Albanien II

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Zweiter Teilbericht des Besuches der Pastor*innen in der EmK Albanien: Noch einmal Tirana, dann weiter nach Elbasan und Pogradec

Am Samstag Vormittag hatten wir die Möglichkeit, in Tirana den eigenen Interessen entsprechend Museen zu besuchen oder auf eigene Faust noch andere Stadtteile zu erkunden. 

Unter anderem konnten das Museum im Bunker oder das „House of Leaves“ (ein Spionage-Museum) besichtigt werden. 

Beide dieser Museen bieten einen leicht verständlichen und doch sehr bewegenden kurzen Einblick in die Geschichte Albaniens, vor allem im vergangenen Jahrhundert.

In einem Land, das wiederholt von verschiedenen Mächten angegriffen und eingenommen wurde, ist die Bevölkerung Albaniens immer wieder neuen Einflüssen ausgesetzt gewesen. Im Bunker kann die Situation der Hilflosigkeit und des Angegriffen-Werdens nachempfunden werden.

Im House of Leaves wird detailliert die 47-jährige kommunistische Herrschaft, beginnend mit der „Befreiung“ von faschistischen Unterdrückern im Jahr 1944 und der der nun herrschenden marxistisch-leninistischen Regierung unter Enver Hoxha, im Land dargestellt. 
Aus Gesprächen mit Mitgliedern der EmK dort wissen wir, dass diese jahrzehntelange Unterdrückung noch immer tief in den Erinnerungen der Bevölkerung verankert ist. Ähnlich wie in Ostdeutschland vor der Wende wurde auch in Albanien die Bevölkerung systematisch überwacht und ausspioniert. Erschreckenderweise mit Geräten, die unter anderem in Westdeutschland oder Japan von bekannten Technologiekonzernen hergestellt worden sind! 

Geschätzt 800.000 Menschen sind während dieser Zeit als Verräter umgebracht worden. Ein Raum im Museum ist von oben bis unten mit einer alphabetischen Namensliste von Menschen beschriftet, die als „Verräter" sterben mussten. 

Der Rest der Bevölkerung lebte großteils in Armut – uns wurde erzählt, dass es oft nur Reis zum Essen gab. Deshalb ist die Fülle an Fleischgerichten in albanischen Restaurants heutzutage ein weiteres Zeichen der Freiheit. 

Unweit des „House of Leaves“ steht das Gebäude der Staatsoper, im russischen Baustil gehalten. Davor erstreckt sich ein großer leerer Platz, der sich pyramidenartig zur Mitte hin anhebt: Der Skanderbeg-Platz. Während der kommunistischen Herrschaft wurde dort immer wieder vor Statuen von Stalin und Lenin andächtig niedergekniet, die mit dem Ende des kommunistischen Einflusses im Jahr 1990 entfernt wurden. Nun scheint die leere Weite des Platzes ein Siegeszeichen für die befreite Bevölkerung zu sein. Nur der noch immer verehrte Nationalheld Skanderbeg ist mit einer Statue am Rand des Platzes verewigt.

Besuch und Gottesdienst in Elbasan

Die Stadt Elbasan liegt ca. 45 km von der Hauptstadt Tirana entfernt. Die Autobahn zwischen Elbasan und Tirana ist neu gebaut und ermöglicht es, rasch von einer Stadt zur anderen zu kommen (am längsten dauert es aus Tirana heraus zu kommen). Elbasan ist mit (je nach Angabe) knapp unter bzw. über 100.000 Einwohner*innen die viertgrößte Stadt Albaniens. 

Die Arbeit der EmK Gemeinde in Elbasan begann 2014, mit ein paar Menschen, die bereits zuvor Verbindung zu Methodisten hatten. Nach den Besuchen in Durres und Tirana, wo uns der hohe Anteil junger Gemeindemitglieder (Student:innen) überrascht hatte, wurden wir hier von einer deutlich größeren und von der Altersstruktur vielfältigeren Gemeinde begrüßt. Auch in Elbasan ist uns die große Anzahl an Kindern aufgefallen. Die größte Herausforderung, die auch uns sofort ins Auge gesprungen ist, sind die viel zu kleinen Räume. Die Gemeinde feiert ihre Gottesdienste mit Kinderstunde und Gemeinschaft danach in einer kleinen Wohnung, deren Räume die versammelte Gemeinde kaum fassen kann. 

Auch am Samstagnachmittag unserer Reise war fast die ganze Gemeinde versammelt, um die österreichischen Pastor*innen kennenzulernen. Wie schon in Tirana und Durres wurde zunächst kräftig und fröhlich gesungen, und auch hier waren für die Begleitung an Klavier und Gitarre sehr junge Musiker verantwortlich. Pastor Florian Cela begrüßte uns im Namen der Gemeinde sehr herzlich. In der Vorstellung der Gemeinde erzählte Pastor Cela u.a. davon, dass er in der Beschäftigung mit der Geschichte Albaniens schon auf sehr frühe Spuren methodistische Impulse in Albanien gestoßen sei: Charles Telford Erickson geb. 1867, war von 1908-1919 als Missionar in Albanien tätig. Ursprünglich war Erickson Methodist, hatte sich 1904 jedoch der Congregational Church angeschlossen. Die Arbeit der heutigen Methodistenkirche in Albanien hat jedoch erst nach dem Ende des Kommunismus 1991 begonnen. 

Elbasan ist - wie alle EmK-Gemeinden in Albanien, sehr von Abwanderung betroffen. Junge Menschen aus den Dörfern ziehen eher nach Tirana und Durres; und wer in einer der Städte Albaniens lebt und aufgrund guter Ausbildung die Chance dazu erhält, geht ins Ausland. Zurück bleiben dann oft die Alten und die Kinder. So muss die Gemeinde immer wieder von jungen Menschen Abschied nehmen. Für eine Gesellschaft, in der die Familiengemeinschaft eine viel stärkere Rolle spielt als wir es gewohnt sind, sind diese Abschiede für Eltern oft noch viel schwerer und bringen große Herausforderungen mit sich.

Dennoch ist die Grundstimmung – wie überall in Albanien – grundsätzlich sehr positiv. Eine große Hoffnung besteht darin, bald ein Grundstück erwerben und ein sichtbares Kirchengebäude errichten zu können. Der Bericht über die Arbeit der EmK in Österreich wurde mit großem Interesse verfolgt. Dass unsere Gemeinden sehr international zusammengesetzt sind, wurde auch hier mit großem Erstaunen wahrgenommen. 

Gottesdienst in Elbasan

Am Sonntag teilte sich unsere Gruppe für die verschiedenen Gottesdienste auf. Frank Moritz-Jauk und Stefan Schröckenfuchs besuchten den Gottesdienst in Elbasan, der in seinem Ablauf durchaus den Gottesdiensten in unseren Gemeinden ähnlich war. Die Liedbegleitung und die Lesungen wurde von jungen Gemeindegliedern übernommen, zur Predigt “übersiedelte“ die Kinderschar ins Nebenzimmer, um dort ein Lied einzustudieren, das am Ende des Gottesdiensts zu unseren Ehren vorgetragen wurde: die albanische Version von „If you're happy and you know it clap your hands“. 

Übersetzt von unserer geübten Übersetzerin Erisa, ermutigte Pastor Frank Moritz-Jauk in seiner Predigt dazu, vor Gott auszusprechen, was einem am Herzen liegt. Das Evangelium dieses Sonntags (Lk 17,1-11) erzählt von den 10 Aussätzigen, die zunächst einmal gemeinsam Jesus bitten: “Hab Erbarmen mit uns.“ Diesen Mut sollen wir auch haben. Und die Bereitschaft, danach zu fragen, wodurch uns denn Hilfe widerfahren ist. Denn nur einer der Geheilten kommt zurück, um zu danken. Dankbarkeit hilft, die erfahrene Hilfe zu verorten; so mache ich Erfahrungen mit Gott, die mein Vertrauen stärken. Doch am Beginn stehe das Bitten. Und so wurde die Predigt durch einige Liedzeilen von Janis Joplin abgerundet: „Oh Lord, won‘t you buy me a Mercedes Benz.“ 

Gottesdienst in Tirana

Dorothee Büürma, John Calhoun und Martin Obermeir-Siegrist blieben in Tirana. Dort versammelte sich die methodistische Gemeinde sonntags um 10 Uhr in einer kleinen Nebengasse der Rruge e Dibrës, einer stark befahrenen Straße, mitten im Zentrum der albanischen Hauptstadt zum Gottesdienst.

Im gleichen Gebäude arbeiten die Mitarbeiter*innen des Projekts Frühförderung der Diakonia Metodiste unter der Woche mit Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern. Pastor Gjergj Lushka – unter der Woche Leiter des Projekts – leitete an diesem Sonntag den Gottesdienst. Er und die Gemeinde freuten sich sichtlich über die Gäste aus Österreich. Schon vor dem Gottesdienst ergaben sich gute Gespräche und die Stimmung war fröhlich und feierlich.

In ihrer Predigt zu Jeremia 29 teilte Pastorin Dorothee Büürma sehr persönliche Erfahrungen aus ihrem Leben und machte anhand eines Beispiels aus Salzburg und eines Beispiels aus Ried deutlich, was es bedeuten kann „der Stadt Bestes zu suchen“.

Ein Gemeindemitglied half den Gästen, die Texte der Lieder zu verstehen. Diese waren verblüfft, dass der Pianist, der den Gesang gemeinsam mit jugendlichen Gitarrist*innen begleitet, erst 8 Jahre alt war.

Nach dem Gottesdienst ergaben sich noch weitere Gespräche und das eine und andere Kennenlernen.

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