Ihr seid das Salz der Erde!

Glaubensimpuls

Bild von Dorothee Büürma
Dorothee Büürma

Pastorin, Erwachsenenbildung


Eine Predigt zu Matthäus 5,13-16

Ihr seid das Salz der Erde! 

Ich möchte dieser starken Zusage Jesu mit dem Bild des Salzes heute genauer nachspüren. Daher lade ich in dieser Predigt auf eine Reise in die Symbolwelt des Salzes ein.

Salz in Salzburg & Umgebung:

Hier in Salzburg merkt man schnell, dass das Salz auch in der Geschichte dieser Stadt eine wichtige Rolle spielt.

Die Museen in Salzburg erzählen vom Salzhandel und der Bedeutung für die Wirtschaft und den Wohlstand in Salzburg. 

Die Salzbergwerke im Land Salzburg und im angrenzenden Berchtesgadener Land zeigen das besonders eindrücklich.

„Salz ist unter allen Edelsteinen, die uns die Erde schenkt, der kostbarste“, sagte schon der deutsche Chemiker Justus Freiherr von Liebig im 19. Jahrhundert. 

Auf Stadt und Land Salzburg trifft das ganz besonders zu. In Hallstatt wurde schon vor 7000 Jahren mit einfachsten Werkzeugen Salz aus dem Berg gelöst.

Das sogenannte „Weiße Gold“ war ein Grund für die frühe Besiedlung der Gegend und brachte schon den Kelten im 6. Jahrhundert vor Christus einen gewissen Wohlstand. Sie begannen das Steinsalz am Dürrnberg bergmännisch abzubauen. Die Kelten waren die ersten, die Handel mit dem wertvollen Stoff trieben.

Um die Zeit der Geburt Jesu wurde Salzburg unter dem Namen Iuvavum  ein Verwaltungssitz des römischen Reichs. Aber die Römer hatten weniger Interesse am Salzabbau in den Bergen – sie handelten eher mit Meersalz. 

Erst nach dem Ende des römischen Reichs wurde die Salzproduktion in Salzburg wieder aufgenommen.

Im Mittelalter wurde der Salzabbau und -handel die wichtigste Einnahmequelle Salzburgs und brachte den Salzburger Erzbischöfen Reichtum und Einfluss.
Und es brachte auch immer wieder Auseinandersetzungen und sogar Kriege mit den bayrischen Nachbarn wegen des Salzabbaus am Dürrnberg. 

Heutzutage wird von Berchtesgaden aus noch immer das „Bad Reichenhaller Salz“ aus dem Bergwerk abgebaut.

Das Bergwerk am Dürrnberg in Hallein wird nur noch als Schaubergwerk betrieben; das in Österreich bekannte „Bad Ischler Salz“ wird in Altaussee, Hallstatt und Bad Ischl abgebaut.  

Mit dem Salz unserer Regionen kennen wir uns nun recht gut aus.

 

Salz in der Bibel

Auch in Israel war Salz zu biblischen Zeiten schon wertvoll. 

Das merken wir schon daran, dass in den Evangelien von Markus, Matthäus und Lukas der Spruch Jesu „Ihr seid das Salz der Erde“ beschrieben wird.

Aber auch im Alten Testament kommt das Salz als wichtiges Symbol des Glaubens schon vor.

Wie ich den Kindern vorhin schon erzählt habe, war es ein Zeichen für den ewigen Bund Gottes mit den Menschen. Dieser Salzbund wird im 3. und 4. Buch Mose genannt und auch im 2. Buch der Chroniken. 

Das Salz, das das Volk Israel kannte, war Meersalz, das aus dem Toten Meer und aus unterirdischen Salzquellen im Jordan und im Tiberias-See gewonnen wurde. 

Das Tote Meer ist heutzutage etwa 7x salziger als die Ozeane. 

Die biblischen Propheten Esra und Zefania beschreiben, wie das Salzwasser in kleine Tümpel oder Gruben abgeleitet wurde, wo es getrocknet wurde und so das Salz übrig blieb. 

Zur Zeit der Seleukiden, also bis kurz vor der Geburt Jesu, waren diese Salzteiche eine wertvolle Steuerquelle – die Seleukiden erhoben den sogenannten „Salzzins“ ein.

Salz war für die Menschen schon damals nicht nur ein wichtiges Gewürz, sondern auch ein Heilmittel. 

Im 2. Buch der Könige steht zum Beispiel die Wunder-Geschichte des Propheten Elisa, der die schädlichen Wasser einer bei Jericho entspringenden Quelle reinigt, indem er Salz hineinschüttet.

Vielleicht fällt euch an dieser Stelle noch eine andere Salzgeschichte aus dem Alten Testament ein: die Geschichte der Städte Sodom und Gomorrha, nach deren Zerstörung die Frau von Lot zur Salzsäule erstarrte. 

Im Südwesten des Toten Meeres, also etwa in der Gegend von Sodom und Gomorrha, gab es auffällige und seltene Salzgebilde, die tatsächlich bis zu 50 Meter hoch waren. 

All diese alttestamentlichen Hintergrundgeschichten zeigen, dass das Salz für die Menschen schon seit langer Zeit wertvoll war. Und dass es auch für das Volk Gottes besondere Bedeutung hatte.
Wenn Jesus also zu seinen Jüngern sagt: „Ihr seid das Salz der Erde“, dann zeigt er ihnen damit, dass sie für ihn (und somit für Gott) wertvoll sind.

Aber Jesus sagt natürlich noch mehr.

Direkt im Anschluss bringt er den seltsamen Spruch: „Aber wenn das Salz nicht mehr salzt, wie kann es wieder salzig werden? Es ist nutzlos! Also wird es weggeworfen und von den Menschen zertreten.“

Ich muss gestehen, ich habe diese Aussage Jesu viele Jahre lang tatsächlich einfach wörtlich genommen. Natürlich ist ein Salz, das nicht mehr salzt, nutzlos.

Chemisch gesehen ist das natürlich komplett unsinnig!

Reines Salz, Natriumchlorid, verliert nie seinen Salzgehalt. Es bleibt immer salzig. Und es ist immer wertvoll! 

Das war den Menschen zur Zeit Jesu sicher auch klar, da sie im täglichen Leben doch viel bewusster mit Salz in Berührung kamen als wir das heute tun.

Was meinte Jesus also mit seinem Nebensatz über nutzloses Salz?

Dazu möchte ich euch eine letzte Bedeutung vom Salz in der Bibel erklären, die schon im Alten Testament vorkommt, aber im Neuen Testament besonders wichtig wird: Salz war ein Zeichen der Gemeinschaft.

Das gemeinsame Essen von Salz wurde bei wichtigen Festen geradezu zelebriert. Der Prophet Esra beschreibt dieses Mahl am persischen Hof und im 4. Buch Mose schließt Gott mit Aaron sogar einen Salzbund, der die Festmahlzeiten mit Gästen von Aaron und seinen Nachkommen betrifft.

Auch Jesus kannte die Bedeutung von Salz als Symbol für die untrennbare Gemeinschaft: 

Im ersten Kapitel der Apostelgeschichte beschreibt Lukas, wie der auferstandene Jesus nach seinem Tod seinen Jüngern 40 Tage lang begegnet und ihnen vom Reich Gottes erzählt. Die deutsche Übersetzung in der Basisbibel übersetzt diese Begegnung ganz einfach mit den Worten „als er (Jesus) mit ihnen zusammen war“. 
Im Griechischen Originalwort für das Beisammen-Sein steckt aber der Hinweis, dass das im Rahmen einer Mahlzeit war, nämlich dem gemeinschaftsstiftenden Essen von Salz.

„Ihr seid das Salz der Erde!“ – diese Zusage bedeutet so viel mehr als wir uns das zunächst vorstellen könnten.

Salz stiftet Gemeinschaft, Salz bedeutet Verbundenheit.

Vor diesem Hintergrund verstehen wir dann auch, was Jesus meint, wenn er vom Salz spricht, das nutzlos ist.

Ich denke, er spricht da von Menschen, die sich nicht für die Gemeinschaft einsetzen wollen, die sich nicht in der Gemeinschaft einbringen. 

Wer nur auf sich selbst schaut und nicht auf die Menschen um sich herum, ist für das Zusammenleben wenig hilfreich.

In der Gemeinschaft ist es wichtig, dass die Stärkeren die Schwächeren unterstützen. Dass die Reichen die Armen mittragen. Dass die Leidenden getröstet werden. Dass die Menschen barmherzig miteinander sind und friedfertig. 

Kommt euch diese Beschreibung von Gemeinschaft bekannt vor?

Jesus zählt genau diese Dinge als Beispiele in seinen Seligpreisungen auf. 

Und die Seligpreisungen stehen im Matthäus-Evangelium direkt vor dem heutigen Text über das Salz und das Licht!

Mir haben sich die Augen geöffnet über diese Zusage: „Ihr seid das Salz der Erde“. 

Das geht nur gemeinsam. 

In Verbundenheit mit anderen Menschen, die auch Salz sind, und in Verbundenheit mit Gott. 

Eine Gemeinschaft kann nur funktionieren, wenn Menschen den Blick von den eigenen Interessen abwenden können und sich trauen, auf das Wohl der Gemeinschaft zu schauen.

Das gilt in unserer Gesellschaft, wo wir uns von den Klimaaktivist*innen zu recht fragen lassen müssen: Dient euer Lebensstil wirklich dem Erhalt der Gemeinschaft, auch in Zukunft? Oder leben wir Menschen über die Maßen hinaus, weil wir es uns leisten können? 

Und ist das dauerhaft dann ein Problem, weil es sich die Generationen der Zukunft dann vielleicht nicht mehr leisten können, die Ressourcen der Erde so auszubeuten? 

Das gleiche können wir uns aber auch im Blick auf unsere Gemeinschaft als Methodist*innen fragen. Wie zeigen wir einander, dass wir Salz der Erde sind? Wie tragen wir dazu bei, dass wir die Gemeinschaft durch unseren Salz-Anteil segnen? Und wo sind wir vielleicht noch zu bequem? 

Die Pandemie mit ihren Einschränkungen und Lockdowns hat sich deutlich auch auf das Leben in unserer Gemeinde hier in Salzburg ausgewirkt. Der durchschnittliche Gottesdienstbesuch ist in den Jahren 2020 und 21 deutlich gesunken. Im vergangenen Jahr ging es zwar wieder aufwärts, aber wir sind noch nicht wieder auf dem Stand vor Corona. Und das liegt nicht daran, dass sich viele Menschen von unserer Gemeinschaft abgewandt haben. Sondern daran, dass wir unsere Prioritäten anders setzen. Es gibt ja jetzt auch Livestream und mehr Fernsehgottesdienste. 

Da muss man sich ja nicht unbedingt auf den Weg zur Kirche machen… Das geht doch allein zu Hause auch ganz bequem…

Natürlich geht es! Und es ist uns wichtig, dass Menschen, die nicht aus dem Haus können, über moderne Technik trotzdem am Gottesdienstleben teilnehmen können.

Doch wir dürfen darüber nicht den Wert der Gemeinschaft aus den Augen verlieren.

Wie wollen wir in diesem Jahr unseren Salzgehalt in die Gemeinschaft einbringen? Diese Frage möchte ich uns allen stellen. 

Und die Antwort wird ganz unterschiedlich ausfallen, weil wir in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen sind. 

Von unserer lieben 97-jährigen Lingarda weiß ich, dass sie unsere Gemeinschaft auch von ihrem Bett aus tagaus tagein im Gebet hält. Das ist ihr Salz-Beitrag, mit ihren Einschränkungen. Jeder Beitrag ist wichtig. Wir wissen uns hier vor Ort mit Menschen wie Lingarda im Gebet verbunden. Und Lingarda weiß das auch. 

„Ihr seid das Salz der Erde!“ – das ist natürlich ein Auftrag zur Gemeinschaft und zum Leben in Verbundenheit mit Gott.

Aber es ist vor allem eines: die Zusage Gottes an die Jünger und an uns alle. So wie das Salz immer salzig sein wird, so ist Gott uns in all unseren Lebenslagen und Entscheidungen treu! Denn Gottes Bund ist so ewig wie der Salzgehalt des Natriumchlorids!

Amen!

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