Poet*innen des Evan­ge­li­ums

Glaubensimpuls

Bild von Martin Obermeir-Siegrist
Martin Obermeir-Siegrist

Pastor, Kinder- und Jugendwerk


Gedanken zum Monatsspruch für den Oktober
Mit blauer Tinte und roten Herz-i-Punkten auf weißem, am Rand gerissenen Papaier "Dilige et quod vis fac."

Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; 
sonst betrügt ihr euch selbst.

Die Bibel
Jakobus 1,22 (Luther-Übersetzung)

Selbstbetrug

Wie wir auf andere wirken, ist wichtig für uns. Es kann darum vorkommen, dass wir anderen – bewusst oder unbewusst – etwas vorspielen. Es passiert aber auch, dass wir uns selbst belügen, weil wir der Wahrheit über unser Leben nicht ins Auge schauen wollen. 

Religiöser Selbstbetrug

Der Jakobus-Brief erinnert uns daran, dass es Selbstbetrug auch im Glauben gibt: Wenn wir Gottes Liebe für uns selbst in Anspruch nehmen, aber es für unwichtig halten, ob diese Liebe auch andere Menschen erreicht, dann betrügen wir uns selbst. Denn Gottes Menschenfreundlichkeit gilt mir und gilt mir ganz; aber sie endet nicht bei mir, sondern will vielmehr (auch) durch mich die Schöpfung erlösen.

Poet*innen des Evangeliums

Das griechische Wort, dass Luther mit „Täter“ wiedergibt, hat im Original einen deutlich anderen Klang. Es ließe sich auch übersetzen mit „Schöpferin“ oder „Dichter“. Frei könnten wir den Vers in seinem Zusammenhang so übertragen: Lasst euch ein auf Gottes Botschaft. Das bedeutet: Seid kreativ darin, wie ihr anderen Menschen die Liebe Gottes zeigt, die euch selbst erreicht hat.

Diakonisches Tun

Ein Vorbild darin, sich auf Gottes befreiendes Wort einzulassen, finde ich in meiner Gemeinde- und Familiengeschichte: Anfang der 1960er Jahre ließen sich meine Großeltern aus der Schweiz nach Linz rufen, um hier eine diakonische Arbeit für die Gemeinde zu tun. So entstand 1963 das Werk, das heuer als Diakonie Zentrum Spattstraße sein 60-jähriges Bestehen feiert. Eines von vielen Beispielen, die zeigen: Wenn wir uns nicht selbst betrügen, dann wirkt das Wort zum Wohl der Welt.

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