"Aus tiefer Be­trof­fen­heit habe ich mich ent­schul­digt"

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Bischof Harald Rückert lud Menschen unterschiedlicher sexueller Identitäten zu einer Begegnung ein. Die Lebensgeschichten sind berührend und beschämend.
Bischof Harald Rückert lädt Menschen unterschiedlicher sexueller Identitäten zu einem weiteren Treffen unter dem Titel O-Töne ein.

»Ich wollte von ihnen hören, wie sie die Kirche – ihre Kirche – erleben und welche Ideen sie für die Zukunft unserer Kirche haben.« So schreibt Harald Rückert in seiner am vergangenen Wochenende im Kirchenmagazin »unterwegs« erschienen Kolumne. Der für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) hatte »Menschen unterschiedlicher sexueller Identitäten« zu einem Gespräch eingeladen.

»Es geht um Menschen«

Statt eines »Gesprächs über ›Betroffene‹« sei es ihm darum gegangen, zuzuhören und mit Menschen zu reden. Es gehe nicht um »ein Thema«, schreibt Rückert, sondern: »Es geht um Menschen!« und um das, was sie im Innersten ihrer Existenz betreffe. Deshalb habe er ganz bewusst deren »Lebens- und Glaubensgeschichten kennenlernen und ihre Fragen und Sorgen« hören wollen. Dabei habe er Geschichten gehört »vom eigenen Ringen, von Selbstzweifeln und von Verunsicherung im Glauben«. Aber auch von der »Gewissheit, von Gott angenommen und geliebt zu sein«, sei die Rede gewesen.

Ihn habe sehr beschäftigt, »wie viele Verletzungen zu diesen verschiedenen Lebens- und Glaubensgeschichten gehörten«, fasst Rückert seine persönlichen Empfindungen zusammen. Deshalb, schreibt der Bischof weiter: »Aus tiefer Betroffenheit heraus habe ich mich bei den Anwesenden für die Wunden entschuldigt, die ihnen durch unsere Kirche zugefügt wurden – durch aktives Handeln, durch Worte oder durch Schweigen.«

Die Betroffenheit klingt nach

Er habe in dieser Videobegegnung »bei allen« eine Sehnsucht gespürt, »in einer Gemeinde vor Ort ›einfach als Mensch‹ willkommen zu sein, fraglos dazuzugehören, selbstverständlich mitarbeiten zu können und sich nicht ständig erklären oder gar rechtfertigen zu müssen«. Es seien »ruhige und zugleich intensive und klare Töne« gewesen, die in diesem Gespräch angeschlagen wurden. »Das hat mich berührt – und beschämt«, formuliert der Bischof seine Betroffenheit, die bei ihm immer noch nachklinge.

»Wir gehören gemeinsam zu Christus«

Die »Begegnung« fand Ende Januar per Videoübertragung statt, weil die Pandemie eine persönliche Begegnung noch nicht zuließ. Anlass für die bischöfliche Einladung war die sich in der EmK in Deutschland anbahnende Öffnung für Menschen unterschiedlicher sexueller Identitäten. Lang sei über die Fragen diskutiert und ein Kompromiss gebahnt worden, der dabei helfe, »dass Menschen trotz unterschiedlicher Überzeugungen in unserer Kirche beieinanderbleiben können«.

Für den gemeinsamen Weg seien jedoch Begegnungen und Gespräche nötig, mit denen die Öffnung gestaltet werden könne. Deshalb fügt der Bischof seiner Kolumne einen werbenden Schluss an: »Viele weitere Erfahrungen wollen erzählt werden und unser Miteinander bereichern. Und vor allem: Diejenigen, die sie uns erzählen, gehören zu uns – und gemeinsam gehören wir zu Christus.«

Autor: Klaus Ulrich Ruof, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main.

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