Auf Gottes Wort hören
Glaubensimpuls
Pastorin, Erwachsenenbildung
Der 2. Timotheusbrief ist eine Art Vermächtnis. Paulus, der im Gefängnis ist, schreibt an „sein geliebtes Kind“ (1,1) Timotheus. Dieser ist sein Mitarbeiter und ein Christ der dritten Generation. Er bekam den christlichen Glauben von seiner Großmutter Lois und seiner Mutter Eunike überliefert (1,5).
Ein Vermächtnis
Der Brief ist in einer Zeit geschrieben, wo der christliche Glaube angefochten war. Das machen die im Brief angesprochenen Themen deutlich: Es geht ums Durchhalten in Kampf und Leiden, um Warnung vor unnützem Streit, um das Nachlassen des Glaubens in schwierigen Zeiten. Darum ist es ein Anliegen des Autors, Wesentliches des Glaubens in Merksätzen zusammenzufassen und den Empfänger Timotheus zu ermutigen. Diese Themen passen nicht ganz in die Lebenszeit des Apostel Paulus, sodass vermutet wird, dass dieser Brief von einem seiner Schüler stammt. Umso mehr geht es um das Vermächtnis des Paulus an die nächste und übernächste Generation von Christinnen und Christen.
Dazu gehört der Umgang mit den heiligen Schriften. Zur Zeit der Abfassung des Briefes sind damit die Schriften des Alten Testaments gemeint. Sie werden als „von Gott eingegeben“ bezeichnet. Daraus entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte die Lehre von der Verbalinspiration. Wer auch immer an diesen Schriften mitgeschrieben hat, hat dies unter der Anleitung des Heiligen Geistes getan. Jedes Wort ist damit „gottgewollt“. Das soll absichern, dass nichts am Wortlaut geändert wird.
Inspiration der Schrift
Über diese Verbalinspiration ist viel gestritten worden. Hat Gottes Geist die Ideen und Gedanken gegeben und Gottes Wort ist dann von Menschen formuliert worden? Oder hat der Geist Gottes quasi die Feder in der Hand der Menschen geführt, sodass jeder Buchstabe von Gott gewollt ist? Wieviel von der Bibel ist menschliches Wort und wieviel davon ist von Gott? Man gewinnt manchmal den Eindruck, dass über all dem Streit über die Inspiration der Schrift die weiteren Aussagen dieses Verses aus dem 2. Timotheusbrief verloren gegangen sind.
Wozu dienen diese biblischen Schriften? Sie sollen uns lehren, zurechtweisen, bessern und in der Gerechtigkeit erziehen. Sie werden verstanden als Anleitung, wie ein Leben in menschlicher Gemeinschaft und in Ausrichtung auf Gott gelingen kann.
Auf Gottes Wort hören
Entscheidend ist dabei meine Bereitschaft, mir etwas von diesem Wort sagen zu lassen. Lese ich die Bibel wie eine Zeitung, dann vernehme ich Nachrichten oder nicke da und dort einmal. Lasse ich aber Gottes Wort zu meinem Herzen sprechen, beziehe ich es auf mein Leben, so fängt Gott an zu mir zu sprechen. Dazu kann ein kurzes Gebet vor dem Lesen eines Abschnittes aus der Bibel hilfreich sein.
„Guter Gott, ich will nun auf dein Wort hören.
Lass mein Inneres ruhig werden, damit ich deine Stimme hören kann.
Zeige mir zwischen all den Menschenwörtern
das Wort, das du mir heute sagen willst.
Ich danke dir, dass dein Heiliger Geist mir dabei hilft. Amen.“