Gemeindebriefe
2025
Bring a Friend!"Über drei Dinge soll man niemals reden: Religion, Politik und Krankheit." (Peter Schuhmacher, Publizist) Vielleicht habt ihr die Erfahrung auch schon gemacht: Mit guten Freunden kann man über so ziemlich alles reden. Doch gibt es oft auch ein paar Themen, die man lieber auslässt. Das Gespräch über Religion und den Glauben gehört häufig dazu. Eigentlich schade, denn die aktuelle Studie "Was glaubt Österreich" zeigt, dass Menschen in Österreich vielfach durchaus offen für religiöse uns spirituelle Themen sind. Dies trifft ganz besonders auf die jüngeren Generationen zu. In diesem Sinn möchten wir dazu ermutigen: Bringt doch einmal eine Freundin oder einen Freund mit in den Gottesdienst, und ladet sie ein, mit uns ins Gespräch zu kommen. In einem kleinen Team haben wir uns darüber Gedanken gemacht, wie ein Gottesdienst gestaltet sein sollte, damit sich Menschen wohl fühlen können, die das erste Mal mit zu uns kommen. Klar, die "eine" Antwort gibt es auf diese Frage nicht; dafür sind Menschen zu verschieden in ihren Prägungen und Bedürfnissen. Einige Ideen sind uns trotzdem gekommen. Wichtig ist zum Beispiel, dass man sich an einem neuen Ort gut zurecht finden kann. Im Gebäude, wie auch im Gottesdienstgeschehen. Wichtig ist auch, dass man sich angesprochen fühlt, ohne vereinnahmt zu werden – beim Gespräch vor und nach dem Gottesdienst, wie auch bei den Elementen des Gottesdienstes. Und wichtig ist natürlich auch, sich inhaltlich abgeholt und angesprochen zu fühlen. Da bietet sich z.B. das Thema Hoffnung und Sehnsucht an. Diese Überlegungen werden in den "Bring a Friend"-Gottesdienst einfließen, den wir am Sonntag, dem 16. Februar, feiern. Der Gottesdienst wird sich nicht allzu sehr von anderen Gottesdiensten unterscheiden; es soll ja sichtbar werden, wer wir sind und was wir machen. Als Vorbereitungsteam versuchen wir jedoch, uns in der Gestaltung bewusst von den oben genannten Fragen leiten zu lassen. Alle sind eingeladen mitzumachen! Indem wir Freunde einladen! Und in dem wir Menschen, die zum ersten Mal bei uns sind, herzlich willkommen heißen!
weiterlesenPastor, Superintendent
"Stelle mich, wohin du willst. Geselle mich, zu wem du willst."Was ist die beste Option? Was macht am meisten Spaß? Mit wem verbringe ich gerne Zeit? Fragen wie diese sind uns wohl gut bekannt. In einer Zeit scheinbar zahlloser Wahlmöglichkeiten drängen sie sich ständig auf. Vielleicht abgesehen von der letzten - der nach den Beziehungen. Doch grundsätzlich sind wir als Teil einer Konsumgesellschaft gut dahingehend konditioniert, die Frage nach der besten Option oder dem größten Genuss zu stellen. Im Blick auf die Gemeinschaft mit anderen ist das schon schwieriger, weil wir über andere nicht so gut verfügen können. Wir können nur darüber verfügen, ob wir von unserer Seite her mit jemandem anderen Zeit verbringen wollen. Doch wer gelernt hat, wählerisch zu sein, ist es möglicherweise auch in diesem Bereich. Mitmenschen sind bekanntermaßen manchmal anstrengend. Doch je wählerischer wir sind, desto öfter bleiben wir allein. Die Liturgie unseres Bundeserneuerungsgottesdienstes fordert uns heraus, eine andere Haltung einzuüben. "Stelle mich, wohin du willst. Geselle mich, zu wem du willst. Lass mich wirken, lass mich dulden. Brauche mich für dich, oder stell mich für dich beiseite. Erhöhe mich für dich, erniedrige mich für dich. Lass mich alles haben, lass mich nichts haben.", heißt es im Zentrum dieser Liturgie. Das Gebet, das auf John Wesley zurückgeht, bringt eine Haltung zum Ausdruck, die unserem Zeitgeist weitgehend entgegensteht. Statt ständig nach der besten Option zu fragen, fordert sie uns heraus, uns im Vertrauen einzuüben. Es geht um ein gelassenes Vertrauen darauf, dass in dem, was gerade gegeben ist, bereits ein Segen liegt. Dazu muss ich die Frage "Was dient mir am meisten?" umdrehen zu einem "Wozu werde ich an diesem Ort, in dieser Situation gebraucht?" Und aus der Frage, ob ich gerade Lust auf die Gesellschaft anderer habe, wird die Frage, ob andere meine Gesellschaft vielleicht gerade bräuchten. Es mag sein, dass wir so die eine oder andere "bessere" Option verpassen. Doch wer stets auf der Jagd nach der nächsten "besten" Option ist, verpasst all den Segen, mit dem Gott uns in den Untiefen des Alltäglichen beschenken will. In diesem Sinne: herzliche Einladung zum Gottesdienst zur Erneuerung des Bundes mit Gott am Sonntag, dem 19. Jänner.
weiterlesenPastor, Superintendent