"Hilfreich helfen"

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„Hilfe annehmen zu können muss erst gelernt werden“, sagt Markus Fellinger im Gespräch mit Christine Hubka bei der Präsentation seines neuen Buches. (Foto: epd/Dasek)

Wien (epdÖ) – Helfen ist nicht immer eine Hilfe, weiß Markus Fellinger. Hilfe kann ambivalent erlebt werden, ungesunde Machtgefälle schaffen oder Burnouts fördern. Am Montagabend, 17. April, präsentierte der evangelische Pfarrer und niederösterreichische Gefängnisseelsorger sein neues Buch mit dem Titel „Hilfreich helfen: Soziales Engagement verantwortungsvoll gestalten“ in der Tyrolia-Buchhandlung in Wien.

Das 144 Seiten umfassende Buch, dessen Vorwort Bischof Michael Chalupka verfasst hat, bietet einen Leitfaden, damit Hilfe auch als solche ankommt. Denn der Impuls zu helfen „liegt uns allen im Blut“, ist Fellinger überzeugt. Das Helfen brauche jedoch mitunter eine andere Grundhaltung und Kultur. Problematisch sieht der Seelsorger die herrschende enge Verbindung zwischen Selbstbestimmung und Menschenwürde: „Wo Selbstbestimmung und Selbstbehauptung so stark betont werden, wird zunehmende Hilfsbedürftigkeit als Mangel erlebt.“ Der Verlust an Selbstbestimmung werde oft als Entwürdigung empfunden, doch „zum Menschsein gehört wesentlich dazu, empfangen zu können“. Wenn dieser Aspekt in der Gesellschaft stärker verankert wäre, „würde auch die Sozialpolitik anders aussehen und nicht die Vergänglichkeit verwaltet werden“. Hilfe annehmen zu können, müsse jedoch erst gelernt werden, „am besten möglichst früh, denn im Alter muss man´s können“, sagte der Autor bei der Buchpräsentation im Gespräch mit der früheren Wiener Pfarrerin Christine Hubka, die ebenfalls seit vielen Jahren in der Gefangenenseelsorge tätig ist.

Hilfsbereitschaft und Solidarität erlebt Markus Fellinger auch im Gefängnis, „natürlich nicht nur, aber manchmal mehr als heraußen“. Prototyp einer gelungenen Hilfe ist für ihn das neutestamentliche Gleichnis vom „Barmherzigen Samariter“. Die Frage des richtigen Glaubens zeige sich in der 2.000 Jahre alten „und bis heute Aufsehen erregenden“ Geschichte „nicht in der Richtigkeit des Glaubens, sondern im richtigen Handeln“.

Bereichert wird das Buch von lyrischen Texten des Autors, die von berührenden Begegnungen mit Menschen im Gefängnis zeugen und, so Christine Hubka, „wie Illustrationen wirken“. Fellingers Überlegungen, in die er auch seine Erfahrungen aus der Sozialarbeit, Beratung und Supervision einbringt, münden in zehn Kriterien für „hilfreiches Helfen“. Zuerst stehe die „Liebe zu sich selbst“. Mit sich selber in eine „barmherzige Grundhaltung“ zu kommen, sei nicht einfach und oft ein langer Prozess. Gleichzeitig gelte es, eigene Kompetenzen wahrzunehmen, ebenso wie eigene Grenzen. „Es ist absolut sinnvoll, sich auch als Helfender helfen zu lassen“ und Dank annehmen zu können, unterstreicht Fellinger, denn: „Das Geben und Nehmen muss in Balance bleiben.“

Markus Fellinger:
Hilfreich helfen. Soziales Engagement verantwortungsvoll gestalten
144 Seiten, Broschur, Tyrolia-Verlag, ISBN 978-3-7022-4101-8
Preis: € 18,-

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