Bi­schofs­rat: Kirche am Wen­de­punkt

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An einem "entscheidenden historischen Wendepunkt" sehen die Bischöf*innen der United Methodist Church ihre Kirche. Sie haben sich Anfang November in den USA getroffen.
Emmanuel Katongole, katholischer Priester und Theologe, sprach vor dem methodistischen Bischofsrat über Herausforderungen, die Rassismus und stammesgebundene Politik für Christ:innen darstellen.

Der Bischofsrat der United Methodist Church tagte vom 3. bis 8. November in St. Simon’s Island in Georgia (USA). Die Bischöf*innen erörterten die Zukunft der United Methodist Church, arbeiteten weiter an Fragen des Rassismus in der Gesellschaft und der Kirche und veröffentlichten einen Hirtenbrief zu den Wahlen in den USA.

Die Liebe Gottes vermitteln

»Wir befinden uns an einem entscheidenden historischen Wendepunkt, den künftige Generationen sorgfältig prüfen werden«, schreiben die Bischöf*innen in ihrem Hirtenbrief nach den Wahlen in den USA. »Inmitten des Wandels und der Ungewissheit, die sich aus den jüngsten Wahlen in den USA ergeben haben«, erinnern sie daran, »dass wir von der fortdauernden Kraft der Liebe Gottes und dem Ruf getragen werden, Vermittler*innen dieser Liebe in der Welt zu sein.«

Die besondere historische Situation mache es notwendig »mit moralischer Klarheit zu sprechen und zu handeln« heißt es in dem Hirtenbrief. Bedroht sehen die Bischöf*innen die Menschenrechte. Christ*innen seien verpflichtet, sich gegen das Böse, gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung in jeder Form einzusetzen. »Daher lehnen wir Rhetorik, Politik und Handlungen ab, die eines der Kinder Gottes erniedrigen oder diskriminieren, und werden wachsam sein, wenn es darum geht, die Rechte der Schwachen zu verteidigen und uns gegen Unterdrückung einzusetzen.«

»Es bleiben aber Glaube, Hoffnung und Liebe …

und die Liebe ist die größte unter ihnen.«

Hirtenbrief vom  7.11.24
1. Korinther 13,13

Hirtenbrief vom 7. November 2024

»Es bleiben aber Glaube, Hoffnung und Liebe … und die Liebe ist die größte unter ihnen.« (1. Korinther 13,13)

Die Gnade Gottes und der Friede unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch. Inmitten des Wandels und der Ungewissheit, die sich aus den jüngsten Wahlen in den USA ergeben haben, und der Art und Weise, wie sich diese Entwicklungen auf die ganze Welt auswirken werden, erinnern wir uns daran, dass wir von der bleibenden Kraft der Liebe Gottes und dem Ruf getragen werden, Vermittler*innen dieser Liebe in der Welt zu sein.

Wir befinden uns an einem entscheidenden historischen Wendepunkt, den künftige Generationen sorgfältig prüfen werden. Dies drängt den Bischofsrat der United Methodist Church, einer weltweiten Kirche, dazu, mit moralischer Klarheit zu sprechen und zu handeln, geleitet von den Lehren Jesu Christi und unserer Verpflichtung zu Gerechtigkeit und Mitgefühl für alle.

Wir bekräftigen die allen Kindern Gottes innewohnende Würde. Unsere Sozialen Grundsätze erinnern uns daran, dass »Gott alle Mitglieder der Menschheitsfamilie aufruft, die Würde und den Wert aller Menschen anzuerkennen und zu schützen«. Die Erfahrungen der Geschichte lehren uns, wie gefährlich es ist, angesichts von Bedrohung der Menschenrechte nicht zu sprechen. Deshalb dürfen wir nicht schweigen. Wir rufen alle Methodist*innen auf, ihren Glauben in die Tat umzusetzen und für Gerechtigkeit und Frieden zu beten, die Stimme zu erheben und zu handeln.

Unser Taufversprechen ruft uns dazu auf, »dem Bösen, der Ungerechtigkeit und der Unterdrückung in jeder Form zu widerstehen«. Daher lehnen wir Rhetorik, Politik und Handlungen ab, die eines der Kinder Gottes erniedrigen oder diskriminieren, und werden wachsam sein, wenn es darum geht, die Rechte der Schwachen zu verteidigen und gegen Unterdrückung aufzutreten.

Menschen aller Generationen, insbesondere unsere jungen Menschen, die sich nach einer gerechteren und integrativeren Welt sehnen, geben uns mit ihrer Vision und Leidenschaft Hoffnung. Wir verpflichten uns, mit ihnen zusammenzuarbeiten, um die liebevolle Gemeinschaft aufzubauen, die Gottes Reich auf Erden widerspiegelt. In den kommenden Tagen werden wir diese lebenswichtige Arbeit ohne Unterbrechung und mit neuem Elan fortsetzen. Und wir verpflichten uns, für die politischen verantwortlichen auf der ganzen Welt zu beten.

(inoffizielle deutsche Übersetzung)

Kirche durch Rassismus herausgefordert

Zuvor hatten sich die Bischöf*innen an ihrer Tagung unter anderem mit Fragen des Rassismus auseinandergesetzt. Die Bischöf*innen hatten Emmanuel Katongole eingeladen, im Rahmen ihrer Anti-Rassismus-Arbeit zu ihnen zu sprechen. Katongole ist katholischer Priester und Professor für Weltreligionen und die Weltkirche an der Universität von Notre Dame in der Nähe von South Bend (USA).

Der aus Uganda stammende Katongole ist Sohn ruandischer Einwanderer. Ein Elternteil ist Hutu und das andere Tutsi. Er erzählte von der Ironie, dass der Völkermord in Ruanda 1994, bei dem Hutu-Milizen zwischen 500.000 und 662.000 Tutsi ermordeten, zwei Tage nach dem Ostersonntag begann.

»Halleluja« singen – und morden?

»Viele der beteiligten Christ*innen hatten nicht nur an den beiden Gottesdiensten der Karwoche teilgenommen, sondern auch an der Osterfeier. Sie sangen gemeinsam Halleluja-Chöre und feierten, dass wir alle im Wasser der Taufe neu geboren wurden«, sagte Katongole. »Am Dienstag begann das Morden.« Der Kirchenbesuch am Sonntag halte Christ*innen allzu oft nicht davon ab, später in der Woche Gräueltaten zu begehen.

Anhand biblischer Beispiele zeigte Katongole den Bischöf*innen alternative Modelle auf. Dabei unterstrich er die Rolle, die die Kirche für ein friedvolles Miteinander der Ethnien übernehmen kann.

An ihrem Treffen hatten sich die Bischöf*innen auch mit Fragen beschäftigt, wie nach den Beschlüssen der Generalkonferenz, das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche, die Zukunft der United Methodist Church gestaltet werden kann. In ihrer Eröffnungsansprache ermutigte die neugewählte Präsidentin des Bischofsrats, Bischöfin Tracy S. Malone, das Neue zu sehen, das Gott in der United Methodist Church wirke. »Die United Methodist Church entwickelt sich zu einer vielfältigen weltweiten Kirche, die theologische Unterschiede feiert, die die Vielfalt feiert und diese reiche Vielfalt als Gottes Geschenk betrachtet.«

In einer Feier gedachten die Bischöf*innen zudem der verstorbenen Kolleg*innen und ihrer Ehepartner*innen. Außerdem segneten sie zwei im Sommer neugewählte Bischöfinnen.

S.F. / Quellen: Berichte von Heather Hahn, UMNS, zur Eröffnung des Treffens und zum Referat von E.Katongole / Hirtenbrief des Bischofsrats

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