"Nirgendwo gilt ein Prophet so wenig wie in seiner Heimat"

Glaubensimpuls

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Dorothee Büürma

Pastorin, Erwachsenenbildung


Eine Kurz-Predigt zur Aussage Jesu in Markus 6, 1-6. 
Gehalten als Gastpredigt in der katholischen Kirche Leopoldskron/Moos am 4. Juli.

Predigen als Vertrauensbeweis:

Im Blick auf den Evangeliumstext, Markus 6, 1-6, ist eine Einladung, an einem neuen Ort zu predigen (oder zu lehren, wie es Jesus in der Synagoge tat) an das Vertrauen gebunden, dass diese Predigt auch hörenswert sein wird. Dass Gott unser Herz neu anrühren wird durch den Menschen, der (oder in meinem Fall die) uns etwas über den christlichen Glauben weitergibt.

Jesus predigt in Nazaret

Zum Zeitpunkt seiner Predigtreise nach Nazaret war auch Jesus schon an anderen Orten bekannt geworden. Er hatte verschiedene Wunder gewirkt: 
er hatte Menschen von Dämonen befreit, er hatte jahrelange Krankheiten geheilt und er hatte sogar ein Mädchen vom Tod ins Leben zurückgeholt. 

Ich hätte es als Leserin des biblischen Texts daher erwartet, dass Jesus bei seiner Rückkehr in die Heimat mit Jubel und Ehre empfangen würde. Doch so war es nicht. 

Obwohl seine Worte in der Synagoge die Menschen tief bewegten, konnten sie nicht glauben, dass diese Worte von ihm selbst stammten. Vielmehr musste er auf seinen Reisen und in seiner Ausbildung wohl sehr weise Menschen getroffen haben, die ihm das alles offenbart hatten. „Nirgendwo gilt ein Prophet so wenig wie in seiner Heimat“ - so das Fazit Jesu am Ende des heutigen Textabschnitts.

Wer ist mein schärfster Kritiker?

Menschen, die uns nahe stehen, können oft unsere größten Kritiker sein. 

Denn im Leben müssen wir immer wieder das, was uns begegnet, irgendwo einordnen. Wenn jetzt Jesus schon immer der Zimmermann war, den die Menschen aus Nazaret schon als Kind kannten, dann ist es schwierig, ihn plötzlich als Prophet, als Lehrer, als von-Gott-gesandt anzuerkennen. Zu viele Erinnerungen an alltägliche Erlebnisse aus seiner Kindheit oder Jugend waren den Menschen noch vor Augen.

Etwas seiner Ansicht nach wirklich Wundervolles konnte Jesus in Nazaret nicht bewirken. Er heilte einige Krankheiten, aber größere Wunder, die auch eine Lebensänderung in den Mitmenschen bewirken würden, gab es in Nazaret auf dieser Reise Jesu nicht. 

Dazu fehlte den Menschen dort vielleicht auch die Bereitschaft, sich auf Jesu Botschaften mit ganzem Herzen einzulassen. 

Was tun, wenn ich meine engsten Mitmenschen nicht zum Glauben bringen kann?

In einem Gespräch mit einem Mitglied meiner Gemeinde kam dieses Thema vor Kurzem auf. Ein pensioniertes Gemeindeglied drückte mir gegenüber seine Enttäuschung aus, dass es ihm sein Leben lang bisher nicht möglich gewesen ist, die meisten seiner Kinder und Enkel vom eigenen Glauben so zu überzeugen, dass sie auch zur Kirche kommen wollten. Was kann ich noch tun, damit auch sie glauben?, war die Frage an mich. 

Ich antwortete mit dem Beispiel aus unserem Evangeliumstext. Wenn schon Jesus seine engsten Bekannten und Verwandten nicht überzeugen konnte, seinen Lehren von ganzem Herzen zu folgen, dann sind auch unsere eigenen erfolglosen Überzeugungsversuche in guter Gesellschaft. Dann ist es auch für uns besser, unseren Glauben mit den Menschen zu leben und zu teilen, die dafür offen sind.

Den Blick weiten:

Jesus reiste mit seinen Jüngern weiter und besuchte die Dörfer in der Umgebung. Dort geschahen viele Wunder und Jesu Wirken kam schließlich sogar dem König Herodes zu Ohren.

Mein Gemeindeglied hat einen Predigtauftrag in unserer Kirche und kann so viele neue Menschen im Glauben stärken.

Ich selbst bin auch nicht in meiner Heimat in Süddeutschland geblieben:

Zum Studium und während meiner Ausbildung war ich in Nordengland im kirchlichen Dienst. Meine erste eigene reformierte Pfarrstelle hatte ich in London. Und einige Jahre später habe ich nach Salzburg gewechselt, zu einer mir bis dahin unbekannten Konfession. Mit jedem Ortswechsel, mit jedem Kirchenwechsel habe ich Neues gelernt und auch neue Menschen kennengelernt. 

Was aber noch wichtiger ist: mit jedem Schritt in die unbekannte Zukunft sind mein eigener Glaube und mein Gottvertrauen gewachsen. 

Der Weg in die Zukunft

Wo auch immer für Sie die Heimat ist, und wann immer sie einen Schritt wagen an einen Ort, der Ihnen fremd ist - Gott ist mit Ihnen und mit uns allen. Gott kann auch in unserem Leben Wundersames bewirken, wenn wir unsere Herzen öffnen. 
Und wo ein Weg zu Ende ist, können wir uns auf einen neuen Weg einlassen.
 Möge Gott durch das Neue, das auf Sie noch zukommt, Wunder wirken und Sie im Glauben stärken. 
Amen.

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