Ostern 2023

Glaubensimpuls


Was hat sich in deinem Leben verändert seit du an Jesus glaubst? 
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Liebe Geschwister, schön, dass es wieder Ostern geworden ist. Schön, dass wir wieder fröhlich sein können und uns gegenseitig den Ostergruß zusprechen: Der Herr ist auferstanden…

… er ist wahrhaftig auferstanden!

Ich gebe zu, es gab Jahre oder Momente, wo ich diesen Ostergruß auch sehr formelhaft empfunden habe oder wo mich der Erwartungsdruck hinter diesem Gruß genervt hat. Jemand spricht dich mit diesem Ostergruß an und du musst dann so darauf antworten. Fand ich manchmal zwanghaft, unangenehm.

Aber wenn man versucht das möglicherweise Zwanghafte am Ostergruß zur Seite zu schieben, dann bleibt doch eine unglaubliche, lebensverändernde Botschaft: Der Herr – gemeint ist Jesus – ist auferstanden. Und der Ostergruß multipliziert diese Botschaft. Heute so stark wie sonst an keinem anderen Tag des Jahres: Der Herr ist auferstanden.

Was bedeutet diese Botschaft von der Auferstehung?

Ich denke, ähnlich wie letzten Sonntag, als ich über das Abendmahl gesprochen habe, bedeutet sie vieles. Vieles gleichzeitig. 

Die Auferstehung bedeutet den Sieg des Lebens über den Tod. Der Tod konnte Jesus nicht festhalten, denn Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Erst mit der Auferstehung wird der Weg Jesu zu einem Weg, der nicht gescheitert ist, sondern zu einem Weg der Erfüllung. Einer Geschichte, die all die guten Verheißungen Gottes zu einem guten, Heil bringenden, gnädigem, versöhnendem Ende geführt hat.

Dann bedeutet die Auferstehung auch die entscheidende Alternative zur Gewalt. Die Gewalt, die Jesus angetan wurde, und die er widerstandslos erlitten hat, hat nicht gesiegt. Sie hat nicht das letzte Wort. Mit Gewalt konnte man Jesus eben nicht mundtot machen und aus der Welt schaffen. Jesus ist auferstanden und hat die Spirale der Gewalt durchbrochen. Jesus hat damit eines der stärksten Zeichen für die Gewaltlosigkeit, den Frieden und die Liebe gegeben.

Und mit der Auferstehung wird noch etwas drittes sehr Wichtiges deutlich: Jesus hat nicht gelogen. Oder Dinge einfach so behauptet, sondern im Licht der Auferstehung entsteht Wahrheit. Universelle Wahrheit. Nur der Auferstandene kann glaubhaft von sich sagen, dass er wirklich die Sünde der Welt trägt und das wahre Opferlamm ist oder sein kann.

Ostern ist also tatsächlich das epochale, weltverändernde Ereignis, nach dem nichts mehr so ist wie es vorher war. Ohne der Auferstehung gäbe es den Glauben an Jesus und damit das Christentum nicht – ich glaube, das kann man ganz ohne Übertreibung sagen.

Und gleichzeitig muss man auch sagen, dass die Auferstehung von Jesus nur mit seinem Leidensweg und seiner freiwilligen Hingabe zu diesem Ereignis wird.

Denn von den Toten auferstanden sind Menschen schon vorher. Vor Jesus.

Ich denke dabei nicht nur an Lazerus, den Jesus von den Toten auferweckt hat, sondern auch an den Sohn der Witwe in Sarepta, den Gott von den Toten auferstehen lässt, nachdem Elia ihn darum gebeten hat. (1. Könige 17, 22) Oder an den Sohn der Schunemiterin. Dort ist es eine Geschichte, die mit Elischa zu tun hat und die wir im 2. Buch der Könige finden.

Daran sehen wir, dass Ostern nur in der Kombination mit dem Karfreitag zu diesem epochalen Ereignis wird, das ich zu beschreiben versucht habe. Aus heutiger Sicht muss es Gott selbst sein, der sich am Kreuz für uns Menschen hingibt und der dann aufersteht.

So weit so gut, würde man meinen.

Bleibt nur mehr diese „winzige Kleinigkeit“, die wir im heutigen Evangelium gehört haben.

Ich weiß nicht, ob ihr euch noch an Ostern 2020 erinnern könnt. Ja, es ist schon lange her und ja, da gab es so etwas wie eine Pandemie und ja, wir hatten damals einen Lockdown. Wir konnten also keinen Gottesdienst feiern. Und deshalb habe ich damals einen kleinen Film gedreht und der hatte genau dieses heute gehörte Evangelium zum Inhalt. Auch hier muss ich eurer Erinnerung vielleicht etwas auf die Sprünge helfen, im Film ging es um das leere Grab, einen Sumpfkalksack und eine große Fensterscheibe auf die ich Striche mit einem langen Pinsel gezeichnet habe. Dabei habe ich die damalige Situation während der Pandemie beschrieben. Und dann habe ich, als Pointe sozusagen, einen Perspektivenwechsel gemacht, die Fensterscheibe umgedreht und die vorher wahllos aussehenden Pinselstriche haben ein Wort geformt: Maria.

Und was ich damals gesagt habe, kann ich heute nur wiederholen: Dieses „Maria“ trifft dich mit voller Wucht oder es trifft dich nicht.

Es trifft dich dann mitten ins Herz, wenn du erkennst, dass du selbst gemeint bist. 

Dass Jesus dich anspricht.
Dieses „Maria“, das bist du. 
Das bin ich.

Ohne diese „winzige Kleinigkeit“ bleibt Ostern ein Eintrag im Kalender. Das namensgebende Ereignis für die Osterferien und den Osterhasen.

Tatsächlich ist es ganz entscheidend, dass wir uns von Jesus ansprechen lassen. Und dass wir begreifen, dass Jesus das für uns getan hat. Für unsere Schuld. Für unsere Gottesferne. Damit wir unser Ziel, nämlich die volle Gemeinschaft mit unserem Schöpfer, nicht verfehlen.

Mit Ostern verändert sich alles. Es ist ein Neuanfang Gottes mit seiner Schöpfung und dabei spielt es keine Rolle, ob Gott das schon immer gewusst hat. Für uns Menschen, die wir in der Zeit leben, bleibt es ein Neuanfang. Denn jetzt bekommt Jesus eine Bedeutung, die es vorher nicht gegeben hat. Und so möchte ich mir und euch dieses Jahr die Frage stellen: Was hat sich in deinem Leben verändert, seit du an Jesus glaubst?

Das ist eine lohnende Frage, finde ich. Die Suche nach Antworten auf diese Frage wird uns einerseits in die Dankbarkeit führen und anderseits aufzeigen, wo wir noch Raum für Veränderung haben. Also wo wir Gott danken für das Gute, das schon geschehen ist und wo wir Gott bitten, dass wir uns entwickeln dürfen.

Nachdem ich ja jetzt schon etwas Zeit hatte mich mit dieser Frage zu beschäftigen, möchte ich euch dazu zum Abschluss dieser Predigt noch eine Geschichte von mir erzählen.

Auf die Frage: Was hat sich in deinem Leben verändert, seit du an Jesus glaubst? würde ich zum Beispiel antworten: Dass ich versuche, wahrhaftiger zu werden.

Und dazu kann ich euch eine Geschichte anbieten, die zwar einerseits entsetzlich peinlich ist, die aber anderseits so menschlich und lebensnah ist, dass sich vielleicht der eine oder die andere darin wiederfinden kann. 

Als ich vor ein paar Wochen in Rom war, um dort Urlaub zu machen, habe ich mir ein Fahrrad ausgeborgt. Gemietet müsste man eigentlich sagen, denn es hat ja 20 Euro am Tag gekostet. Und mit etwas Verhandlungsgeschick, oder weil der Vermieter grad gut drauf war, habe ich für 3 Tage einen Preis von 54 Euro ausmachen können. Jedenfalls habe ich dann einmal 3 Tage bezahlt, mit der Option, noch um einen Tag zu verlängern also insgesamt 4 Tage dieses Fahrrad zu haben. Und weil der Verleiher das Geld in bar haben wollte und mir aber mangels Kleingeld nicht rausgeben konnte, hat er auf meiner Quittung diese 4 Euro vermerkt. Die solle ich zahlen, wenn ich das Fahrrad zurück gebe. Soweit so gut.

Jetzt war aber bei der Rückgabe des Fahrrads am vierten Tag ein anderer Vermieter da. Der hat mein Fahrrad zurück genommen und der wusste weder, was ich alles ausgeliehen hatte, also Handyhalterung, Fahrradlichter, Schloss, Halteriemen, noch wusste er, dass auf meiner Quittung diese 4 Euro vermerkt waren. Der wusste nicht einmal, dass ich den vierten Tag noch nicht bezahlt hatte. Lächelnd hat der alles entgegen genommen was ich ihm gegeben habe und mir meinen Führerschein, das Pfand für das Fahrrad, zurückgegeben. Ich hätte gehen können. Und ich bin dann auch gegangen und ich habe ihm sogar noch die 20 Euro für den vierten Tag gegeben – nicht aber die 4 Euro.

Und als ich dann wieder zu Hause in Graz war, habe ich mir gedacht: Frank, was bist du eigentlich für ein Depp. Du willst ein Pastor sein und machst so einen Mist. Wegen 4 Euro?!? Was bitte ist denn los mit dir?

Als ich dann noch die Halteriemen im Rucksack gefunden habe, die ich wirklich nicht absichtlich, sondern aus Versehen mitgenommen hatte, habe ich mich hingesetzt und die Adresse von diesem Fahrradverleih aus dem Internet rausgesucht. Dann habe ich ein Paket gemacht, habe die Halteriemen, die Quittung mit einem 5 Euro Schein reingetan und dazu geschrieben, dass es mir leid tut, dass ich das noch gefunden habe und es hiermit retourniere. Und als ich dann aus der Postfiliale in der Neutorgasse rausgegangen bin, habe ich zum Himmel hoch geschaut und leise zu Gott gesagt: God – I’m working on it.

Es gibt tatsächlich Dinge, die sind wichtiger als 4 Euro. Und manchmal braucht es Umwege, aber mein Glaube an Jesus verändert mich. 
Und dafür bin ich dankbar.

Amen

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