Gedankenstrich Jänner 2025
Glaubensimpuls
Bischof Mittel- und Südeuropa
Gute Vorsätze für das neue Jahr – dies war in den letzten Tagen des vergangenen Jahres Thema in den unterschiedlichsten Medien. Die Autoren und Expertinnen berichteten dabei auch von der Erfahrung, dass meistens eine Ernüchterung folge, weil die guten Vorsätze von der Realität durchkreuzt wurden. Man solle sich deshalb lieber nicht zu viel vornehmen.
Ich muss gestehen, dass ich mir zu Beginn eines Jahres noch nie bestimmte Dinge vorgenommen oder Ziele gesetzt habe. Ich sehe nicht, warum der Jahreswechsel Anlass dazu sein soll, wo doch lediglich eine 1 zur bisherigen Jahreszahl addiert wird. Für gute Vorsätze und Ziele geben andere Umstände mehr Anlass, finde ich. Das heißt nun aber nicht, dass für mich der Jahreswechsel kein besonderer Moment wäre. Ich freue mich jedes Jahr auf den Jahresschlussgottesdienst und den Moment, wenn das alte Jahr in das neue übergeht. Es sind Augenblicke, die mich jedes Mal berühren, und in denen ich mir bewusst mache, was Dietrich Bonhoeffer in seinem Gedicht zum Jahreswechsel so in Worte fasste: »Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns, am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.«
Es ist unsere Aufgabe, als gute Haushalterinnen und Haushalter Gottes die Welt zu gestalten. Dazu gehört unser persönliches Leben, aber auch jenes der Gemeinschaft. Da ist es nötig und gut, für sich – und auch miteinander – zu überlegen, was jetzt wichtig ist und wofür man seine Möglichkeiten einsetzen will oder muss – und dann darauf hinzuarbeiten. Aber wir werden eben auch erleben, dass Dinge kommen werden, die wir nicht steuern können, und die unsere Pläne durchkreuzen werden. Die Gewissheit, in Gottes Händen geborgen zu sein, und eine von Zuversicht geprägte Erwartungshaltung im Blick auf das, was kommen wird, schenken die nötige Gelassenheit, die Dinge anzunehmen, wie sie sind, ohne in einen Jahreswechsel-Blues zu verfallen.
Diese zuversichtliche Erwartung und die immer wieder neue Erfahrung der Gegenwart Gottes wünsche ich allen im neuen Jahr!
Bischof Stefan Zürcher