Der neue Himmel und die neue Erde
Glaubensimpuls
Bischof Mittel- und Südeuropa
Der neue Himmel und die neue Erde
Predigttext Offenbarung 21,1-5
1Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr da. 2Und ich sah die heilige Stadt: das neue Jerusalem. Sie kam von Gott aus dem Himmel herab – für die Hochzeit bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. 3Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her rufen: »Sieh her: Gottes Wohnung ist bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein. Gott selbst wird als ihr Gott bei ihnen sein. 4Er wird jede Träne abwischen von ihren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerz. Denn was früher war, ist vergangen.« 5Der auf dem Thron saß, sagte: »Ich mache alles neu.« Offenbarung 21,1-5
Wir feiern die Liebe Gottes. Fördern wir Entwicklung!
Liebe Konferenzgemeinde
»Wir feiern die Liebe Gottes. Fördern wir Entwicklung!«, heißt das Motto dieser JK.
Wie können wir mit unseren Möglichkeiten Entwicklung in der Kirche, in unserem Umfeld, im persönlichen Leben fördern, haben wir uns gefragt. Was trägt zu positiven Entwicklungen bei, was behindert sie?
Gestern in der Konferenzpredigt hat Doreen zwei Dinge gesagt, die ich ganz wichtig finde. Ich sage es mit meinen Worten:
Wenn Dinge sich gut entwickeln, wenn Dinge wachsen sollen, brauchen sie einen guten Wurzelboden. Sie müssen tief in der neuen Schöpfung, die Gott schon jetzt am Schaffen ist, in Gottes neuer Welt verwurzelt sein.
Und wenn wir Entwicklung fördern wollen, brauchen wir ein Ziel. Die neue Schöpfung, die Gott einmal vollenden wird, ist auch das Ziel unseres Entwickelns, das ihm seine Richtung gibt.
Davon spricht Johannes, von der neuen Schöpfung, dem neuen Himmel und der neuen Erde. Darin findet unser Entwicklung-Fördern sein Fundament und Ziel!
Ich lade euch ein, mit mir auf Entdeckungstour zu kommen. Da und dort werden wir stehen bleiben und schauen und hoffentlich ins Staunen geraten über das Neue, von dem Johannes berichtet. Kommt ihr mit?
»Dann sah ich …«
Zukunftsbilder für die Gegenwart
»Dann sah ich …«, beginnt Johannes, und dann beschreibt er, was er sieht. Er malt uns ein Zukunftsbild vor Augen, oder besser: Zukunftsbilder. Denn was einmal sein wird, lässt sich nicht mit einem einzigen Bild beschreiben. Er malt Bilder davon, was einmal sein wird: eine neue Schöpfung mit einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Eine heilige Stadt, das neue Jerusalem, das von Gott her aus dem Himmel herabkommt. Gottes Wohnung mitten unter den Menschen. Blühendes, glückliches Leben ohne Leid.
Eine ganze Bildergalerie! Gegenbilder zur manchmal so notvollen, von negativen Entwicklungen geprägten gegenwärtigen Welt. Hoffnungsbilder einer Zukunft, die am Kommen ist. Hoffnungsbilder, die die Kraft haben, uns und die Welt, in der wir leben, zu prägen und zu verwandeln. Hoffnungsbilder einer Zukunft, die uns befähigen, nicht aufzugeben. Nicht aufzugeben angesichts all der Nöte, mit denen wir konfrontiert sind, sondern dranzubleiben. Hoffnungsbilder, die uns in Bewegung setzen und anleiten, in der ersten Schöpfung so zu handeln, als wäre die neue Schöpfung schon da.
Diese Hoffnungskraft, die uns in Bewegung setzt, ist sichtbar da. Das erlebe ich auf meinen Reisen immer wieder: Wenn auch noch nach zwei Jahren Krieg in der Ukraine mit einem großen Herz in der Ukraine Verbliebene oder Geflüchtete auf vielerlei Weise unterstützt werden. Wenn mit viel Kreativität mit neuen Formen von Kirche experimentiert wird und Erprobungsräume geschaffen werden, um Menschen in die christliche Weggemeinschaft einzuladen. Wenn Menschen mit ihren Sorgen und Freuden auf Augenhöhe und mit viel Sensibilität begleitet werden.
Durch all dies, durch euch!, die ihr für andere da seid, wird ein Stück Erde neu, schon jetzt! So begegnet ihnen die freimachende Kraft Gottes, die Leben zum Blühen bringt. Lasst uns diese Bilder ein wenig genauer anschauen und überlegen, was sie für uns bedeuten!
Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr da.
Der neue Himmel und die neue Erde
Ein neuer Himmel und eine neue Erde – was für eine Verheißung! Ich sehe vor mir die unendliche Vielfalt der Tiere, die Pflanzen, Blumen und Bäume in ihrer ganzen Farbenpracht! Ich sehe vor mir auch unbelebte Elemente wie Steine in all ihren vielfältigen Formen. – Was Gott doch alles geschaffen hat und schafft! Was für eine Freude!
»Sehr gut«, ist Gottes Urteil über das alles, über seine erste Schöpfung (1. Mose 1,31), unseren Lebensraum. Allerdings, jemanden habe ich noch nicht erwähnt, – den Menschen, den »adam«, den Gott mitten in die Schöpfung hineingebettet hat. »Adam«, das heißt »Erdling«, weil er aus der »adama« gemacht ist. Das ist Hebräisch und heißt »Erde«. Ganz eng verwoben mit der Erde sind wir Menschen! Und das wird in der neuen Schöpfung so bleiben. Denn Gott schafft nicht nur neue Menschen, sondern einen neuen Himmel und auch wieder eine neue Erde.
Auch die neue Menschengemeinschaft ist eingebettet in einen Lebensraum mit anderen Geschöpfen. So ist Gottes erste Schöpfung, in der wir leben, ein Vorgeschmack auf die vollendete neue Schöpfung, in ihrer noch viel größeren Schönheit und Pracht. Ist das nicht Grund, Gott für seine wunderbare erste Schöpfung zu danken? Und Grund, sie als gute Haushalter Gottes zu bewahren? Ihr Sorge zu tragen, damit sie eine gesunde Lebensgrundlage nicht für uns, sondern für alle Geschöpfe bleibt?
Wir haben in den vergangenen zwei Tagen auf die Klimaresolution zurückgeschaut, die wir im Jahr 2023 zuhanden der Regierung verabschiedet haben. Wir haben von den Antworten darauf gehört. Und wir haben mit Simone eine Verantwortliche im Bereich der Schöpfungsverantwortung für das Netzwerk »Christliche Weg- und Lerngemeinschaft« gewählt. Damit haben wir einen Schwerpunkt gesetzt.
Die erste Erde wird einmal vergehen, sieht Johannes. Aber das Bild der neuen Schöpfung und die Erwartung des neuen Kosmos leitet uns an, schon auf dieser Erde so zu handeln, als wäre die neue da. Die Hoffnung auf die neue Schöpfung leitet uns an, unseren Lebensraum so zu gestalten, dass er dem kommenden, neuen ähnlicher wird, d.h. Leben behindernde Entwicklungen zu stoppen und Leben zum Blühen bringende Entwicklungen zu fördern.
Und ich sah die Heilige Stadt: das Neue Jerusalem. Sie kam von Gott aus dem Himmel herab.
Die Stadt von Gott aus dem Himmel herab
Von Gott aus dem Himmel herab kommt die Heilige Stadt. Nicht von Menschenhand wird sie gebaut. Das ist wichtig: Zwar sind wir berufen, unseren Lebensraum im Sinn Gottes zu entwickeln. Aber wir sollen und müssen nicht die neue Erde schaffen. Das ist ganz Gottes Sache, nicht unsere.
Wie oft in der Geschichte haben Menschen das vergessen! Wie oft schon wollten sie selbst das Paradies auf Erden schaffen. Immer aber entstand noch größeres Leid und Unrecht! Weil der Mensch sich an Gottes Stelle setzte. Weil er meinte, der Zweck heilige die Mittel.
Etwas ganz anderes ist es, als Kirche Jesu Christi aus der Kraft der Hoffnung auf die neue Schöpfung diese Erde und das Zusammenleben auf ihr in Gottes Sinn zu gestalten. Die Kirche ist berufen, Gottes Schalomträgerin zu sein und seinen Frieden schon jetzt auszubreiten.
Wir Methodist*nnen sind berufen, aus der Kraft der Hoffnung auf die neue Schöpfung das, was uns möglich ist, beizutragen, so dass diese Erde schon jetzt ein Vorgeschmack auf das Leben im neuen Jerusalem wird. Ein Vorgeschmack auf erfülltes Leben für alle, für ein geordnetes Miteinander und Schutz, für Schalom und Geborgenheit, für Lebensfreude und eine blühende Gemeinschaft.
Welche Gelegenheiten hast du dazu?
Wir sprechen heute Morgen für ein weiteres Jahr Dienstzuweisungen für unsere Pastorinnen und Pastoren aus! Unter anderem gehört zu ihren Aufgaben, die ihnen in unseren Gemeinden anvertrauten Menschen darin anzuleiten, Menschen zu christlicher Weggemeinschaft einzuladen, und sie zu befähigen – auch durch ihr Vorbild –, sich für Gerechtigkeit, Friede und Freiheit einzusetzen. Miteinander haben sie Teil an Gottes Mission in dieser Welt und fördern so die Verwandlung unserer Welt.
Dabei ist es wichtig und eine große Entlastung, sich immer wieder bewusst zu machen: Den neuen Himmel und die neue Erde zu schaffen, ist nicht eure, sondern ganz Gottes Sache! Damit würdet ihr euch und die euch anvertrauten Menschen nur überfordern. Eure Sache ist es zuallererst, euch von Gott lieben zu lassen! Eure Sache ist es zweitens, erfüllt von seiner Liebe seine Liebe zu feiern und ihn zu lieben. Eure Sache ist es schließlich, verwandelt von seiner Liebe und erfüllt von der Kraft der Hoffnung, die neue Schöpfung widerzuspiegeln und so die Liebe und Hoffnung weiterzutragen.
3Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her rufen: »Sieh her: Gottes Wohnung ist bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein. Gott selbst wird als ihr Gott bei ihnen sein.
Gott wohnt mitten unter den Menschen
Das Bild vom Wohnen Gottes unter den Menschen zieht sich durch die ganze Bibel. Man könnte auch übersetzen: »Gottes Zelt ist bei den Menschen«.
Das erinnert uns an die früheste Zeit Israels, als Gott in einem Zelt unter den Israeliten wohnte. In Johannes 1,14 lesen wir dann von einem neuen Wohnort: »Er, das Wort wurde ein Mensch. Und er wohnte bei uns.«
Gottes Wohnung ist ein Mensch, Jesus, der Sohn Gottes, der Immanuel, der »Gott mit uns«. Im Menschen Jesus zeigt Gott sich uns. Wer Jesus sieht, sieht den Vater. Jesus zeigt, wer Gott ist. Die Absicht dahinter ist: Gott will die Erde zu seinem Wohnraum machen! Was er in Jesus begonnen hat, führt er in der Kirche weiter.
Die Gemeinschaft jener, die Jesus nachfolgen, wird zum Wohnraum Gottes: »Ihr seid Mitglieder von Gottes Hausgemeinschaft.« (Epheser 2,19) Mitten in der Gemeinde wohnt Gott, wie in einer großen Wohngemeinschaft. Da ist er gegenwärtig. Da ist er uns jederzeit nah.
Was für eine Zusage! Die Gemeinde, wir, Gottes Wohnung! Seine Liebe, seine Gerechtigkeit und Freiheit mitten unter uns. Diese widerzuspiegeln auf dieser Erde mit aller Ungerechtigkeit und mit aller Unfreiheit, dazu ist die Kirche berufen. Dazu sind wir berufen, bis Gottes Wohnung bei den Menschen vollendete Wirklichkeit sein wird, nicht mehr nur in der Kirche, sondern unter allen Völkern.
Er wird jede Träne abwischen von ihren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerz. Denn was früher war, ist vergangen.
Glückliches Leben ohne Leid
»Er wird jede Träne abwischen von ihren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerz. Denn was früher war, ist vergangen.« Diese Worte sprechen für sich!
Es stimmt, die erste Schöpfung lässt uns immer wieder staunen, sie ist wunderbar gemacht, sie ist »sehr gut«. Aber wahr ist auch, was Paulus schreibt: »Die ganze Schöpfung seufzt und stöhnt vor Schmerz – wie in Geburtswehen – bis heute« – und wir mit ihr (Römer 8).
Wir warten zusammen mit der ganzen Schöpfung sehnsüchtig darauf, dass er uns von der Vergänglichkeit erlöst und endgültig in die Freiheit führt. Ungerechtigkeit und Unfreiheit sind mit Händen zu greifen. Im Großen der weiten Welt, wo Kriege herrschen und Naturkatastrophen unsägliches Leid über die Menschen bringen. Im Kleinen, wo Krankheit oder zerrüttete Beziehungen das Leben gefangen nehmen und eng machen. In der Kirche, wo gesellschaftliche Umbrüche bewährte Werte und Formen von Kirche in Frage stellen und der Kirche ihre Grenzen überdeutlich vor Augen führen.
Vergänglichkeit und Schmerz, die das Leben begrenzen, sieht Johannes, werden ein Ende haben. Die Leben behindernden Chaosmächte werden vergehen. Im Bild: In der neuen Schöpfung ist das »Meer« nicht mehr da. »Er wird jede Träne abwischen von ihren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerz. Denn was früher war, ist vergangen.«
Ist das nicht eine Perspektive, die Hoffnung macht und Kraft schenkt, schon jetzt Leid und Not zu lindern, so gut es geht? Ist das nicht eine hoffnungsvolle Perspektive, die motiviert, positive, Leben zum Blühen bringende Entwicklungen zu fördern?
Im Vertrauen darauf, dass Christus recht behält, der sagt: »Siehe, ich mache alles neu«!
Amen.
Die diesjährige Jährliche Konferenz der EmK Österreich schloss mit einem kurzweiligen und berührenden Gottesdienst, in dem unter Anderem auch die Dienstzuweisungen verlesen wurden.
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