Sei ein le­ben­d'­ger Fisch – eine Predigt übers Men­schen­fi­schen

Glaubensimpuls

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Manfred Schwarz

Pastor i.R., EmK Salzburg


Predigt aus dem Bundeserneuerungsgottesdienst in Salzburg über den Pike Place Fish Market

Ich möchte in dieser Predigt zum Menschenfischen motivieren:

Der Pike Place Fish Market

Dafür machen wir nun einen Ausflug in die USA, in den Westen des Staates Washington. Nach Seattle. Zu dem weltberühmten Pike Place Fish Market (siehe Titelbild).

Oder kennt ihr diesen Fischmarkt noch nicht? Obwohl er ja weltberühmt ist. In den Sommermonaten kann es sein, dass 10.000 Besucher täglich diesen Fischmarkt aufsuchen. Warum? Wieso? Was macht ihn attraktiv?

Ich bin rein zufällig auf ihn gestoßen. Und das kam so:
Auf dem Dachboden unseres Hauses hat Tochter Sandra eine Kiste mit Büchern abgelegt, da in ihrer kleinen Wohnung kein Platz dafür war. Nun hat sie uns eingeladen, die Bücher anzuschauen und eventuell wegzugeben. So entdeckte ich ein Büchlein mit dem Titel „FISH“ und mit dem Untertitel „Ein ungewöhnliches Motivationsbuch“.
Ich begann darin zu schmökern und konnte kaum aufhören zu lesen. 

Ein Erfolgsunternehmen

Die Autoren zeigen darin auf, wie es möglich war, aus einem ganz gewöhnlichen Fischmarkt ein Erfolgsunternehmen zu starten. 

Als ich das Buch gelesen hatte, sagte ich mir: Darüber muss ich predigen! Wie aus einem unbedeutenden Fischmarkt der weltweit bekannteste Fishmarket geworden ist.

Der Fischmarkt stand 1986 kurz vor dem Bankrott, aber nach der Einführung neuer Ideen und Kunden-darbietungen erhielt er erhebliche Aufmerksamkeit.

Ein Fischhändler berichtete:

Im Jahr 1986 stellte der Eigentümer, John Yokoyama, einen Unternehmensberater ein, der drei Monate lang mit uns an der Verbesserung unseres Teams arbeitete. Was er mitbrachte, war eine ungewöhnliche Ausbildung, die uns befähigte, uns eine erstaunliche Zukunft vorzustellen und sie Wirklichkeit werden zu lassen. Schon früh ermutigte uns unser Coach, uns einem Ziel zu widmen. Wir entschlossen uns damals, „weltberühmt“ zu werden, – und das haben wir erreicht – nicht, indem wir Geld für Werbung ausgaben (wir haben nie auch nur einen Cent ausgegeben), sondern indem wir wirklich gut mit Menschen umgehen. Wir inter-agieren mit Menschen mit der festen Absicht, für sie etwas zu bewirken. Wir möchten jedem Menschen das Gefühl geben, bedient und geschätzt worden zu sein,

ob er nun Fisch kauft oder nicht. Wir lieben die Leute.
Beim weltberühmten Pike Place Fish Market wissen wir,

dass jeder von uns sich selbst darin bestärken kann,

zu sehen, wie andere Menschen ihr Leben erleben. 

Durch unsere Arbeit wollen wir die Lebensqualität für alle verbessern. 

Wir arbeiten an der Möglichkeit von Weltfrieden

und von Wohlstand für alle Menschen. 

Das ist unser Engagement – ​​das ist, wer wir sind – das ist, was wir tun.

John Yokoyama
zitiert aus https://en.wikipedia.org/wiki/Pike_Place_Fish_Market

Christliche Werte am Fischmarkt: Können wir von diesen Fischhändlern etwas lernen?

Man muss sich das Unvorstellbare auf der Zunge zergehen lassen: 

Da kommt ein Wirtschafts-Coach und empfiehlt: Nehmt die Mitmenschen als Menschen wahr! Liebt sie. – Das sind doch urchristliche Ideale!

So frage ich mich: Können wir von diesen Fischhändlern etwas lernen?

Jesus sagte einmal: „Die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen oft klüger als die Kinder des Lichts.“ (Lukas 16,8)

Und die Jahreslosung für heuer lautet: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Thessalonicher 5,21)

Also: Prüfen wir den Fischmarkt – und behalten wir, was daran gut ist. Können wir von den Leuten aus Seattle etwas lernen?

Und wieder zitiere ich den Fischhändler:

Die Leute wollen uns kopieren – sie wollen tun, was wir tun.

Wir sagen ihnen immer wieder: „Ihr Erfolg liegt nicht darin, das zu tun,

was wir tun, sondern darin, dass Sie Ihren eigenen Weg finden.        

Tun Sie nicht, was wir tun – wir haben uns alles selbst ausgedacht … 

sondern: Tun Sie, was Sie inspiriert … 

denken Sie es für sich aus!

Sie müssen einfach Sie selbst sein, das sein, was Sie inspiriert.

Und das bedeutet, dass Sie sich dazu bekennen… 

Das Geheimnis unseres Geheimnisses liegt in unserer Verpflichtung,

der zu sein, der wir zu sein behaupten.

 

Es wurden mindestens vier Bücher über Pike Place Fish veröffentlicht, eines davon ein internationaler Bestseller. Wir sind das Thema der meistverkauften Schulungsvideos und DVDs der Welt. Unsere Vision ist es, dass viele Unternehmen auf der ganzen Welt es sich zur Aufgabe machen, die Lebensqualität der Menschen überall auf der Welt und unseres Planeten zu verbessern, und wir möchten diese Arbeitsweise

so vielen Organisationen wie möglich zugänglich machen.

FISH
Ein ungewöhnliches Motivationsbuch

Vier Schritte zum Erfolg:

Reizt es euch bereits, so wie es mich gereizt hat, von den Fischhändlern zu lernen?

Nun, ich weiß – das geht nicht so einfach von heute auf morgen. Schaun wir mal! 

In Seattle gab es vier Schritte für den Fischmarkt, um auf den neuen Weg zu kommen – und das alles kostenlos!

Der 1. Schritt: die Grundeinstellung

Die Grundeinstellung, die neue Idee bewusst bejahen. Jeder und jede des Teams musste sich persönlich entscheiden mitzumachen.

Einer der Verantwortlichen schilderte den Vorgang: „Der erste Schritt für uns bei Pike Place Fish war, zu entscheiden, wer wir sein wollten."

 Mit den Worten von John Yokoyama: 

Bei einem unserer ersten Treffen mit unserem Coach Jim begannen wir mit der Frage: ‚Wer wollen wir sein?‘ Wir wollten uns eine neue Zukunft aufbauen. Einer der jungen Leute, die für mich arbeiteten, sagte: ‚Hey! Lasst uns weltberühmt werden!‘ Zuerst dachte ich: ‚Weltberühmt … was für eine dumme Aussage!‘ Aber je mehr wir darüber sprachen, desto mehr freuten wir uns alle darauf, weltberühmt zu werden. Also haben wir uns darauf eingelassen. Wir haben ‚Weltberühmt‘ zu unserem Anliegen gemacht und es auf unsere Versandkartons drucken lassen.

FISH
Ein ungewöhnliches Motivationsbuch

Der 2. Schritt: spielerische Elemente einbringen,  kreativ sein

Das sieht dann zum Beispiel so aus: 

 

Jemand bestellt einen Fisch; die Fischhändler rufen die Bestellung aus, woraufhin alle anderen Mitarbeiter laut zurückrufen.

Nun wirft der ursprüngliche Fischhändler den Fisch des Kunden

hinter die Theke, damit er abgewogen und eingewickelt wird. 

Das wiederholte Rufen von Fischbestellungen begann ursprünglich als Streich für einen Mitarbeiter, wurde aber zur Tradition,

da die Kunden die Darbietung mochten. 

Bei der Arbeit singen die Mitarbeiter des Fischmarkts im Chor,

während sie den bestellten Fisch werfen. 

Gelegentlich werfen sie einen Schaumfisch in die Menge, 

der wählen einen Kunden aus der Menge,

der am Fischwerfen teilnehmen möge. 

Vor dem Markt steht ein Schild mit der Aufschrift

‚Vorsicht: Tief fliegende Fische!‘.

John Yokoyama
zitiert aus: https://en.wikipedia.org/wiki/Pike_Place_Fish_Market

Der 3. Schritt: anderen Freude machen

Es geht darum, sich um die Menschen zu kümmern. 
Ich lese: „Wir sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, das Leben der Menschen zu verbessern.“

Die Arbeitszeiten wurden den Bedürfnissen der Kunden angepasst. Es wurden Mitarbeiter*innen-Besprechungen eingeführt, um Wünsche und Erwartungen der Händler und der Kunden zu berücksichtigen. Kleine Aufmerksamkeiten geben, freundliches Anreden, jemandem zulächeln. 
Eben: Anderen Freude machen!

 

Und der 4. Schritt: Präsent sein

Was bedeutete es, stets präsent zu sein?

Wieder zitiere ich eine Stellungnahme eines Mitarbeiters: 

„Es bedeutet, wirklich für die Leute da zu sein und sie als Menschen zu behandeln. Sie wissen schon, aus der üblichen „Wir sind das Geschäft und Sie sind ein Kunde“-Einstellung auszubrechen und bewusst genau jetzt, im gegenwärtigen Moment, von Mensch zu Mensch bei Ihnen zu sein. 
Wir nehmen unsere ganze Aufmerksamkeit von uns selbst, um nur bei Ihnen zu sein … und suchen nach Möglichkeiten, Sie zu be-dienen, Ihnen zu dienen.“

FISH
Ein ungewöhnliches Motivationsbuch

Das heißt: Präsent sein.

Soweit meine kurze Darstellung der Philosophie des weltberühmten Fischmarktes in Seattle. 

Ein Gutachter schreibt: „Der Erfolg des Unternehmens wird auf seine Mitmenschlichkeit und auf die Einstellung der Mitarbeiter zurückgeführt.“ 

Was kann unsere Gemeinde von diesem Fischmarkt lernen?

Nun komme ich zurück auf meine Frage: Können wir von den Fischhändlern aus Seattle etwas für unsere Evangelisch-methodistische Kirche in Salzburg lernen? 
Wie war nochmals die Jahreslosung für heuer 2025? „Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Thessalonicher 5,21)

Also, dann tu ich es, das Gute zu behalten. 
(Und somit lade ich euch zum Menschenfischen ein.) 

Der 1. Schritt war ja der wichtigste:  die Grundeinstellung

Wer, wie, was wollen wir sein?

Die allermeisten Salzburger*innen haben ja keine Ahnung, wer oder was wir sind. Ich selbst hatte vor 40 Jahren auch nichts von der Existenz einer "Methodistenkirche" in Salzburg gewusst, obwohl es sie schon gab.

Also – was wollen wir sein? Ich schlage vor, unser Ziel ist: Wir wollen bekannt sein

Was ist besonders an der "EmK Salzburg"?

Warum den Bekanntheitsgrad erhöhen? 
Unsere Pastorin, der ich meine Predigtgedanken vorlegte, meinte dazu:  
„Warum bekannt werden? Zum Beispiel, weil wir uns auszeichnen durch die Art von Gemeinschaft, die wir leben. Weil bei uns alle kommen dürfen, ohne irgendwelche Bedingungen erfüllen zu müssen. Weil wir einen Glauben verkünden, der sich auch auf unser Alltagsleben auswirkt. Weil wir in christlicher Tradition die Umstände in Stadt und Land heute aufnehmen, in das, was wir tun. Weil wir Gottes Liebe spürbar machen, in unseren Gottesdiensten, Veranstaltungen und in unserem Umgang miteinander und mit anderen.
Es ist gut, dass wir nicht um unser selbst willen bekannt sein wollen, sondern weil wir glauben, dass wir das Reich Gottes auf ganz besondere Weise den Menschen nahebringen.“ 

Und daher: Keine falsche Bescheidenheit. 

Jesus hat den Jüngern nicht gesagt: ‚Es wäre schön, wenn ihr Salz der Erde, Licht der Welt wäret‘… Nein: Er hat gesagt: „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt. Ihr seid wie eine Stadt auf einem Berg. die man nicht übersehen kann!““

Das heißt: Wir müssen die innere Einstellung haben, dass wir DIE bekannte EmK in Salzburg sind.

Wir treten somit selbstbewusst auf. Es braucht ganz klar Leidenschaft. 
Jede und jeder von uns ist davon überzeugt. Also entscheidet sich jede*r von uns, sich diesem Engagement anzuschließen und ist sich bewusst: „Ich bin ein in Salzburg lebendes Mitglied der bekannten EmK."

 

Nun zum 2. Schritt: spielerische Elemente einbringen,  kreativ sein

Nein, wir werden in der Kirche nicht mit unseren Gesangbüchern herumwerfen wie beim Fischmarkt. 

Aber wir können kreative, spielerische Elemente in Liturgie und Gemeindeleben einbringen: Musik, Tanz, Freude, Feste – und dazu kann man einladen.

Dafür sind wir ja ab nun bekannt. Gut! Vieles davon geschieht ja schon tatsächlich. 
Aber was wir nötig haben, ist das Bewusstsein, dass Kreativität und Frohsinn im Christsein innewohnt. 

Diese Be-GEIST-erung kommt vom Heiligen Geist.

 

Der 3. Schritt lautet: anderen Freude machen

Ja, wie können wir Gemeindemitgliedern und Gästen kleine Freuden machen? 

Im Philipperbrief 4,5 heißt es: „Lasst alle Menschen sehen, wie herzlich und freundlich ihr seid!“ 

Und im Brief an die Hebräer 13,1:  „Die geschwisterliche Liebe möge euch bleiben! Vergesst nicht, Gastfreundschaft zu üben!“ 

Also wollen wir Glaubensgeschwister und Gäste privat einladen, oder besuchen, anrufen, mit ihnen spazieren gehen, eine Aufmerksamkeit mitbringen, – sie als Menschen sehen mit den Augen der Liebe.

John Wesley hat einmal gesagt: „Glaube ist Liebe, Frieden und Freude im Heiligen Geist. Er ist die fröhlichste und heiterste Sache von der Welt.“

 

Und schließlich der 4. Schritt: präsent sein

Und hier werde ich ganz konkret:
Wie werde ich zum Menschenfischer – wie Petrus von Jesus dazu motiviert worden ist?

Sicher nicht durch Überredungskunst. Sondern dadurch, dass ich mich ganz auf meine Mitmenschen, auf die Gesprächspartner*innen einlasse. Dass ich ihnen zuhöre, ihre Geschichte mit Interesse verfolge. Weniger von mir erzählen, mehr die andern erzählen lassen und ihnen gut zuhören. 

Wie sagte der Fischhändler? 

„Genau jetzt, im gegenwärtigen Moment, von Mensch zu Mensch bei Ihnen zu sein. Wir nehmen unsere ganze Aufmerksamkeit von uns selbst, um nur bei Ihnen zu sein.“  –  Präsent sein!

 

Sicher – ein Erfolg kommt nicht von heute auf morgen – oder vielleicht doch?
Drum: Anfangen können wir bereits heute, jetzt!

So schließe ich meine Motivation zum Menschenfischen mit dem bekannten Fischergruß: „Petri heil!“  

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