Drei­ei­nig­keit

Glaubensimpuls

Bild von Frank Moritz
Frank Moritz

Lokalpastor EmK Schweiz


Predigt zur Dreieinigkeit Gottes angelehnt an Joh 10,22-30

Liebe Lesende, bitte gebt dem Bild keine größere Bedeutung – ich brauche für diesen Glaubensimpuls ein Bild zur Veröffentlichung – anderseits sind alle unsere Bilder zu eng, wenn wir über die Dreieinigkeit Gottes sprechen möchten.
Aber ich möchte in dieser Predigt auf dieses Thema eingehen, um Ansätze aufzuzeigen. Einerseits, weil es in der Lesung aus dem Johannesevangelium schon angeklungen ist – „ich und der Vater sind eins“ und anderseits, weil ich den Eindruck habe, dass wir uns als Christinnen und Christen schwer tun, wenn es darum geht, die Dreieinigkeit Gottes zu erklären. 

Die Bekräftigung der Dreieinigkeit Gottes steht am Anfang eines jeden Gottesdienstes: „Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ 
Die Dreieinigkeit Gottes gliedert unsere wichtigsten Bekenntnisse. Sowohl das apostolische, als auch das nizänische Glaubensbekenntnis formulieren die Trinität: Ich glaube an Gott den Vater und an Jesus und an den Heiligen Geist.
Die Dreieinigkeit Gottes taucht in unseren Gebeten auf, wenn wir Gott ansprechen und ihn bitten oder ihm danken, wenn wir klagen oder Gott loben.

Aber wie erklärst du einem Moslem die Trinität? Oder deiner Mitchristin? Oder dir selbst?

Wie gehen wir damit um, dass uns scheinbar zugemutet wird, dass in diesem Fall drei gleich eins ist? 
Oder wie Philipp Harnoncourt in einem Kunstprojekt die Aufgabe beschrieben hat: 1+1+1=1?

Wie immer kann ich nur für mich selbst sprechen, aber nach allem was ich jetzt gehört und wieder gelesen und nachgedacht habe, komme ich zunächst zu folgendem Schluss:

Ich kann die Dreieinigkeit Gottes nicht erklären.

Genauso wenig wie ich meinen Glauben erklären kann, kann ich auch die Dreieinigkeit Gottes nicht erklären in dem Sinn, dass unsere linke Gehirnhäfte vollständig davon zu überzeugen wäre. 
Und es kann ja nur eine zum Scheitern verurteilte Aufgabe sein, wenn das Geschöpf den Schöpfer erklären soll. Ich finde, diese Erkenntnis ist schon einmal hilfreich.

Aber ich denke, es ist für den christlichen Glauben unverzichtbar, an der Lehre von der Dreieinigkeit Gottes festzuhalten. Und das hat Gründe, über die man nachdenken, sprechen und predigen kann.

Den allerwichtigsten Grund, den ich dabei für mich sehe, möchte ich gleich an den Anfang meiner Überlegungen stellen: 
Die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes entspricht unseren christlichen Erfahrungen. 

Damals wie heute machen Menschen Erfahrungen mit Gott. 
Und für diese Erfahrungen ringen wir um Worte, mit denen wir diese Erfahrungen beschreiben können. 
Deswegen ist es vielleicht am Einfachsten, die Dreieinigkeit Gottes in Form einer Geschichte zu erzählen.

Eine solche Erzählung stammt von Wilfried Härle, einem bekannten Heidelberger Theologen, der eine sehr lesenswerte Dogmatik geschrieben hat. Ich werde versuchen, noch einige Gedanken von ihm mit euch zu teilen, aber hier zunächst die Basisgeschichte zur Dreieinigkeit:

„Da trat Jesus auf und erzählte den Menschen von Gott. Er lebte mit ihnen zusammen und heilte Kranke. Und nach einer Weile sprach es sich herum: Dieser Jesus tut das, was wir uns immer schon von Gott erhofft haben. Er ist wie Gott. Ja, er ist offenbar Gott in Menschengestalt. Da hatten sie Gott zweifach. Und um sich unterscheiden zu können, nannten sie Jesus den Sohn und Gott den Vater. Aber damit nicht genug. Als sie darüber nachdachten, wie ihnen das bewusst geworden war, merkten sie: Das haben wir uns nicht ausgedacht, sondern das hat sich uns förmlich aufgedrängt. Es ist uns eingeleuchtet. Und ihnen wurde bewusst: Das wirkt derselbe Gott, der uns in Jesus begegnet. Er hat uns das klar werden lassen. Und diese dritte Form der Begegnung mit Gott nannten sie den Heiligen Geist. Denn es ist der Geist, durch den uns Dinge klar werden. Aber immer war und ist es derselbe eine Gott. Trinität ist also: dreimal auf unterschiedliche Weise derselbe Gott.“

Ich denke, dass ist der Urgrund, warum wir als Christinnen und Christen zur Trinitätslehre gekommen sind: 
Damit wir angemessen von Gott reden können und sowohl Jesus, als auch dem Heiligen Geist, die Bedeutung zumessen können, die nur in der Göttlichkeit begründbar ist.

Denn wenn Jesus nicht am Wesen Gottes teilhätte, wenn er also nicht selbst Gott, sondern nur ein Mensch wäre, dann kann er nicht unsere Sünden auf sich nehmen und für sie sterben. Kein Mensch kann die Schuld eines anderen Menschen tragen, das kann allein Gott. Jesus wäre dann also nicht der Versöhner, Offenbarer und Erlöser und damit hätte sein Tod und seine Auferstehung keine heilsgeschichtliche Bedeutung für uns.

Heilsgeschichtliche Bedeutung – vereinfacht gesagt, Jesus bekommt eine Bedeutung für unseren Glauben, weil wir in ihm den Sohn Gottes und in weiterer Folge Gott selbst sehen. 

Das Gleiche kann man aus unserer Glaubenserfahrung heraus auch vom Heiligen Geist sagen. Wenn der Heilige Geist nicht eines Wesens mit Gott ist, dann wäre Gott nicht in Form des Geistes beim Menschen gegenwärtig, dann wäre der Geist nicht die Selbstgabe Gottes, mit der wir Gott als Gott erkennen können. Nur Gott kann Gott erkennen. Also kann nur Gott, in Form des Heiligen Geistes, Gott erkennen so dass wir glauben. Ohne dieses Geschenk, ohne dieses Wirken Gottes im Geist kann kein Mensch glauben.

Das alles sind schwerwiegende theologische Gründe, mit denen wir begründen können, warum Jesus und der Heilige Geist wesensgleich mit Gott sein müssen. Aber noch einmal: 
Das alles hat seinen Ursprung in den Erfahrungen, die wir als Christinnen und Christen machen und gemacht haben. Ohne diese spezifisch christlichen Erfahrungen bräuchten wir keine Trinitätslehre.

Eine der Hauptschwierigkeiten, die Wilfried Härle in seiner Dogmatik anführt und die ich gut nachvollziehen kann, ist, dass wir den Personenbegriff noch zu stark in der gängigen Vorstellung von Trinität verankert vorfinden. Dass man sozusagen gleichzeitig von drei göttlichen Personen und einem einzigen Gott spricht. 

So sehr wir einen persönlichen Gott brauchen, der sich uns in Liebe zuwendet und zu dem wir in menschlicher Sprache beten können, so sehr erschwert der Personenbegriff unser Verständnis der Trinität. 

Warum?

Weil wir als moderne Menschen mit einer Person immer Begriffe wie Bewußtsein, Wille und eigenständige Instanz verknüpfen. Wer jetzt aber den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist als eigenständige Instanzen begreift, wird sich mit der Einheit und Einzigkeit Gottes schwer tun.

 

Genau hier liegt die Kritik an dem ansonsten wunderbaren Buch „Die Hütte“ oder „the shack“ wie es im englischen Original heißt. Ich weiß nicht, wer das Buch gelesen oder den Film dazu gesehen hat. Aber hier begegnet uns Gott in Form einer schwarzamerikanischen Mama, einem palästinensischem Jesus und einer asiatischen Frau, die für den Heiligen Geist steht.

Die große Stärke des Buches oder Filmes ist, dass unsere Gottesvorstellungen herausgefordert werden und dass es ein unheimlich liebevoller und zärtlicher Weg ist, den dieser Mann und Gott miteinander gehen.

Die große Schwäche kann man in dieser personalen Darstellung von Gott sehen, die die Einheit und Einzigkeit von Gott nicht auszudrücken vermag. Deren Bedeutung für unseren Glauben aber unverzichtbar ist, denn sonst würden wir ja tatsächlich an drei Götter statt an einen Gott glauben.

 

Wegen dieser Schwierigkeiten mit dem Personenbegriff hat schon Karl Barth den Begriff der „Seinsweisen Gottes“ in seiner Trinitätslehre eingeführt. Eine gute sprachliche Annäherung, deren Erläuterung aber den Rahmen dieser Predigt sprengen würde.

Ich möchte stattdessen lieber noch einmal die meiner Ansicht nach wesentlichste Aufgabe der Lehre von der Dreieinigkeit festhalten: 

  • Nur mit der Aufweitung des Gottesbegriffes können wir Christinnen und Christen die Bedeutung von Jesus und des Heiligen Geistes für unseren Glauben beschreiben. Diese Beschreibung kommt aus unseren Glaubenserfahrungen.
  • Und nur mit dem Festhalten an der Einheit und Einzigkeit des Gottesbegriffes können wir unsere Verbindung zum Ersten Testament aufrecht erhalten. Ohne diese Verbindung werden wir Jesus niemals gerecht und verlieren unsere Wurzeln.

Wem das alles noch immer zu anstrengend und kompliziert ist, dem kann ich als Abschluss nur mehr Luther anbieten, der seine Predigt zur Trinität so beendet hat:

„Disputiere also nicht, sondern halte dich an das Wort! Und zum andern hast du zwei starke Zeugen: erstens das Glaubensbekenntnis, zweitens die Taufe. Damit wehre dich; dann wirst du dem Satan widerstehen. Das sei nun genug von diesem Stück!“ Martin Luther, 1532

Amen. 

Ihr Browser ist veraltet!

Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um diese Website korrekt darzustellen. Den Browser jetzt aktualisieren