Wir brauchen eine Spiritualität des Friedens
Glaubensimpuls
Pastor, Kinder- und Jugendwerk
Glückselig sind die, die Frieden stiften.
Denn sie werden Kinder Gottes heißen.
Nicht allzu viel Neues
Allzu viel Neues konnten die Kirchen nicht sagen zum Thema Frieden. Vor etwa einem Jahr trafen sich die Kirchen zur 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats (World Council of Churches) in Karlsruhe. Allzu viel Neues konnten die Kirchen nicht sagen, denn Gott sei Dank ist ihnen spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs klar: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“ So haben es hundertfünfzig Kirchen aus der ganzen Welt 1948 in Amsterdam gemeinsam bekannt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg saß der Schock über die Schrecken und Gräuel dieses Kriegs so tief, dass vor dieser Negativfolie Friedensprojekte mit großem Einsatz umgesetzt wurden. Häufig waren Kirchen in die Friedensarbeit involviert oder haben diese getragen. Auch die ökumenische Bewegung selbst und der Dialog mit dem Judentum sind Friedensprozesse, die schon viele Feindbilder und viel Trennendes überwunden haben.
Miteinander für die Welt
Der Lernweg, auf den sich die christlichen Kirchen gemeinsam gemacht haben, ruft zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung auf. Damit wird auch klar, dass dieser sogenannte Konziliare Prozess nicht lediglich auf eine Versöhnung unter den Kirchen abzielt, sondern im Blick hat, was unser gemeinsamer Dienst für die Welt sein soll: Als die eine Kirche Jesu Christi haben wir Jesus in dieser Welt zu verkörpern. Wie Jesus selbst sollen wir Gerechtigkeit üben, indem wir an der Seite der Benachteiligten leben, Leid mitfühlen und lindern. Wie Jesus selbst sollen wir Frieden stiften, indem wir Verständnis für menschliche Schwächen haben, Schuld vergeben und Versöhnung fördern. Wie Jesus selbst sollen wir uns verbunden wissen mit Gott – Mutter allen Lebens – und Gottes Schöpfung voller Dankbarkeit achten und als Quelle von Erkenntnis sehen.
Spiritualität des Friedens
Allzu viel Neues konnten die Kirchen also nicht sagen zum Thema Frieden bei der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats. Wahrscheinlich mussten sie das auch gar nicht, weil Jesus selbst das Wesentliche bereits ganz klar gesagt hat. Aber ich bin sehr dankbar, dass die Kirchen viel Wichtiges wieder in Erinnerung gerufen haben. Denn mancher Militarismus, der nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs und dem Wettrüstungswahn des Kalten Kriegs unvorstellbar schien, scheint heute wieder salonfähig zu werden. Darum brauchen wir eine klare Verkündigung des Friedens in Wort und Tat. Und wir brauchen eine Spiritualität des Friedens: Gebete, Lieder, Texte, Gesten etc., die uns stärken in unserem Engagement für Gewaltfreiheit einzutreten.
Vor 20 Jahren haben die christlichen Kirchen in Österreich ein gemeinsames Sozialwort herausgegeben, in dem sie sich genau dazu verpflichten: „Die Kirchen fördern eine umfassende Spiritualität des Friedens und der Gewaltfreiheit.“ (Das Sozialwort der Kirchen ist unter www.oekumene.at/dokumente zu finden.) Diese Spiritualität wird in Linz zum Beispiel bei den ökumenischen Gebeten „Gutes Leben für alle“ gelebt.
Sr. Bernadette vom Orden der Kreuzschwestern in Linz übergibt die Ökumenische Friedenskerze an Pastor Martin Obermeir-Siegrist. Zuvor brannte die Friedenskerze schon in der Altkatholischen Kirche im Prunerstift, im Juni brennt sie in der Evangelischen Martin-Luther-Kirche in Linz für den Frieden.
Friedenskerze
Es freut mich, dass derzeit auch ein neuer ökumenischer Friedensimpuls Fahrt aufnimmt: Die Ökumenische Friedenskerze, die seit dem Beginn des Kriegs von Russland gegen die Ukraine bei den Ökumenischen Friedensgebeten gebrannt hat, wandert jetzt durch Linzer Kirchen. So betet jeden Monat eine christliche Kirche, Gemeinde oder Ordensgemeinschaft im Licht dieser Kerze besonders für den Frieden. Möge uns das Beten und Arbeiten für den Frieden im Vertrauen auf Jesus, der uns Frieden bringt, selig machen!
Glaubensimpulse