Dreieinigkeit Gottes
Glaubensimpuls
Lokalpastor EmK Schweiz
Predigt zu Johannes 14,1-20
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Liebe Schwestern und Brüder, der heute gehörte Text aus dem Johannesevangelium bietet mir die ausgezeichnete Gelegenheit, wieder einmal die Dreieinigkeit Gottes anzusprechen.
Ist es doch Jesus selbst, der Wesentliches über sich und den Vater oder sich und den Heiligen Geist aussagt. Allein, glauben muss man es halt. Verstehen muss man es halt. Um es dann erklären oder beschreiben zu können.
Und hier fangen bei den meisten Christinnen und Christen die Schwierigkeiten an. Bei mir auch, das kann ich ganz ehrlich zugeben. Auch ich musste mich nochmal in die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes, die Trinität wie wir sagen, oder die Heilige Dreifaltigkeit, wie es unsere katholischen Geschwister ausdrücken würden, vertiefen.
Jetzt könnte man einwenden: Ja, wenn schon du als Pastor da Schwierigkeiten hast, was soll ich dann sagen? Wenn es so kompliziert ist, wozu dann das Ganze? Sollten wir nicht einfach nur von Jesus reden?
Darauf würde ich zunächst antworten: Es ist immer gut von Jesus zu reden. Mach das. Aber bitte höre auch, was wir heute im Evangelium gehört haben. Es ist doch Jesus selbst, der vom Vater redet und der den anderen Helfer erwähnt.
Es hat schon seine Gründe, und in meinen Augen einen erheblichen Mehrwert, wenn wir uns mit der Dreieinigkeit Gottes auseinander setzen. Denn Gott ist eben nicht nur Vater. Und eben nicht nur Jesus. Gott ist, wenn ich jetzt zum Beispiel diese beiden Beschreibungen Vater und Sohn hernehme, Anspruch und Zuspruch zugleich. Das wird in der Person Jesu besonders deutlich und ich werde dazu auch noch ein paar Beispiele bringen.
Zunächst aber möchte ich zu Beginn dieser Predigt ein paar ganz grundsätzliche Dinge zur Dreieinigkeit Gottes sagen. Den Kern oder den Ausgangspunkt für die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes haben wir heute gehört: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ Ich bin im Vater und der Vater ist in mir. Die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus ist der Kern oder die Grundlage für die Lehre von der Dreieinigkeit.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist: Die Dreieinigkeit Gottes, so wie wir sie heute verstehen, finden wir so nicht in der Bibel. Der heutige Text ist wohl einer der eindeutigsten und klarsten Texte zu diesem Thema aber erst die Bekenntnistexte, wie das apostolische oder das nizänische Glaubensbekenntnis, fassen die Dreieinigkeit Gottes im heutigen Sinn.
Und damit lässt sich noch ein dritter ganz wichtiger Punkt an den Anfang stellen: Die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes ist kein Theoriegebäude, das sich schlaue Theologen ausgedacht haben. Nein, sondern sie entsteht aus den Glaubenserfahrungen derjenigen Menschen, die die lebensverändernde Kraft des Auferstanden erfahren haben.
In Wirklichkeit könnten wir Trinität also auch so beschreiben: Wie können wir angemessen von Gott reden, der sich in Jesus offenbart hat und sich durch den Heiligen Geist erfahren lässt?
Ich möchte jetzt in einem nächsten Schritt die verschiedensten Erfahrungen beleuchten, die wir Menschen mit Gott machen. Und wie wir sie mit Gott Vater oder Gott Sohn oder Gott Heilige Geistkraft in Verbindung bringen. Ich glaube, das kann uns helfen, zu verstehen, warum wir die Dreieinigkeit Gottes brauchen. Oder warum wir mit ihr leben und wie das ganz praktisch aussieht.
Und die Predigt abschließen werde ich dann mit einigen Beispielen, warum wir trotz diesen dreieinigen Zuschreibungen Gottes an Gottes Einheit festhalten sollen. Sprich warum wir an einen Gott glauben und nicht an drei Götter. Drei Götter mit drei Namen wie Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Beginnen wir mit Jesus.
Jesus Christus ist als der Sohn Gottes das Zeichen, durch das sich Gott der Vater in dieser Welt erkennbar macht. Oder anders gesagt: In Jesus erkennen wir den Vater. Genau so steht es ja auch in der heutigen Lesung: „Wenn ihr erkannt habt, wer ich bin, werdet ihr auch meinen Vater erkennen.“ Und Jesus unterstreicht das mit dem nächsten Satz: „Ja, ihr kennt ihn bereits, ihr habt ihn bereits gesehen.“ Und ich könnte jetzt frei formuliert sagen: Ihr kennt den Vater bereits, weil ihr mich gesehen habt.
Tatsächlich ist es doch so, dass wir Gott im Menschen Jesus am Greifbarsten erfahren. Hier spricht Gott in einer Weise, die wir verstehen. Hier handelt Gott in einer Weise, die wir nachahmen können. Hier lebt Gott in einer Weise, die wir kennen und nachvollziehen können.
Und wenn wir auf den Leidensweg, das Kreuz und Jesu Auferstehung schauen, dann ist eben das der Weg, den Gott wählt, um uns Menschen zu retten. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, sagt Jesus. Das kann man jetzt gut oder schlecht finden. Annehmen oder ablehnen. Aber das Zeugnis, dass wir vielstimmig in der Bibel finden, ist ganz eindeutig: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“
Damit komme ich zum Heiligen Geist oder der heiligen Geistkraft wie wir auch oft sagen.
Jesus spricht im heutigen Text vom anderen Helfer, der statt Jesus immer bei uns sein wird. Und auch wenn dieser andere Helfer nicht in der Weise mit uns redet wie Jesus, bezeugt er uns doch die Bedeutung von Jesus.
Der Heilige Geist sorgt dafür, dass Jesus als das Zeichen erkannt wird und ist damit das erleuchtende Werk Gottes, durch das er Glaubensgewissheit schafft und Glauben weckt.
Einfacher gesagt: Als Menschen können wir keinen Glauben machen. Er muss uns geschenkt werden. Gott gibt sich selbst in uns hinein, damit wir Gott erfahren können.
Ein besonders schönes Beispiel dazu ist die Emmausgeschichte. Jesus geht den ganzen Weg nach Emmaus mit den beiden Jüngern. Er redet mit ihnen. Erklärt ihnen die Aussagen in der Bibel, die auf ihn hinweisen. Er isst mit ihnen. Bricht das Brot mit ihnen. Und erst dann und ganz plötzlich erkennen sie Jesus. Und diese Erkenntnis, diese Gewissheit, dieses innere Ergriffensein fassen sie dann in die Worte: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete?“
Und dann ist da noch Gott als Schöpfer des Universums.
Gott als Anfang und Ende. Gott als Geheimnis, dass immer noch viel größer ist, als wir denken können. Gott, der Dinge tut oder zulässt, die wir Menschen nicht verstehen. Gott als Gegenüber, das unsere Warum-Fragen nicht beantwortet; zu dem wir aber trotzdem Vater sagen dürfen, weil Jesus es auch tut. Oder, wie wir es heute gehört haben, in dessen Haus es auch für uns eine Wohnung geben wird, die Jesus für uns vorbereitet.
Ich möchte zum Schluss noch zwei Argument anführen, die ich persönlich für sehr überzeugend halte. Wenn Jesus nicht Gott wäre, dann könnte er auch nicht die Sünde der Welt, sprich aller Menschen tragen. Und zwar der Menschen vor und nach seiner Auferstehung. Also auch unsere Schuld. Und der zweite Punkt ist: Wenn Jesus tatsächlich Gott ist, dann geht Gott selbst ans Kreuz und stirbt für uns als Zeichen der freiwilligen Hingabe. Nicht Gott opfert seinen Sohn, sondern wenn schon Opfer, dann opfert Gott sich selbst. Das macht einen großen Unterschied, finde ich.
Ich fasse die Trinität noch einmal zusammen:
Jesus ist das Zeichen, durch das sich Gott der Vater der Welt zu erkennen gibt.
Und dass Jesus als dieses Zeichen erkannt wird, ist das Wirken des Heiligen Geistes.
Warum ist es dann trotzdem nur ein Gott und nicht drei Götter?
Auf diese gute Frage möchte ich mit der heutigen Lesung antworten: Weil Jesus es selbst so und nicht anders sagt.
Jesus spricht davon, dass er im Vater und der Vater in ihm ist. Er ist in ihm, nicht außerhalb von ihm. Das sagt Jesus auch im Bezug auf den Heiligen Geist: „An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und dass ihr in mir seid und ich in euch bin.“ Es ist also immer derselbe Gott, der im Vater oder eben in uns ist.
Würden wir diese Einheit Gottes aufgeben, dann würden wir jegliche Verbindung zum ersten Testament verlieren und dem Juden Jesus in keinster Weise gerecht werden.
Wie gesagt, ich glaube, dass wir die Trinität brauchen, um angemessen von Jesus und dem Heiligen Geist als Gott reden zu können.
Und anderseits halten wir an den Formulierungen des nizänischen Glaubensbekenntnisses fest:
Wir glauben an den einen Gott.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, eines Wesens mit dem Vater.
Und an den Heiligen Geist, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird.
Amen.