150 Jahre EmK Österreich
News
Pastor, Superintendent
Im Sommer 1871, vor 150 Jahren, ist die erste methodistische Gemeinde Österreichs in Wien entstanden. Eineinhalb Jahrhunderte sind nun vergangen, in denen sich die Methodistinnen und Methodisten in Österreich etabliert haben. Mit neun Gemeinden und ca. 1.500 Kirchengliedern ist unsere Kirche heute eine kleine, aber lebendige Kirche, die sich aktiv in die österreichische Gesellschaft einbringt.
Ein Blick zurück
Unsere Kirche blickt dabei auf eine bewegte Zeit zurück. Als Christian Dieterle, der erste methodistische Prediger, 1870 nach Österreich kam, war Wien die Hauptstadt der k.u.k. Doppelmonarchie, die von Vorarlberg bis Siebenbürgen und von Böhmen und Galizien bis Bosnien und Herzegowina reichte. Franz Josef I. war Kaiser von Österreich und König von Ungarn (und wenig später auch von Böhmen). Religionsfreiheit, wie wir sie heute kennen, war ein Fremdwort und ökumenische Zusammenarbeit weit entfernt.
Seither haben zwei Weltkriege die Landkarte Europas nachhaltig verändert und Millionen Menschenleben gefordert. Der Terror des NS-Regimes hat abertausende Opfer und Täter hervorgebracht. Mit der Gründung der Zweiten Republik haben in Österreich demokratische Strukturen und neue Freiheiten Einzug gehalten. Und der Wohlstand in Österreich ist massiv gewachsen.
Dasein für andere
All diese Stürme und Veränderungen sind an der Kirche nicht spurlos vorübergegangen. Von Anfang an haben sich Methodistinnen und Methodisten jedoch nie nur um sich selbst gekümmert. Der Schutz von Kindern war und ist bis heute ein Herzensanliegen. In Kriegs- und Nachkriegszeiten galt die Zuwendung besonders Flüchtlingen und viele Gemeinden geben bis heute Heimat für Menschen, die ihre Heimat verloren haben. Natürlich gibt es auch Schattenseiten in unserer Geschichte, wie die der mangelnden Abgrenzung gegenüber dem Nationalsozialismus.
Immer wieder waren es prägende Persönlichkeiten, ohne deren Einsatz es unsere Kirche heute wohl nicht gäbe. Insbesondere wird man hier Baronin Amelie von Langenau (im Bild mit Mädchen aus einem von ihr finanzierten Mädchenheim) hervorheben müssen, der unsere Kirche bis heute viel verdankt.
Blick in die Zukunft
Heute stehen wir als Kirche und Gesellschaft wieder vor neuen Herausforderungen. Die Klimakatastrophe wird uns in den nächsten Jahren zu einer spürbaren Änderung unseres Lebenswandels zwingen, damit auch unsere Kinder und Enkel noch auf einem bewohnbaren Planeten leben können. Die Corona-Pandemie hat das menschliche Miteinander und die Kommunikationsgewohnheiten bereits nachhaltig gewandelt.
Als wir vor zwei Jahren mit der Planung unseres Jubiläums begonnen haben, haben wir uns vorgenommen, nicht nur auf unsere abwechslungsreiche Geschichte zurückzublicken, sondern v.a. in die Zukunft zu schauen: Was ist unser Auftrag als EmK heute? Drei Fragen, die bereits John Wesley den ersten methodistischen Predigern gestellt hat, sollten uns auf diesem Weg leiten: „What to teach? How to teach? What to do?“ Was soll im Zentrum unserer Verkündigung stehen? Wie geschieht Verkündigung? Wo sollen wir konkret Hand anlegen? Das erste Pandemiejahr hat uns auf diesem Weg gehörig ausgebremst und auch die Situation verändert. Mit der diesjährigen Jährlichen Konferenz wollen wir die Arbeit an diesen Fragen aber wieder intensivieren. Für mich selbst wird dabei immer klarer, dass wir – weiterhin und wieder neu – den Fokus darauf legen müssen, verbindliche Weg- und Lerngemeinschaften zu bilden, deren Zentrum Jesus Christus ist; Weggemeinschaften von Menschen, die von Christus geprägt werden wollen; und die die Liebe Gottes in Wort und Tat an andere weitergeben.
Es mag sein, dass wir das in Zukunft mit anderen tun werden. Die Digitalisierung beispielsweise hat unwiderruflich Einzug in der Kirche gehalten. Es gilt darin auch eine Chance zu sehen. Solange wir aber den Fokus darauflegen, solche Weg- und Lerngemeinschaften zu bilden, die sich um Christus drehen und um andere kümmern, bin ich zuversichtlich hinsichtlich der Zukunft unserer Kirche. Allen gegenwärtigen und zukünftigen Stürmen zum Trotz.