Zu­kunfts­fra­gen: Zen­tral­kon­fe­renz nimmt Vor­schlä­ge des Runden Tischs deutlich an

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Am Donnerstag und Freitag setzten sich die Delegierten der methodistischen Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa in Basel mit einer durch einen Runden Tisch erarbeiteten Vorlage auseinander. Nach längeren, angeregten und zuweilen emotionalen Diskussionen und diversen Zusatzschlaufen wurden dessen Vorschläge mit großer Mehrheit angenommen.

Können wir noch miteinander Kirche sein?
Nach den Beschlüssen der außerordentlichen 🔗Generalkonferenz 2019, in der im Umgang mit Personen, die offen homosexuell leben, die traditionellen kirchlichen Positionen 🔗mit knapper Mehrheit bekräftigt und ihre Durchsetzung forciert wurde, lag die Frage auch in der 🔗Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa (ZK MSE) auf dem Tisch.

Unterschiede treten zutage

Methodist*innen vorwiegend im Osten und Südosten der Zentralkonferenz waren erleichtert, dass ihre Haltung bestätigt worden war. Andere waren bestürzt und mussten traurig zur Kenntnis nehmen, dass die Kirche nicht nur keinerlei Öffnung zuließ, sondern sogar strengere Regeln erlassen hatte. Anstatt den seit Jahrzehnten bestehenden Konflikt zu lösen oder mindestens zu entschärfen, hatten die Beschlüsse ihn sogar verschärft.

Eingeladen zu Gesprächen

Auf Ebene der Zentralkonferenz wurde eine Runder Tisch geschaffen, um im Gebiet von Mittel- und Südeuropa nach Lösungen zu suchen und eine gemeinsame Vision für die Mission der Kirche zu entwerfen. Zur Teilnahme eingeladen waren alle zur Zentralkonferenz gehörenden Teile der methodistischen Kirche. Mitgewirkt haben schließlich Vertreter*innen aus der Schweiz, aus Frankreich, Ungarn, Nord-Mazedonien, Polen, Serbien, Tschechien und Österreich.

Grundsätze und konkrete Vorschläge

Die Co-Vorsitzenden, Andrzej Malicki aus Polen und Stefan Schröckenfuchs aus Österreich, präsentierten miteinander das Ergebnis, das die Gruppe in zehn Treffen und intensiven Beratungen ausgearbeitet hatte. Der Bericht enthielt Grundsätze und konkrete Vorschläge zur Frage, wie die Methodistenkirche in den zugehörigen Ländern trotz Meinungsdifferenzen zur menschlichen Sexualität miteinander umgehen und gemeinsam weitergehen können.

Was offensichtlich war: Trotz aller Differenzen waren unter den Mitgliedern des Runden Tisches vertrauensvolle Beziehungen entstanden und gegenseitiges Verständnis gewachsen. Mit einem langen Applaus dankten die Delegierten den Mitgliedern für die große Arbeit.

Ein schützender Rahmen für die Einheit

»Berufen zur Einheit« lautet der Titel des Berichts. »Wir wollen zusammenbleiben, auch wenn wir nicht in allen Fragen einer Meinung sind«, ist die erste einer ganzen Reihe grundsätzlicher Aussagen. Weiter hält der Bericht fest, dass in Fragen der menschlichen Sexualität jedes Land den lokalen Überzeugungen und Gesetzen folgen und von außen kein Druck ausgeübt werden dürfe. Dies auch nicht für den Fall, dass eine künftige Generalkonferenz eine liberalere Regelung beschließen sollte. Für die konkrete Umsetzung empfiehlt der Text Anpassungen im Teil der Kirchenordnung, den die ZK MSE ändern darf, sowie Fußnoten zu nicht veränderbaren Texten, in denen die Haltung der ZK MSE erläutert wird.

Erster intensiver Austausch lässt hoffen

In Gruppen diskutierten die Delegierten am Donnerstag intensiv über den Bericht. Ängste und Bedenken wurden geäußert, Verständnis für andere Positionen war nicht überall vorhanden. Weniger jedenfalls, als unter den Mitgliedern des Runden Tisches, die einen längeren gemeinsamen Prozess hinter sich hatten. Dass innerhalb der Zentralkonferenz in den letzten Jahren auch bedingt durch die Pandemie wenig Beziehungen gepflegt werden konnten, erwies sich nun als Nachteil.

Es wurden aber auch Hoffnungen genannt, insbesondere die, dass die Kirche sich endlich wieder wichtigeren Themen würde zuwenden können. Eine »Abstimmung« in der Form von Punkten auf einem Diagramm zeigte, dass wohl eine Mehrheit der Konferenz-Mitglieder dem Bericht zustimmen würde, wenn auch manche nicht überzeugt waren, dass damit der Konflikt beigelegt werden könne.

Neue Diskussionen und ein Änderungsvorschlag

Im Anschluss an diese Auseinandersetzung mit dem Thema äußerten diverse Personen Bedenken, nun einfach zur Abstimmung zu schreiten. Es brauche nochmals Zeit, um die Menschen in den einzelnen Jährlichen Konferenzen (Synoden) mitzunehmen auf den gemeinsamen Weg. Daraufhin erhielten die Delegationen am Freitag nochmals Gelegenheit zu einem Austausch untereinander. Aus den Delegationen der östlicheren Länder kam die Forderung auf nach mehr Zeit vor einer Entscheidung. Zudem sollte die Vorlage abgeändert werden. Die Möglichkeit, das Verständnis von Ehe abzuändern, sollte aus dem Text gestrichen werden.

Für die übrigen Delegierten, mehrheitlich jene aus der Schweiz und Österreich, war der Vorschlag, den Text nochmals zu ändern, schwierig. »Der Text enthält das maximal Mögliche. Ändert man daran etwas, gerät er aus dem Gleichgewicht«, gab Stefan Schröckenfuchs zu bedenken. Die Bereitschaft, nochmals ein Jahr Zeit zu gewähren, falls die Zeit für Überzeugungsarbeit in den einzelnen Jährlichen Konferenzen tatsächlich genutzt werde, schien hingegen vorhanden.

Ursprünglicher Antrag klar angenommen

Änderungsanträge wollten einerseits am Text weitere Anpassungen vornehmen oder andererseits nur die eigentliche Einheitserklärung annehmen und den Rest des Textes erst in einem Jahr durch das Exekutivkomitee entscheiden lassen. Beide Anträge wurden abgelehnt. Daher wurde am Ende in einer geheimen Abstimmung über den ursprünglichen Antrag abgestimmt. Dieser wurde mit 53 zu 11 Stimmen deutlich angenommen.

Christine Schneider / S.F.
Beitragsbild: In Gruppen tauschten die Delegierten in Basel am Donnerstag über die Vorschläge vom Runden Tisch aus. (Foto: Jörg Niederer)

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