93. Tagung der Jähr­li­chen Konferenz – Bericht des Su­per­in­ten­den­ten

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Auszug aus dem Bericht des Superintendenten Stefan Schröckenfuchs sowie der gesamte Bericht zum download

2. Zeitenwende 

„Leute, es wird ernst und wir müssen mit ein paar unserer bisherigen Illusionen aufräumen. Und wir müssen uns der Herausforderung durch einen entschlossenen Gegner stellen.“

1. Mit diesen Worten hat der deutsche Bundeskanzler im deutschen Bundestag eine „militärische Zeitenwende“ als Reaktion auf die Invasion Russlands in die Ukraine angekündigt. Seither wird er von verschiedenen Seiten dafür kritisiert, dass den großen Worten bisher keine entsprechend großen Taten gefolgt seien. 

Ob dieser Umstand zu begrüßen oder zu bedauern ist, ist jedoch nicht Thema meiner Überlegungen. Was mich bewegt ist, dass die rhetorische Formulierung in unserer Zeit ja in mehrfacher Hinsicht zutrifft. Die Menschheit sieht sich gegenwärtig mit großen Herausforderungen konfrontiert. Illusionen werden zunehmend als solche entlarvt. Durch die Pandemie haben wir erkannt, dass es eine Illusion ist, wir wären dank moderner Medizin vor Seuchen gefeit. Die Klimakatastrophe und ihre unübersehbaren Folgen nimmt uns die Illusion, dass eine Ökonomie des Wirtschaftswachstums zum Wohlstand für alle Menschen führen würde. Und am 24. Februar 2022 ist die Illusion geplatzt, dass die Zeiten vorüber wären, in denen ein europäischer Staat von einem anderen brutal überfallen werden könnte. 

 

2. Die Herausforderungen sind vielfältig und groß. Lösungen gibt es nur, wenn die Menschen miteinander kooperieren. Sei es die Bekämpfung der Pandemie oder des Klimawandels oder der Einsatz für den Frieden: In jedem Fall gibt es nachhaltige Lösungen nur, wenn alle bereit sind, auf eigene, kurzfristige Vorteile zu verzichten. Es braucht Solidarität und es braucht Gerechtigkeit. Und man darf die Frage stellen, ob es überhaupt einen Unterschied zwischen den beiden gibt. Doch statt sich den Herausforderungen gemeinsam entschlossen zu stellen, geschieht allzu oft nur das: Es werden große Reden geschwungen und es werden Ziele gesetzt, wie man die Probleme in der Zukunft lösen wird. Für den Moment bleibt jedoch möglichst alles, wie es ist. 

Der Philosoph Harald Welzer hat diese Tendenz in seinem Buch „Nachruf auf mich selbst. Die Kultur des Aufhörens“ im Blick auf den Umgang unserer Zeit mit dem Klimawandel treffend beschrieben: 

„Eine höchst eigentümliche Reaktionsbildung auf die Dissonanz, die daraus entsteht, dass man um jeden Preis ein Kulturmodell fortsetzen möchte, obwohl es auf objektive Grenzen, also auf die Tatsache der Endlichkeit stößt, ist diese: Man ersetzt Handlungen durch Ziele. Nur dann ist das 1,5-Grad-Ziel systemkonform: Indem man das Problem von der Gegenwart in die Zukunft verschiebt, kann man Konferenzen veranstalten, Unterziele vereinbaren, die Autoindustrie fördern, den Kohleausstieg 15 Jahre später oder auch früher vereinbaren usw. usf. …  Die Kulturgeschichte des 21. Jahrhunderts wird diesen Move vom Handeln zum Zielesetzen vielleicht lustig finden, vielleicht auch nicht. Jedenfalls ist das Formulieren von Klimazielen die vornehme Fassung der klassischen Lebenslüge, da es ja dazu dient, trotz besserer Einsicht so weitermachen zu können wie bisher. Anders gesagt: Das Setzen des Ziels blockiert den Weg dahin. Weil es den Irrtum festschreibt, dass Zukunftsprobleme Probleme seien, die man in der Zukunft lösen muss.“ 

 

3. Die Welt befindet sich in einer multiplen Krise. Die Auswirkungen dieser Krise spüren wir auch als Kirche: Die Zahl der Gottesdienstbesucher*innen in unseren Gemeinden hat im vergangenen Jahr einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Die Stabilität von Gruppen und Kreisen in den Gemeinden ist spürbar zurückgegangen. Veranstaltungen lassen sich viel schwerer planen und so weiter…

Zum Teil sind diese Entwicklungen natürlich unmittelbare Auswirkungen der Covid-19-Pandemie (Lockdowns, Quarantänen, Maske-Tragen, Sing-Verzicht, usw.). Dazu kommt auch die Erschöpfung vieler nach zwei Jahren im Ausnahmemodus, die dazu führt, dass die Kraft fehlt, sich am Sonntag oder an einem Abend noch auf den Weg in die Kirche zu machen. Manche sind in den vergangenen zwei Jahren einfach auch älter geworden oder verstorben, und sie hinterlassen so eine Lücke im Gemeindeleben. 

Diese unmittelbaren Folgen der Pandemie sind aus meiner Sicht aber nur die halbe Wahrheit. In einer Krisenzeit, wie wir sie derzeit erleben, wird (zurecht) auch in Frage gestellt, was wirklich Halt gibt. Ich denke, dass sich auch Menschen von unseren Gemeinden abgewendet haben, weil ihnen „Kirche“ (ich verwende bewusst diesen ganz pauschalen Begriff) in dieser Zeit keine Hoffnung, Zuversicht oder ausreichend tragfähige Antworten auf ihre Fragen gibt. Ich gehe davon aus, dass sich deshalb nur wenige junge Menschen für eine aktive, regelmäßige Teilnahme am Gottesdienstleben entscheiden, weil sie die Relevanz für ihren Alltag vermissen. Und ich denke, dass sich in unseren Breitengraden derzeit ganz grundsätzlich wenige Menschen auf die Suche nach einer christlichen Gemeinde machen, weil sie ihre Hoffnungen auf anderes setzen. Dass Christ*innen auf lieblose Weise Konflikte über ethische und moralische Fragen führen, die in der Gesellschaft schon weitgehend überholt sind, verbessern die Situation nicht. 

 

4. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass im Evangelium eine unerschöpfliche Quelle der Kraft zur Rettung ist, um es mit Paulus zu sagen: Der Zuspruch der Gnade, das heißt der bedingungslosen Liebe Gottes, die in Jesus Christus sichtbar wurde, und das Gebot, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, weisen uns einen Weg gerade in einer Zeit der Krise. Christliche Gemeinschaften, in denen man sich gegenseitig trägt und erträgt sind Zufluchtsorte in einer Welt, in der Menschen auf vielfältige Weise unter einem allgegenwärtigen Leistungsdruck stehen. Versöhnung, Hingabe, Hoffnung, Solidarität, Gnade, Perspektiven über das Endliche hinaus –  all das sind Dinge, die wir für unser Leben und Überleben so dringend brauchen wie Luft zum Atmen und sauberes Wasser.  

Ich bin überzeugt, dass der Glaube die nötige Kraft geben kann, damit Menschen sich den Herausforderungen unserer Zeit stellen können.

 

5. Wir erleben nun also das Paradoxon, dass die Relevanz von Kirche zwar rapide sinkt. Doch die Erlösungsbedürftigkeit der Menschen oder der Menschheit sinkt nicht. Kurz vor Ostern habe ich mit einer Gruppe von Teenagern, die sich selbst als queer bezeichnen, gesprochen. Ich war nach diesem Gespräch sehr bewegt von ihren Fragen und von ihrer Verletzlichkeit. Besonders berührt hat mich ihre Sehnsucht nach bedingungsloser Annahme in einer Welt, die auf der einen Seite schier grenzenlose Freiheit vorgaukelt und gleichzeitig einen enormen Druck ausübt, allen möglichen Idealen, Ansprüchen oder Vorbildern gerecht werden zu müssen. Diesem Druck gerecht zu werden, in einer Welt großer Probleme und kleiner Perspektiven, ist eine enorme Last. 

Menschen wie diese Teenager brauchen Perspektiven und Hoffnung, und sie brauchen Gnade und Liebe. Sie brauchen die Erfahrung der Annahme, so wie Jesus gerade jenen unvoreingenommen begegnet ist, die in seiner Zeit an den gesellschaftlichen Ansprüchen und Anforderungen zerbrochen sind. 

Gnade ist die Erfahrung, ohne jede Vorleistung angenommen und geliebt zu sein. Gnade ist die Liebe, mit der wir von Gott geliebt sind. Gnade ist die Liebe, die durch Christus offenbar geworden ist. Gnade ist die heilsame Liebe Gottes, die uns selbst liebesfähig macht und bereit, den Weg der Hingabe, der Solidarität, der Gerechtigkeit, der Liebe zu gehen. 

Doch ich frage mich, wie wir diese Gnade jenen zugänglich machen können, die sie brauchen? Ich frage mich, wie wir Gemeinschaften bilden können, in denen Menschen einen Halt finden und Erfahrungen der Transzendenz – also des Durchscheinens der göttlichen Wirklichkeit in dieser Welt – machen können? 

Stehen wir ihnen dabei nicht allzu oft selbst im Weg – in unserem Bemühen, es vor Gott und den Menschen richtig machen zu wollen? Oder in der unbewussten, wenn auch durchaus verständlichen Tendenz, den sicheren Hafen der kleinen Kirchgemeinde nicht mit anderen teilen zu wollen, weil der sichere Hafen dann vielleicht doch ein wenig unübersichtlicher wird? 

 

6. Mein Vorgänger, der leider viel zu früh verstorbene Pastor Lothar Pöll, hat vor einigen Jahren (im Blick auf das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation) ein Gebet formuliert, das mich bewegt. Es stellt sich der Tendenz entgegen, wesentliche Entscheidungen auf morgen zu verschieben. Es warnt vor allzu großer Beschäftigung der Kirche mit sich selbst. Es ruft dennoch zu Veränderungen auf. Und es ermutigt uns, eine Kirche mit offenen Türen und Fenstern zu sein; eine Kirche auch für Unfromme und Unangepasste. Ich möchte dieses Gebet hier noch einmal in Erinnerung rufen:

Heute fange ich an

Weck deine Kirche auf, o Gott,
dass sie ein Hoffnungszeichen ist in dieser Welt,
ein Ort, wo Menschen Zuflucht finden, ein Vorzeichen des Reiches Gottes.
Dass sie den Schrei nach Obdach und nach Brot vernimmt,
den Ruf nach Hilfe in der Not und nach Gerechtigkeit.

Weck deine Kirche auf, o Gott,
dass sie sich nicht ständig nur um sich selber dreht
und um ihren Selbsterhalt besorgt ist,
um Gemeindewachstum und Profilierung.
Dass sie wachsam ist und prophetisch redet,
ihre Stimme leiht denen, die nicht gehört werden,
und schreit für die Verstummten unter uns.

Weck deine Kirche auf, o Gott,
wenn sie 500 Jahre Reformation feiert,
dass sie bedenkt, dass es nicht um sie geht, um ihr Image,
um Erfolg und den Applaus der Gesellschaft,
dass Kirche immer nur ein unvollkommenes und zerbrechliches Gefäß ist
für die grenzenlose Liebe Gottes.
Bewahre sie vor der Versuchung, sich unentwegt selbst im Spiegel zu betrachten
und vom Zwang, sich ständig reformieren zu müssen,
nur um attraktiv und modern zu erscheinen.

Weck deine Kirche auf, o Gott,
dass sie nicht dem Buchstaben des Gesetzes dient,
sondern dem Geist der Freiheit,
nicht den Gerechten, sondern den Sündern,
dass sie sich nicht das Gewand der Mächtigen umhängen lässt,
sondern mit Stolz das Image des Gekreuzigten trägt.

Weck mich auf aus dem Kirchenschlaf, o Gott,
und aus den allzu frommen Träumen,
dass ich merke, es kann nicht alles so bleiben wie es ist,
dass ich mich auf Veränderung und Erneuerung einlasse,
auf eine Kirche mit offenen Türen und Fenstern,
eine Kirche auch für Unfromme und Unangepasste.

Weck mich auf aus dem Kirchenschlaf, o Gott!
Kirche – das sind nicht bloß die anderen, Kirche bin ich.
Gib mir Mut und Kraft, Teil deiner Kirche zu sein, Teil der Lösung,
und Verantwortung zu übernehmen,
um den Weg Christi zu den Armen und Notleidenden zu gehen. 
Heute fange ich an.

3.1 Zusammenfassung des Diskussionsprozesses „What to teach? How to teach? What to do?“

Meinen Versuch, die wesentlichen Ergebnisse unseres Diskussionsprozesses in wenige Sätze zu komprimieren, ist an verschiedenen Stellen (Bezirkskonferenzen, Laiensitzung, Pastor*innentreffen) bereits ausführlich diskutiert worden. Ein Wort hat sich im Zug dieser Gespräche verändert: aus einem Darum wurde ein Dadurch. Mein Vorschlag einer Zusammenfassung lautet somit also: 

Wir feiern die Liebe Gottes! Dadurch machen wir Mut, fördern wir Entwicklung und bewirken wir etwas! 

Ich habe im Rahmen der genannten Diskussionen schon Etliches zu dieser Zusammenfassung geschrieben und gesagt, möchte aber dennoch ein paar Anmerkungen ergänzen. 

Das Wort im ersten Satz, das vermutlich die größten Diskussionen ausgelöst hat, ist das Wort „feiern“. Dass die Liebe Gottes im Zentrum steht, ist selbstverständlich. Aber was meint es, die Liebe Gottes zu feiern? Geht es nur darum, fröhlich zu feiern? Und was, wenn einem gerade nicht zum Feiern zumute ist, in einer Welt, in der es lieblos und wenig feierlich zugeht?

Ich halte den Begriff dennoch für richtig. „Feiern“ steht einerseits dafür, etwas zu würdigen und festlich zu begehen. Es steht andererseits auch für fröhliches, lustiges Beisammensein. 

Dass wir die Liebe Gottes „feiern“, zeigt, wie wichtig sie uns ist! John Wesley hat formuliert: „Liebe ist die große Medizin des Lebens, das nie versagende Heilmittel für all das Elend einer durcheinander geratenen Welt, gegen all die Übel und Laster der Menschen.“ In diesem Sinn ist uns die Liebe Gottes wichtig! Von Gottes Liebe und von Gottes Weisung, den oder die Nächste*n zu lieben, erhoffen wir uns Heilung für unsere aus den Fugen geratene Welt! Wir feiern diese Liebe, das heißt, wir nehmen sie ernst, wir stellen sie ins Zentrum unserer Arbeit, wir richten unseren Blick auf sie, wir erzählen anderen davon, wir freuen uns an ihr, wir orientieren uns an ihr. 

Und dieses Feiern der Liebe Gottes darf auch fröhlich sein – ja, es führt sogar in die Freude hinein, weil die Liebe Gottes tröstet, weil sie Kummer und Schmerz stillt, weil sie Hoffnung und Perspektiven gibt und weil sie die Kraft hat, Gram und Missgunst zu vertreiben. „Glaube ist Liebe, Frieden und Freude im Heiligen Geist. Er ist die fröhlichste und heiterste Sache der Welt“, sagt Wesley ebenfalls. Das heißt nicht, dass ein Gottesdienst ein Kabarettprogramm sein muss oder dass ein Christ immer ein fröhliches Lächeln im Gesicht tragen müsse und nie traurig sein dürfe. Aber die Grundstimmung des Glaubens ist fröhlich und zuversichtlich –  weil der, der der Liebe Gottes vertraut, weil die, die der Liebe Gottes vertraut, stets Hoffnung und Perspektive finden kann. 

Ich habe keine Sorge, dass unser Glaube zur Spaßnummer verkommt, wenn wir das Feiern der Liebe Gottes in den Mittelpunkt stellen. Ich fürchte eher, dass wir das „Feiern“ der Liebe (im Englischen so schön mit dem Wort „we celebrate“ – wir zelebrieren – zu übersetzen) zu wenig ernst nehmen. Steht in unseren Gottesdiensten wirklich die Liebe Gottes im Zentrum? Würdigen wir diese Liebe? Wird unsere Erwartung in die heilsame Kraft der Liebe Gottes spürbar? Sind wir bereit, dem Gebot der Liebe fröhlich und voller Zuversicht zu folgen? Geben wir uns der Liebe Gottes vorbehaltlos hin? Oder müssen wir – ein wenig spitz formuliert –  uns die Frage gefallen lassen, warum die Fußball-Fans ihre Hymnen im Stadion inbrünstiger singen als wir  unsere Lieder in unseren Gottesdiensten? 

Der zweite, dreiteilige Satz bringt etwas von der Haltung zum Ausdruck, die unser kirchliches Handeln prägen soll. Gleichzeitig drückt er unsere Erwartung an die Wirksamkeit der Liebe Gottes aus: Kirche soll eine Gemeinschaft sein, in der Menschen ermutigt und befähigt werden. Wir werden (gemeinsam mit anderen) ermutigt, unser Leben zu leben; ermutigt, die Liebe zu wagen; ermutigt, neue Wege zu beschreiten. Die Liebe Gottes bewirkt, dass Menschen wachsen und sich weiter entwickeln. Heiligung nennt Wesley diese Dynamik. Wir sind nicht festgelegt auf das, was wir jetzt sind; wir können weiter wachsen und werden durch Gottes Liebe fähiger, selbst zu lieben. So bewirken wir auch etwas in unserer Welt. 

Wichtig ist mir inzwischen das Wort „dadurch“. Mut zu machen, Entwicklung zu fördern und wirksam zu sein, ist nicht etwas, was zur Feier der Liebe Gottes dazukommt. Es geschieht wie von allein, wenn wir Gottes Liebe feiern; wenn wir uns an ihr freuen, sie ernst nehmen, würdigen und ins Zentrum unseres Handelns stellen. 

Ich habe mir die Frage gestellt, welche Funktion diese Zusammenfassung unseres Diskussionsprozesses in Zukunft erfüllen soll. Ich glaube, dass wir diese kurze Formulierung als eine Art Leitbild unserer Kirche in Österreich annehmen und verankern sollten. Im Konferenzgestaltungsteam haben wir uns lange davor gescheut, den Begriff Leitbild zu verwenden. Zu sehr sind uns vergangene Leitbildprozesse unangenehm in Erinnerung geblieben. Nun haben wir den Prozess aber schon abgeschlossen, und es geht nur mehr darum, wie wir das Ergebnis so sichern, dass es weiter wirkt. 

Egal wie wir die Ergebnissicherung nennen: Wichtig ist, dass es uns dabei hilft, Veränderungen und Erneuerungen zuzulassen. Die Erinnerung daran, dass es um das Feiern der Liebe Gottes geht, um Ermutigung, Förderung von Entwicklung und die Zuversicht, dass wir dabei etwas bewirken, soll dazu dienen, solche Veränderungen zielgerichtet anzustoßen. Sie soll uns inspirieren, wenn wir unsere Gottesdienste feiern, wenn wir unseren Aufnahmekurs überarbeiten, wenn wir über kirchliche Finanzen entscheiden, wenn wir über unser Verständnis von Mission oder die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen reden, usw. 

 

In diesem Sinn stelle ich den Antrag, diese Zusammenfassung unserer Konferenzgespräche als Leitbild anzunehmen. Ich hoffe, dass dem Beschluss ein konstruktives Gespräch vorausgeht und bin auch für Alternativvorschläge offen. 

 

Antrag:
Die Jährliche Konferenz möge die Formulierung „Wir feiern die Liebe Gottes! Dadurch machen wir Mut, fördern wir Entwicklung und bewirken wir etwas!“ als Leitbild für die Arbeit der EmK Österreich annehmen.

3.2 Handlungsfelder aus dem Prozess EmK 2036

An den Bezirkskonferenzen 2021 haben wir unter dem Motto „Die EmK im Jahr 2036“ über die Zukunft unserer Kirche nachgedacht. Dabei sind mehrere Themen sichtbar geworden, die uns im Blick auf die Zukunft unserer Kirche wichtig sind. Die Delegierten der Jährlichen Konferenz haben die Themen weiter konkretisiert (siehe Anhang Themenfelder EmK 2036). Im Herbst 2021 haben Laien und Pastor*innen jeweils getrennt die Themen priorisiert. Unabhängig voneinander haben beide Gruppen dieselben drei Themen als besonders wichtig bzw. dringlich bewertet: Nachhaltigkeit und Ökologie; Mission und Sichtbarkeit; Kinder und Jugendliche. 

Ich habe im Rahmen der Bezirkskonferenzen sämtliche Themenfelder den BK-Mitgliedern vorgestellt. Daraus ist eine Reihe spannender Gespräche entstanden. Großteils wurde den Themen und der Priorisierung zugestimmt und sie als wichtige Aufgabenfelder angesehen. Es wurden auch Vorschläge zur Veränderung / Ergänzung einzelner Detailformulierungen gemacht. Ein wesentlicher Hinweis war, dass der Gebrauch der Gnadenmittel als typisch methodistisches Element fehlt und z.B. im Bereich Gemeinschaft ergänzt werden könnte. 

Deutlich wurde auch, dass sich seit der Auswertung der Themen im Herbst 2021 gewisse Akzente wieder verschoben haben: Nach einem weiteren von der Pandemie geprägten Winter sind in den Gemeinden die Aufgaben „Stärkung der Gemeinschaft“ und „aktive Mitarbeit fördern“ wichtiger geworden. Die Bedeutung des Themas „Digitale Kirche“ hat dagegen deutlich abgenommen. Alle Gemeindevorstände haben sich vorgenommen, an den für die jeweilige Gemeinde relevanten Aufgabenstellungen weiterarbeiten zu wollen. 

Die Priorisierung der Themen Nachhaltigkeit und Ökologie, Mission und Sichtbarkeit sowie Kinder und Jugendliche hat bereits einiges in Bewegung gebracht. Ganz sichtbar ist es im Bereich Nachhaltigkeit und Ökologie: Es gab dazu bereits eine österreichweite Online-Impulsreihe in der Fastenzeit. Mit Magdalena Gnigler haben wir eine Klimabotschafterin, die gut mit ihren evangelischen Kolleg*innen vernetzt ist. Und die Eigentumsverwaltung hat damit begonnen, alle kirchlichen Liegenschaften einem Klimacheck zu unterziehen und eine Strategie für weitere Maßnahmen zu entwickeln (siehe Bericht Kirchenvorstand). 

Das Kinder- und Jugendwerk hat den Impuls dahingehend aufgenommen, dass für den Samstag vor der Jährlichen Konferenz eine Klausur einberufen wurde, an der der aktuelle Stand der eigenen Arbeit evaluiert werden soll. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse und auf die Diskussion, die sich hoffentlich im Rahmen des KJW-Berichtes ergeben wird. 

Ganz grundlegenden Diskussionsbedarf orte ich im Bereich „Mission und Sichtbarkeit“. Ich bin überzeugt, dass wir ein klareres Verständnis darüber entwickeln sollten, was wir überhaupt unter „Mission“ verstehen. Erst wenn wir diese Klarheit haben, können wir uns darüber verständigen, wie wir missionarisch Kirche sein wollen. 

Für alle weiteren Diskussionen scheint es mir wichtig, unsere Gespräche im Licht des Auftrags, die Liebe Gottes zu feiern, zu führen und mit zu bedenken, was es in diesem Zusammenhang heißt, zu ermutigen, Entwicklung zu fördern und wirksam zu werden.

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