Kinder mit Autismus im Kindergarten
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Emira war mit ihrem Sohn von klein auf viel draußen, damit er sich austoben konnte. Eines Tages bat sie eine befreundete Nachbarin, die Kinderkrankenschwester ist, zu einem Gespräch. Jakub war damals eineinhalb Jahre alt und der Nachbarin war sein Verhalten immer wieder aufgefallen: „Dein Kind geht in die autistische Richtung“, hat sie damals gesagt und klärte Emira auf, was das bedeutet.
Im Alter von 19 Monaten erhielt Jakub die Diagnose Autismus. Anfangs fand Emira für ihren Sohn eine Krabbelstube, in der es eine Stützkraft gab. Seit 1,5 Jahren besucht Jakub den heilpädagogischen „Kindergarten für dich und mich“ des Diakonie Zentrum Spattstraße. Hier begleiten vier Betreuer eine Gruppe von sechs Kindern mit frühkindlichem Autismus. Die Kinder werden beschäftigt und gefördert, es gibt eine fixe Tages-Struktur und es wird viel mit Bildern gearbeitet.
Mehr "Kindergarten für Dich und mich"„Ich bin heute froh, dass mich meine Nachbarin schon früh auf das Verhalten von Jakub aufmerksam gemacht hat. Denn je früher bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) damit begonnen wird, sie zu fördern, desto größer ist die Chance, dass sich die Kinder besser entwickeln können.“
„Seit Jakub den Kindergarten für dich und mich besucht, gab es eine Riesenveränderung! Jakub ist ausgeglichener, vieles ist für uns im Alltag unkomplizierter geworden“, so Mutter Emira.
Für Kinder mit ASS ist vor allem ein klar strukturierter Tagesablauf wichtig. Emira bindet in die nonverbale Kommunikation mit ihrem Sohn auch immer wieder Bilder ein. Wird die Wohnung verlassen und es steht beispielsweise eine Autofahrt an, dann bekommt Jakub vorher ein Bild mit einem Auto, damit er sich darauf einstellen kann, was als nächstes kommt. Geht die Mutter mit ihrem Sohn zum Spielen in den Hof, dann gibt es im Vorfeld das Foto vom Hof für Jakub. Und wenn sie die Tante besuchen, dann kommt ein Bild von Emiras Schwester zum Einsatz. Die Bilder geben Jakub Sicherheit, so kann er erkennen, was als nächstes auf ihn zukommt.
Wenn Jakub vom Kindergarten heim kommt, dann braucht er erst einmal eine Zeit lang, um sich in seinem Zimmer zurück zu ziehen. Im Kinderzimmer gibt es Möglichkeiten, sich auszutoben. Seinen Bewegungsdrang kann er auf seiner Kletterwand ausleben. Jakubs Lieblingsspielzeug sind Magnetzüge. Damit kann er sich lange Zeit beschäftigen.
Unvorhergesehene Ereignisse bedeuten für Kinder mit ASS großen Stress. Das schlimmste ist für Jakub, wenn er beispielsweise in einer Menschenschlange warten muss - so eine Situation versucht Mutter Emira so gut es geht zu vermeiden. „Ich habe gelernt, so zu denken wie Jakob empfindet. Ich möchte, dass mein Sohn das Gefühl hat, dass er in Ordnung ist, dass wir ihn so annehmen wie er ist. Ich will und kann meinen Sohn nicht ändern. Er ist so wie er ist! Die Betreuung im Kindergarten des Diakonie Zentrums Spattstraße ist für uns alle ein großer Segen. Ich weiß hier meinen Sohn gut aufgehoben. Und Jakub wird hier nicht nur „betreut“ sondern seinen Bedürfnissen entsprechend gefördert. Es ist ein tägliches Training, das ihn darauf vorbereitet, mit dem Leben so gut wie möglich zurecht zu kommen. Und seine Fortschritte sind enorm! Früher war es beispielsweise undenkbar, dass er sich selbst die Jacke anzieht, wenn ich ihm das sage. Heute klappt das wunderbar!“
Was Emira anderen Eltern mit auf den Weg geben möchte: „Wichtig ist es, dass man dem eigenen Kind vertraut. Genauso wichtig ist es, dass man so bald wie möglich Hilfe in Anspruch nimmt. Ein Kind mit ASS braucht professionelle Unterstützung! Dafür gibt es Fachkräfte und Profis, so wie im Kindergarten des Diakonie Zentrum Spattstraße. Niemand sollte versuchen, sein ASS-Kind krampfhaft zu ändern. Das bringt nichts und die Kinder spüren das! Kinder mit ASS haben das Recht, dass man sie so annimmt wie sie sind!“
Emira Hajric (29) ist Mutter von drei Kindern: Dzana (9), Jakub (5) und Dean (3). Sohn Jakub steht im Mittelpunkt der Familie, bei ihm wurde eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) diagnostiziert.