Woran möchtest du glauben?
Glaubensimpuls
Lokalpastor EmK Schweiz
Zweifelsohne eine ordentliche Herausforderung,
die wir hier von Jesus vorgesetzt bekommen.
Und sie steht – wenig verwunderlich – in der Bergpredigt, also der wohl berühmtesten und wirkmächtigsten Rede Jesu. Die Bergpredigt, also die Kapitel 5 bis 7 im Matthäusevangelium, beinhaltet reihenweise solche – manche würden sagen unerfüllbare – Herausforderungen.
Nicht nur, denn die Bergpredigt enthält auch das Vaterunser oder so wunderschöne Verheißungen vom Bitten und Empfangen, vom Suchen und Finden, aber sie enthält eben auch diese Reihe von wirklichen Herausforderungen.
Wie gehen wir damit um?
Ignorieren?
Als unerreichbar abtun?
Daran verzweifeln?
Das muss jede und jeder natürlich selbst entscheiden.
Aber ich habe einen schönen Denkansatz im Zusammenhang mit dem Thema der Kirchenaustritte und was man dagegen tun kann gefunden, den ich auch im Hinblick auf die Bergpredigt hilfreich finde: „Nur wer die Frage nach dem Wesenskern (dem „Why“) geklärt hat, wird erfolgreich sein.“
Erfolgreich interpretiere ich jetzt einmal als „Weiterkommen“, um nicht in wirtschaftlichen Gedanken stecken zu bleiben. Es geht um die Frage nach dem Wesenskern:
Was macht uns aus? Als Christinnen und Christen?
Woran glauben wir? Worauf setzen wir unsere Hoffnung?
Wenn ich unseren Monatsspruch unter diesen Vorzeichen lese, dann beginne ich zu verstehen, dass es hier um einen Weg geht. Um einen Weg, um eine Richtung, um eine Entscheidung, welcher Weg es denn sein soll.
Wer weiterliest wird die Begründung von Jesus selbst hören:
„Wenn ihr nur die liebt, die euch Liebe erweisen, welchen Lohn habt ihr dafür zu erwarten? Tun das nicht sogar Leute wie die Zolleinnehmer? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern und Schwestern freundlich seid, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht sogar die Heiden, die Gott nicht kennen?“ (Matthäus 5,46-47)
Jesus möchte uns also zu einem Handeln einladen, das über das gewöhnliche, das selbstverständliche Handeln hinaus geht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.
Das ist natürlich schwer, denn wir sind ja in unseren eigenen Gefühlen, negativen Erfahrungen und Verletzungen gefangen.
Ein echter Feind ist ja nicht einfach irgendwer.
Sondern ein Feind wird zum Feind.
Durch das, was er uns angetan hat.
Aber die Frage ist, wie ich diese Feindschaft aufheben oder durchbrechen kann, um wieder neues Leben zu ermöglichen.
Vergebung zu bewirken.
Versöhnung zu erreichen.
Wenn ich das will.
Wenn ich vielleicht dahin gekommen bin, dass dies meinem Wesenskern als Christin oder Christ entspricht. Andere so wie mich selbst zu lieben.
Ich glaube die ganze Bergpredigt dreht sich bei den von Jesus formulierten, zugespitzten Herausforderungen um diese Frage:
Um was geht es dir?
Woran glaubst du eigentlich?
Und wenn du das glaubst oder glauben möchtest: Was braucht es dann?
Eben keine frommen Rituale oder zweierlei Maß, wenn es um die Liebe geht.
Du sollst deine Nächste oder deinen Nächsten – das heißt der Mensch, der dir zugemutet wird – lieben.
Und ich finde, es ist ein sehr guter Ansatz für diese, uns herausfordernden Menschen, zu beten.
Im Gebet kann ich meine ganze Wut, meine ganze Verletzung, meine empfundene Ungerechtigkeit Gott an den Kopf werfen.
Mich beschweren und mich abarbeiten.
Ich glaube, Gott hält das aus.
Und so reinigt und legt sich vielleicht etwas in uns, das die Begegnung mit dem Anderen oder der Anderen wieder ermöglicht oder leichter macht.
Im Wesenskern bin ich von Gott geliebt.
Und diese Liebe befähigt mich, daran glaube ich, auch Andere zu lieben.