Über Erntedank und Dank­bar­keit

Glaubensimpuls

Bild von Dorothee Büürma
Dorothee Büürma

Pastorin, Erwachsenenbildung


Die Erntedank-Predigt aus dem Gottesdienst der EMK Salzburg, der auch live übertragen wurde.

Eine Predigt zu Lukas 17,11-19

Dankbarkeit zeigen

Am heutigen Erntedank-Sonntag möchte ich einfach einmal über das Danken predigen. 

Danke sagen, sich bei jemandem bedanken – das ist wichtig. Und es steht im Zentrum unseres Gottesdienstes heute. Es ist auch ein zentrales Thema im Evangeliumstext, den wir gerade als Lesung gehört haben. Da ging es um Krankheit und Heilung.

Mal ganz ehrlich: Ich selbst vergesse immer wieder, dafür dankbar zu sein, dass es mir gesundheitlich oft sehr gut geht. Und ich merke immer in den Momenten, in denen ich krank bin und Symptome der Krankheit verspüre, wie gut es mir davor gegangen ist. Jedes Mal nehme ich mir fest vor, bewusster die gesunden Zeiten wahrzunehmen und dafür immer wieder dankbar zu sein. Und mit der Zeit bin ich zumindest ein bisschen öfter dankbar – aber nehme den gute Gesundheitszustand doch immer noch als die mir zustehende Norm an. Dabei könnte sich das doch jederzeit ändern. Mein Leben mit Asthma habe ich inzwischen schon fast akzeptiert als neue Norm im Teilbereich „nicht mehr ganz so jung und fit wie früher“. Und ich bin dankbar, dass es so lang auch ohne Beschwerden gegangen ist; und dass Heilung in Form eines kleinen Medikamentes zumindest ansatzweise spürbar ist. 

Sind die undankbaren Geheilten wirklich geheilt?

Jesus wird in den Evangelien immer wieder als der Heilende dargestellt. Kranke kommen zu Jesus und er macht sie gesund. Er heilt auch andere Probleme, aber für heute soll der Fokus auf den Aussätzigen liegen, die wegen ihrer Krankheit an den Rand der Gesellschaft  getrieben worden sind.

Zehn Personen insgesamt heilt Jesus. Er vereinbart vor der Heilung keinen Preis und verhandelt keine Bedingungen. Die Heilung ist ein Zeichen der Gnade Gottes – und diese ist ein Geschenk Gottes. Auch Jesu Heilungen sind solche Geschenke.
Trotzdem ist die Geschichte an der Stelle der Heilung noch gar nicht bei ihrer Pointe angelangt. Die wunderbare Heilung ist der Höhepunkt der Geschichte. 

Die Geschichte geht weiter und wer sie liest oder hört, stolpert über die Undankbarkeit von neun der zehn Geheilten. Nur einer kommt zu Jesus zurück um sich zu bedanken. Wo bleiben die anderen? 
Was ich mich auch frage: Wieso erwartet Jesus nicht sofort nach der Heilung ein „Danke“? Wieso schickt er die Männer erst einmal zu ihren Heimatgemeinden? Um dort das Heil gleich zu bezeugen?

Einer jedenfalls hält sich nicht an den besonderen Auftrag, sondern kehrt schnell zu Jesus zurück, als er merkt, dass er geheilt ist. Seine große Dankbarkeit zeigt er dadurch, dass er sich erneut auf den Weg zu Jesus macht und noch einmal Zeit mit Jesus verbringt. Dank stiftet Gemeinschaft!

Dankbar für die Gemeinschaft mit der EmK in Albanien

Das ist mir letzte Woche auch sehr bewusst gewesen: Ich war ich mit meinen hauptamtlichen Kollegen unterwegs in Albanien. Wir haben dort die methodistischen Gemeinden besucht und Zeit mit den Pastoren und dem Superintendenten-Ehepaar Nausner verbracht. Immer wieder auf dieser Reise war ich von Dankbarkeit ganz erfüllt. 
Immer wieder habe ich mich zum Beispiel für das gute Essen und das Chauffiert-werden bedankt. 

Ich bin ja schließlich unter anderem auch britisch – und die Briten bedanken sich für fast alles im Leben. In Großbritannien gibt es ja sogar Karten, die man mit Umschlag kaufen kann, mit Aufdruck vorne: „Thank you very much“.  Und innen steht dann „with best wishes…“ und da setzt man nur noch den eigenen Namen dazu. Oft wird gar nicht mehr in die Karte geschrieben – oder höchstens noch ein persönlicher Satz, in dem beschrieben wird, wofür genau man dankbar ist.
Es gibt viele Briten, die solche Karten gern verschicken um zu zeigen, dass sie sehr dankbar sind. Und es ist eigentlich ein wertvolles, kleines Zeichen der Wertschätzung!

Und da möchte ich den Bogen schlagen zu unserem Erntedankfest heute. Es ist ein Fest, das auch uns die Gelegenheit gibt, unsere Dankbarkeit zu zeigen und sie gebührend zu feiern. 
Auch die EmK-Gemeinde in Tirana, Albanien, feiert heute Erntedank. Wie wir in Salzburg, hat auch die Gemeinde dort ihr Fest wegen der Reise der österreichischen Pastor*innen auf den heutigen Sonntag verschoben. 

Dort ist es traditionell nicht üblich, Erntedank zu feiern. Wilfried Nausner hat uns erklärt, dass das Land so lang von der kommunistischen Unterdrückung geprägt war, dass die Menschen dort bis vor 30 Jahren kaum noch religiöse Traditionen kannten.
Dank der missionarischen Aktivitäten danach gibt es heutzutage wieder verschiedene religiöse Gruppierungen und Menschen, die einen Glauben haben und ihn frei ausleben dürfen. 
Erntedank als Tradition wurde in den methodistischen Gemeinden in Albanien durch das Ehepaar Nausner eingeführt. Sie haben den Menschen gezeigt, wie wichtig es ist, dankbar für das zu sein, was wir haben.

Die EmK Tirana

Gemeindefoto nach dem Gottesdienst in der EmK Tirana

Letzten Sonntag habe ich in Tirana im Gottesdienst gepredigt. Am Ende des Gottesdienstes hat der Pastor dort in den Bekanntgaben das geplante Erntedankfest vorgestellt. Und ich, die ich Erntedank seit meiner Kindheit kenne, war zutiefst berührt von der Art, wie er das Fest erklärt hat. Da ging es nicht um das Säen und Ernten und die Gaben des Feldes. Sondern es war für ihn die Dankbarkeit für die Fülle, in der wir leben, im Vordergrund. „Bringt eure Lieblingsspeisen zur Kirche, bringt das, was euch am meisten Freude bereitet, bringt es um miteinander diese Freude zu teilen und Gott zu danken, dass es uns im Leben so gut geht!“ Ich frage mich, wie bei ihnen heute wohl der Erntedankaltar aussieht… Ob sie auch so viel Gemüse dekorativ auflegen? 

Ich bin mir jedenfalls sicher, dass auch in Tirana heute nach dem Gottesdienst gemeinsam die Dankbarkeit für das Leben und die Schöpfung gefeiert wird. 

Und grüße unsere Gemeinde hier an dieser Stelle recht herzlich von der Gemeinde dort – es tut gut, sich miteinander verbunden zu wissen und zu spüren, dass wir Teil einer weltweiten Gemeinschaft von Methodist*innen sind, die voneinander lernen, die füreinander dankbar sind und die im Gebet verbunden sind.

Dankbarkeit zeigen wir übrigens nicht nur durch die Erntegaben, die wir heute bringen. 

Dankbarkeit wächst durch Solidarität und Beiträge

Wir zeigen sie regelmäßig durch alle anderen Gaben, die wir im Dienst Gottes teilen. Wir zeigen sie durch unser Mittun bei Gemeindeaktivitäten. Wer sich aktiv beteiligt, zeigt dass ihm/ihr die Gemeinde viel wert ist; dass der Glaube so wichtig ist, dass er sich nicht auf Gottesdienst-Besuche beschränken lässt. Und wenn man sich aktiv für die Mitmenschen einsetzt, nimmt man ihre Sorgen und Freuden, ihre Nöte und Ängste – einfach ihr Leben – viel stärker wahr. Dann findet man immer wieder neue Möglichkeiten, Solidarität zu zeigen und miteinander zu teilen. Und dann wächst die Dankbarkeit unter uns mit. 

Ein Beispiele dazu:

In Österreich hat die Regierung beschlossen, allen hier länger lebenden Menschen einen Klimabonus zu schenken. Als Hilfsmaßnahme für die hohen Kosten, die wir in Supermarktregalen jetzt schon wahrnehmen und die auch bald in unseren Haushaltskosten spürbar werden. Diese 500€ pro Erwachsener/m sollen die engsten finanziellen Nöte überbrücken. Viele von uns werden dankbar sein für diese Unterstützung. Nicht alle von uns werden wirklich essentiell auf sie angewiesen sein. Und ich möchte an dieser Stelle einladen zur Solidarität. Von Nausners haben wir erfahren, wie vor allem in Mazedonien die Menschen oft noch immer in Armut leben. Auch sie werden von den höheren Kosten getroffen werden. Lebensmittelpreise steigen auch dort. Auch sie werden im Winter nicht immer heizen können. Heizungen dort sind oft mit Strom betrieben – und der Strom soll im Winter immer wieder ausfallen. 

Und an dieser Stelle kann Solidarität ganz praktisch gelebt werden: Wenn wir uns bewusst machen, was für ein Glück wir haben, in Österreich oder Deutschland zu leben. Wenn wir anstatt uns über die Fehler der Regierungen zu beschweren einmal innehalten und einfach dankbar sind, dass auch unsere fehlerhaften Regierungen zumindest versuchen, irgendwie sozial zu handeln. Ob wir es persönlich spüren oder nicht – wir leben in Ländern, die zu den reichsten der Welt zählen. Es geht uns nicht schlecht – auch wenn wir oft denken, dass es uns doch noch viel besser gehen könnte. Wir erwarten, dass wir den Winter auch dieses Jahr irgendwie mit genug Nahrung und ohne zu erfrieren überdauern werden.

Heute ist das ein weiterer Grund, dankbar zu sein. Dankbar dafür, dass wir in vergleichsweise guten Zuständen leben dürfen. Die EmK in Mazedonien bittet um ein Zeichen dieser Dankbarkeit. Und zwar um ein persönliches. Wer es sich leisten kann, ist gebeten, einen Teil des erhaltenen Klimabonus (oder gern auch den ganzen, wenn man ihn wirklich nicht braucht) zu spenden. In Solidarität mit den vielen Menschen, die so etwas nicht bekommen, zu teilen. Zum Beispiel durch eine finanzielle Spende für das Miss Stone Zentrum in Strumica, Nordmazedonien, das als diakonische Einrichtung der EmK dort Menschen mit Nahrung versorgt. Die Details könnt ihr nachlesen – und wir wissen, dass eine Spende auf das Konto für die EmK Albanien/ Nordmazedonien, auch ganz zu den Menschen kommt und für sie ein Zeichen der Solidarität ist.

Auch unsere Gemeinde hier in Salzburg lebt von den finanziellen Gaben, die wir regelmäßig und in Solidarität für die Arbeit unserer Gemeinde bringen.

Ein herzliches Dankeschön für alle Zeichen der Dankbarkeit!

Für mich ist es ein wertvolles Zeichen der Dankbarkeit für den Glauben, der mich trägt, wenn ich nach Eingang meines Gehalts jeden Monat erst einmal 10% sofort beiseite lege. Die sind das Minimum an Dankbarkeit, das ich im Dienst Gottes teilen möchte. Von ihnen zahle ich meinen Kirchenbeitrag und dann überlege ich, wo ich noch spenden und unterstützen möchte in diesem Monat. Und immer wieder merke ich, dass ich im Lauf des Monats noch viel mehr wertvolle Projekte oder einfach geliebte Menschen finde, in die ich gern etwas investieren möchte. Einfach weil es mir gut tut, nicht alles als selbstverständlich hinzunehmen, sondern davon immer wieder betend zu teilen.

Und an dieser Stelle ein kurzer Perspektivenwechsel: Als Pastorin der Gemeinde Salzburg sehe ich immer wieder mit Dankbarkeit die vielen großen und kleinen Spenden, die für die Arbeit unserer Gemeinde gegeben oder überwiesen werden. Es klaffte zum Beispiel vor ein paar Monaten ein großes Loch in unserem Budget für die Finanzierung der gedruckten Gemeindebriefe – eine einzelne großzügige Spende, in Dankbarkeit für die Post-Predigten und Gemeindenachrichten, hat dieses Loch schon ganz gedeckt. Jedes Zeichen der Dankbarkeit ermöglicht es uns, Menschen im Leben und im Glauben zu stärken.

Auch dafür und für alle Beiträge, die ihr alle immer wieder bringt, möchte ich heute ein herzliches Dankeschön sagen. 

Der größte Dank gebührt Gott – denn er erfüllt uns mit seinem Geist und in ihm haben wir ein Leben in Fülle!

Hier geht's zum Kli­ma­bo­nus-Spen­den­auf­ruf

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