese Krankheit führt nicht zum Tod. Sie soll vielmehr die Herrlichkeit Gottes zeigen.“
Und dann beim Grab rief er mit lauter Stimme. „Lazarus, komm heraus!“
Da fällt mir auf: Bei der Auferweckung der Tochter des Jairus sagt Jesus zu den Leuten: „Geht hinaus! Denn das Mädchen ist nicht tot, es schläft nur!“ Da lachten sie ihn aus. Doch er ging hinein in die Kammer und sprach: „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“
Jesus glaubt an die Auferstehung aus dem Tod. Spüren wir es?
Totes hat Leben in sich
Totgesagtes ist nicht tot. Totgeglaubtes lebt.
Es braucht nur göttliches Wort, um aufzuerstehen. Was für uns Menschen tot ist, ist es nicht für Gott! Es braucht nur jemanden, der es auferweckt!
Ja, es gibt auch heute Zeichen und Wunder!
Lazarus steht stellvertretend für die Menschheit. Wir alle sind ja dem Tod verfallen.
Und wenn die Leute von Jesus sagten: „Seht, wie lieb er ihn hatte!“, dann gilt das für alle Menschen: „Seht, wie lieb er uns hat!“
Jetzt verstehen wir das Zeichen Jesu. Der Evangelist Johannes hat es erkannt: ‚Liebe ist stärker als der Tod!‘ – und im ersten Johannesbrief heißt es ja: „Gott ist Liebe!“
Irgendwie denke ich dabei an das totgesagte Christentum in der westlichen Welt: “Es ist nicht tot, es schläft nur!“
Jesus ruft uns zu: „Steht auf! Kommt heraus!“
- Wir dürfen ein Zeichen dafür sein, dass Gott in Jesus lebendig da ist. Gott in Jesus ist es, durch den wir ewiges Leben erhalten.
- Wir dürfen Zeichen sein, dass Gottes Liebe in uns ist.
- Wir dürfen Zeichen sein dafür, dass ‚Liebe stärker ist als der Tod!‘ – Denn im ersten Johannesbrief heißt es ja: „Gott ist Liebe! Und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm!“
Durch das Zeichen unserer Liebe wird totgesagte Liebe auferweckt zum Leben!
Und um abermals John Wesley zu zitieren: „Kann denn etwas anderes Liebe wecken als die Liebe selbst?“
Darum darf ich euch im Namen Jesu sagen: „Glaubt an das göttliche Leben in euch!“
Glaubensimpulse